Schwere Wetter
Meerwein auseinander. Und die »securus consulting« in Büdelsdorf
beschäftigte sich kommerziell mit dem Datenschutz. Wer war Dustin McCormick,
der sich als Student ausgegeben und sich ebenfalls auffällig für den
Datenschutz interessiert hatte? War McCormick auf etwas gestoßen, dessen
Entdeckung für ihn zu seiner Ermordung führte? Lüder musste sich eingestehen,
dass seine Kenntnisse der komplexen und globalen Cyberwelt nicht über das
Allgemeinwissen der Handhabung und Bedienung von Homecomputern und Smartphones
hinausging, ja, dass er sicher in manchen Bereichen hinter dem Know-how seiner
Kinder hinterherhinkte. Und jetzt sollte er den Schwerpunkt seiner Ermittlungen
auf ein Terrain lenken, bei dem ihm schon viele der Begrifflichkeiten fremd
waren.
Er musste noch
einmal mit Frank Hundertmarck sprechen. Der Geschäftsführer der »securus
consulting« hatte ihm noch lange nicht alle Geschäftsgeheimnisse offenbart. Vor
dem neuen Hintergrund würde Lüder dem Mann andere Fragen stellen können. Er
rief in Büdelsdorf an und hatte einen Mann am Apparat, der nur Englisch sprach.
Nein, er könne ihm
nicht sagen, wo »Fränk« sei, erklärte der Mann mit der gutturalen Aussprache.
Immerhin verband er Lüder mit einer Frau.
»Biedermann«,
nannte die Angestellte ihren Namen.
»Ich hätte gern
Herrn Hundertmarck gesprochen«, sagte Lüder.
»Um was geht es
denn?«, erwiderte die Frau mit einer Gegenfrage.
»Lüders.
Landeskriminalamt.«
»Oh!«
»Können Sie mich
bitte mit Herrn Hundertmarck verbinden?«
Es folgte eine
längere Pause, bis Frau Biedermann antwortete.
»Das geht nicht.«
»Warum?«
»Ja – äh … Der
ist nicht im Hause.«
Lüder erinnerte
sich, dass Hundertmarck angekündigt hatte, er müsse geschäftlich in die USA fliegen.
»Ist er verreist?«
»Ja – nein. Also …«, stammelte die Frau.
»Was denn nun?«
»Können Sie morgen
noch einmal anrufen? Oder besser … in ein paar Tagen.«
Lüder erklärte
ihr, dass er nicht zu warten gedachte. »Meine Fragen an Herrn Hundertmarck
dulden keinen Aufschub«, sagte er barsch.
»Ich kann Ihnen
nicht weiterhelfen«, erwiderte Frau Biedermann so leise, dass Lüder sie kaum
verstehen konnte.
»Wo ist Ihr
Geschäftsführer? Irgendjemand bei Ihnen wird es doch wissen. Er muss doch eine
Sekretärin haben.«
»Ich bin seine
Assistentin«, sagte sie schüchtern.
»Dann kennen Sie
doch seinen Terminkalender.«
»Ja …
normalerweise.«
»Ich möchte von
Ihnen wissen, wo Ihr Geschäftsführer ist. Und zwar sofort«, sagte Lüder.
»Ja … ähm. Also …« Frau Biedermann unternahm mehrere Versuche und verhaspelte sich dabei.
»Eigentlich sollte er heute hier sein, im Büro. Er ist nicht erschienen und hat
sich auch nicht abgemeldet.«
»Haben Sie ihn zu
erreichen versucht?«
»Ja … Nein!«,
sagte sie.
»Was denn nun?«
Frau Biedermann
hüstelte. »Wir haben, nachdem Herr Hundertmarck heute nicht erschienen ist,
einen Anruf aus Itzehoe bekommen.«
Dort befand sich
ein Schwesterunternehmen, hatte Hundertmarck ihm erläutert. Beide gehörten
derselben schwedischen Muttergesellschaft.
»Von der …«
Lüder überlegte. »›Global data consulting‹«, sagte er.
»›Global data
framework‹«, korrigierte ihn Frau Biedermann. »Also. Morgen früh kommt jemand
aus Itzehoe und will zur Belegschaft sprechen. Tut mir leid. Mehr kann ich
Ihnen nicht sagen. Ich weiß auch nicht mehr«, fügte sie kaum wahrnehmbar an.
Es war sinnlos,
weitere Fragen zu stellen. Die Angestellte schien tatsächlich nicht mehr zu
wissen.
Lüder versuchte,
den Hochschulpräsidenten in Hamburg zu erreichen. Nachdem er seine Identität
erklärt hatte, wurde er mit Professor Michaelis verbunden.
»Sie sind ein
Bekannter von Christoph Johannes aus Husum?«, eröffnete Lüder das Gespräch,
weil er sich erinnerte, dass der Husumer Kripochef ihm von der Bekanntschaft
berichtet hatte.
»Ja, wir kennen
das Ehepaar vom Golf«, bestätigte der Professor mit ruhiger, aber fester
Stimme. »Es gibt aber auch noch andere Interessen, die wir teilen«, fügte er
an. »Aber das wollen Sie sicher nicht wissen.«
»Mahmud al-Rahman
hat bei Ihnen studiert.«
Professor
Michaelis lachte herzhaft auf. »Ich wollt, es wäre so«, sagte er. »Als
Präsident der Hochschule bin ich nur noch mit administrativen und
Grundsatzfragen beschäftigt. Viel Politik. Da bleibt mir leider keine Zeit mehr
für die Lehre und die Forschung.«
Deutlich glaubte
Lüder das Bedauern aus den Worten
Weitere Kostenlose Bücher