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Schwere Wetter

Schwere Wetter

Titel: Schwere Wetter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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des Wissenschaftlers herauszuhören.
    »Aber der Name
sagt Ihnen etwas.«
    »Ja sicher. Ich
bin selbst Mathematiker und habe deshalb trotz der Größe der Hochschule noch
ein besonderes Auge auf diesen Fachbereich. Al-Rahman ist durch eine besondere
Begabung aufgefallen. Ein Studierender, der seine Kommilitonen mit seinen
Leistungen weit in den Schatten stellte. Er wurde von einem Professor so
gelobt, dass ich ihn mir in einem Seminar angesehen habe, in dem er eine
Aufgabe vor dem Auditorium erklärt hat. Das war ein Niveau, dem die Mehrheit
der Anwesenden nicht folgen konnte. Großartig. Ich habe al-Rahman daraufhin zu
einem Gespräch gebeten und wollte ihn überzeugen, nach dem Examen bei uns zu
bleiben. Aber ihn hat die Wirtschaft gelockt.« Professor Michaelis legte eine
kurze Pause ein. »Das ist verständlich bei den Bedingungen, die wir in
Deutschland unseren jungen Talenten bieten können. Ich kann nur hoffen, dass
Leute wie al-Rahman irgendwann zur Lehre und Forschung zurückfinden.«
    »Al-Rahman ist
Moslem«, wechselte Lüder das Thema.
    Es war übers
Telefon vernehmbar, wie Professor Michaelis bei dieser Feststellung in seiner
Auskunftsbereitschaft zurückschreckte.
    »Und?«, fragte er
gedehnt.
    »Hat er sich an
der Hochschule oder auch außerhalb politisch betätigt?«
    »Uns ist nichts
aufgefallen. Al-Rahman kommt – glaube ich – aus Jordanien. Mir sind nie Klagen
vorgetragen worden. Wenn sich jemand mit Hingabe und außerordentlichem Erfolg
dem Studium widmet, interessiert mich die Religion nicht. Nein! Es gab bei uns
keine Auffälligkeiten.«
    »Wissen Sie etwas
über seine Herkunft? Über seine Familie?«
    »Wir sind eine
Hochschule. Darf ich Sie daran erinnern? Solche Fragen stellen wir unseren
Studierenden nicht, wenn sie keine Auffälligkeit zeigen. Und das Einzige, was
uns bei Mahmud al-Rahman aufgefallen ist, war seine außergewöhnliche Begabung.
Reicht das?« Es klang ungehalten.
    Lüder bedankte
sich. Professor Michaelis hatte das bestätigt, was ihm Frank Hundertmarck
berichtet hatte.
    Lüder nahm Kontakt
zu Geert Mennchen vom Verfassungsschutz auf, der dem Innenministerium
angegliedert war.
    »Herr Dr. Lüders«,
begrüßte ihn der schwergewichtige Regierungsamtmann. »Wo brennt's?«
    »Die Lunte ist
gelegt. Nun suchen wir das Ende, bevor die Bombe hochgeht«, erwiderte Lüder.
    »Ist es nicht
toll, dass wir in unserem Beruf in Metaphern reden können und es oftmals gar
keine Floskeln sind, sondern traurige Realität?«
    »Ich habe ein paar
Namen. Können Sie mir dazu etwas sagen?«
    »Schießen Sie
los«, forderte Mennchen ihn auf.
    »So arbeiten wir
nicht bei der Polizei«, erwiderte Lüder. »Es gibt wohl keinen Polizisten, der
mit Begeisterung zur Waffe greift. Jeder Kollege ist froh, wenn sich das
vermeiden lässt. Und wenn es einmal zur Gefahrenabwehr sein muss, haben wir
gleich eine schlechte Presse und sehen uns mit einem Ermittlungsverfahren der
Staatsanwaltschaft konfrontiert. Was Juristen hinterher in monatelanger
Diskussion hin und her überlegen, muss der Kollege vor Ort in Sekundenbruchteilen
entscheiden.«
    »Hmh.« Mennchen
beließ es bei diesem Kommentar.
    »Der Erste ist
Dustin McCormick, vermutlich US -Bürger.«
    »Der Name sagt mir
etwas«, murmelte Mennchen. Lüder hörte, wie eine Tastatur im Hintergrund
klapperte. »War das nicht der, der in Rendsburg ermordet wurde?«
    »Deshalb ermittele
ich«, bestätigte Lüder.
    Nach wenigen
Augenblicken lag Mennchen die Antwort vor. »Negativ. Kennen wir nicht.«
    »Wu Zang Tian und
sein Vater Dr. Wu Cheng Jie aus Rendsburg?«
    Erneut musste
Lüder eine Weile warten.
    »Für beide gibt es
Einträge. Die sind routinemäßig überprüft worden. Das war eine Anfrage von der
Ausländerbehörde. Der Vater war Arzt in seiner Heimat, doch das Studium wurde
hier nicht anerkannt. Er hat eine Ausbildung zum Heilpraktiker gemacht und sich
in Rendsburg niedergelassen.«
    »Wieso darf er
hier arbeiten?«, fragte Lüder. »Hat er eine unbegrenzte Aufenthaltserlaubnis?«
    »Ja. Wu ist in
China in Ungnade gefallen und als Dissident aufgefallen. Er war mit manchen
Dingen nicht einverstanden. Das mag die Partei nicht. Er hat wohl Glück gehabt
und ist kurz vor seiner Verhaftung nach Europa entwischt. Er war zu einem
Kongress über traditionelle chinesische Medizin eingeladen und ist gleich
hiergeblieben. Sein Sohn ist später nachgekommen.«
    »Ist das nicht
merkwürdig?«, fragte Lüder.
    »Könnte man
meinen, aber uns liegt ein

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