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Schwere Wetter

Schwere Wetter

Titel: Schwere Wetter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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Fach, das sofort
wieder in der Wand verschwand.
    »Einen Moment
bitte«, sagte die Frau.
    Nach wenigen
Minuten glitt ein Teil der Glasfläche zur Seite, und eine Frau balancierte auf
einem Tablett eine Stempelkanne mit Kaffee, eine Designertasse und Zubehör.
    »Bitte«, sagte
sie, lächelte und stellte es auf dem kleinen Tisch ab. Dann verschwand sie
wieder durch die Wandöffnung.
    Lüder betrachtete
die Sitzmöglichkeiten nachdenklich. Auch sie waren so futuristisch, dass er
überlegen musste, wie man dort Platz nahm. Er setzte sich in das Schaumgebilde
und war überrascht, dass darunter ein ergonomisch angepasstes bequemes
Sitzmöbel verborgen war und der Schaumstoff ein entspanntes Sitzen ermöglichte.
    Er hatte die
Hälfte des Kaffees ausgetrunken, als die Wand erneut zur Seite glitt und die
junge Frau, die ihm den Kaffee gebracht hatte, bat, ihr zu folgen.
    So bequem der
Sessel auch war, so schwierig erwies sich das Aufstehen.
    Die Frau reichte
Lüder ein Armband mit einem kleinen schwarzen Kasten.
    »Das ist ein
Transponder«, erklärte sie. »Ohne den können Sie sich nicht im Haus bewegen. Er
ermöglicht Ihnen den Zutritt zu den Unternehmensbereichen, für die Sie
zugelassen sind.« Sie zeigte ein sympathisches Lächeln. »Wenn Sie sich ohne das
Gerät im Hause aufhalten und von den Stationen in den Sektoren nicht erfasst
werden, wird automatisch Alarm ausgelöst.«
    Lüder staunte über
die ausgereifte Sicherheitstechnik. In Büdelsdorf war man nicht so rigide,
obwohl Frank Hundertmarck die Polizei hatte verständigen lassen, als Dustin
McCormick rechtskonform vor dem Bürogebäude auf und ab ging. Welche Geheimnisse
verbargen diese beiden Schwesterunternehmen?
    »Ich bin Lene«,
stellte sich die Frau vor, die ihn durch die Räume führte.
    Auch im Inneren
setzte sich die ungewöhnliche Architektur fort. Es gab kurze Gänge, die sich
wieder zu Räumen öffneten, in denen Arbeitsplätze untergebracht waren. Die
Schreibtische waren licht und transparent. Nicht an jedem saß jemand und
arbeitete. Wenn der Platz besetzt war, sah Lüder auch öfter zwei oder noch mehr
Bildschirme, an denen die Mitarbeiter parallel zu arbeiten schienen. Ihm fiel
auf, dass die Tische keine Unterbauten hatten. Dafür stand neben ihnen ein
Rolli.
    Als Lene seinen
Blick bemerkte, erklärte sie: »Hier gibt es keine festen Arbeitsplätze. Jeder
hat seine Utensilien in einem persönlichen Rolli, der am Feierabend zentral
abgestellt wird. Wer zur Arbeit kommt, holt seinen Rolli und seine Rechner und
sucht sich einen freien Platz. So wird der Austausch untereinander forciert,
man ist flexibel, und es können sich immer wieder neue Teams bilden, die an
einer gemeinsamen Problemstellung arbeiten.«
    »Das ist ein
interessantes Modell«, sagte Lüder.
    »Und sehr effizient«,
bestätigte Lene.
    Sie führte ihn zu
einem Arbeitsplatz, an dem ein Mann saß, dessen ursprünglicher Haarwuchs sich
nur als schwarzer Schatten auf der Fast-Glatze abzeichnete. Er musste fast
jeden Tag mit dem Rasierapparat den Haarwuchs bekämpfen, überlegte Lüder, auch
wenn sich abzeichnete, dass sich schon deutlich Geheimratsecken breitmachten.
    »Das ist Anders
Malmström«, erklärte Lene und wies kurz auf Lüder. »Herr Dr. Lüders vom
Landeskriminalamt.«
    Der Mann mit den
Ulkusfurchen um die Mundwinkel sah auf. Er musterte Lüder durch die Gläser
seiner mächtigen schwarzen Brille. Dann stand er auf und nickte Lüder zu, ohne
ihm die Hand zu reichen.
    »Ich bin Anders«,
sagte er auf Englisch.
    »Lüders. Polizei
Kiel«, erwiderte Lüder ebenfalls auf Englisch.
    »Ist es okay, wenn
wir Englisch sprechen? Mein Deutsch reicht nur für den privaten Gebrauch«,
erklärte Malmström.
    »Sie sind der
Geschäftsführer?«
    »Managing
Director« ,
bestätigte Malmström. »Was ist Ihr Problem?«
    Der Mann musste
lange in den USA gearbeitet haben, dachte Lüder.
Er hatte sich die dortigen Gepflogenheiten angeeignet, keine langen Vor- oder
Einführungsreden zu verwenden.
    »Wo ist Frank
Hundertmarck, der Boss Ihres Schwesterunternehmens?« Lüder stieg auf die
direkte Art ein.
    »Keine Ahnung.
Deshalb werde ich morgen nach Büdelsdorf fahren und die ›securus consulting‹
übernehmen. Als Manager.«
    »Das geht aber
schnell. Wir haben in Deutschland eine Rechtsordnung. Da kann sich nicht
irgendjemand hinsetzen, hoppla rufen und im Handstreich den Betrieb
übernehmen.«
    »Im Papier bin ich
eingetragen«, erklärte Malmström. »Schon lange. Als Back-up. Ich war

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