Schwere Wetter
Ostholstein und bis Stockelsdorf, also bis
an die Grenze von Lübeck.«
»Und
Krankenhäuser?«
Thiel schüttelte
den Kopf. »Nur Oldenburg. Zum Glück.«
»Haben Sie mehr
Informationen als das, was ich vorhin auf NDR gehört
habe?«
»Welle Nord hatte
es in den Nachrichten, während es NDR Info
ausführlicher behandelt hat«, erklärte Thiel. »Aber auch bei den anderen
Sendern und in den Zeitungen ist es das Thema im
Norden. Jetzt sind wir damit betraut.«
»Seitdem wir
diesen unglückseligen Abteilungsleiter haben, klappt es mit der Information
überhaupt nicht mehr«, beschwerte sich Lüder. »Jeder andere, der bisher auf dieser
Position gesessen hat – ich betone ausdrücklich: jeder! –, hat die Funktion besser ausgefüllt. Es gibt bei uns keine gemeinsamen
Dienstbesprechungen mehr. In jedem Wirtschaftsunternehmen dort draußen gibt es
Meetings und Briefings, aber hier weiß, seitdem Dr. Starke im Hause ist, der
linke Schreibtisch nicht, was auf dem rechten bearbeitet wird.«
»Was machen Sie
gerade?«, fragte Thiel.
Lüder berichtete
in Kurzform von seinen Ermittlungen.
»Zumindest fischen
wir beide im großen übergeordneten Themenkomplex«, erklärte Thiel. »Tatsächlich
ist der Fall bei uns gelandet.« Er klopfte mit dem Knöchel seines Zeigefingers
auf die Tischplatte. »Hier. Bei mir.«
»Was steckt
dahinter?«
»Es waren keine
Zufälle, beide nicht. Sowohl im Supermarkt wie im Krankenhaus war es ein
Angriff von außerhalb.«
»Bitte?«, fragte
Lüder überrascht.
Thiel nickte
ernst. »Hacker haben sich Zugriff zu den Rechnersystemen verschafft und sie
fremdgesteuert. Bei der Supermarktkette hat man das System heruntergefahren,
indem man die Systemzeit verändert hat. Dadurch wurde die gesamte
Onlineverarbeitung gestoppt, und es lief automatisch die Batch verarbeitung,
das heißt die Tagesendverarbeitung, an. Dem System wurde schlichtweg
vorgegaukelt, alle Geschäfte hätten geschlossen und nun könnten die Aktivitäten
ablaufen, die normalerweise nach Mitternacht gestartet werden. Bis man das im
Rechenzentrum bemerkt, alles wieder zurück- gesetzt hatte und wieder online
gehen konnte, waren fast zwei Stunden vergangen.«
»Das geht so
einfach? So primitiv sind moderne Systeme außer Kraft zu setzen?«
»Nun«, sagte Thiel
gedehnt und spitzte die Lippen, »da gehört schon ein wenig mehr dazu. Die Täter
haben noch ein paar Kunstgriffe ausüben müssen. Was genau sie getan haben, muss
noch analysiert werden. Daran arbeiten die Systemleute der Supermarktkette
fieberhaft. Wie die Hacker trotz umfangreicher Sicherungsmaßnahmen in den
Rechner gelangen konnten, wird noch geprüft. Was ich Ihnen eben erklärt habe,
ist das Prinzip.«
»Und in
Oldenburg?«
»Auch da waren
Hacker am Werk. Ich muss Ihnen nicht erklären, dass heute fast alles
rechnergesteuert abläuft. Das gilt auch für die Stromversorgung in großen
Betrieben und Krankenhäusern. Natürlich ist in allen sensiblen Bereichen eine
Notstromversorgung vorhanden. Die springt auch zuverlässig an. Sie merken es in
einem Operationssaal höchstens durch ein kurzes Flackern in der Beleuchtung.
Aber wer steuert den Wechsel von der normalen auf die Notstromversorgung?«
Thiel sah Lüder mit lauerndem Blick an.
»Elektronik?«,
riet Lüder.
»Richtig. Und die
ist manipulierbar. Diesen Umstand haben die Täter in Oldenburg ausgenutzt.«
Lüder atmete tief
durch. »Das ist unvorstellbar, was man mit einem Cyberangriff alles
bewerkstelligen kann.« Er dachte daran, welche Schreckensszenarien ihm die IT -Experten, mit denen er bisher gesprochen hatte,
aufgezeigt hatten. »In Plön und Oldenburg haben es die Unbekannten
demonstriert. Es hätte auch die beiden Campus des Universitätsklinikums in Kiel
und Lübeck treffen können.«
»Oder anderes.«
»Man könnte die
Börse manipulieren. Bei den derzeit sensiblen Märkten rund um den Globus würde
das in Sekundenbruchteilen eine wirtschaftliche Katastrophe auslösen. Und wenn
Sie dem Rechner des Pentagon vorgaukeln, dass ein atomarer Angriff auf die USA stattfindet, würden wir am Rande der
Selbstzerstörung des Erdballs stehen.«
»Das ist ein
völlig neuer Schauplatz der Auseinandersetzung zwischen den Völkern«, stimmte
Thiel zu. »Die Bevölkerung ahnt nicht, was sich dort hinter den Kulissen
abspielt.«
Nachdenklich
kehrte Lüder zu seinem Büro zurück. Mit genau diesem Thema setzten sich
Professor Ueli Eglschwiler und seine wissenschaftlichen Mitarbeiter Rottenberg
und
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