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Schwere Wetter

Schwere Wetter

Titel: Schwere Wetter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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auf, ließ den Professor los
und sackte wie vom Blitz getroffen zusammen. Lüder bekam Eglschwiler zu fassen,
krallte sich in dessen Mantel und hielt ihn fest. Der zweite Täter versuchte
von innen, am Professor zu zerren, aber der half Lüder, indem er mit den Füßen
gegen die Schwelle des BMW drückte.
    In diesem Moment
heulte der Motor des Wagens auf. Der BMW machte
einen Satz vorwärts. Die offene Tür schlug gegen das Heck des Busses. Es
knallte blechern. Der Professor rutschte mit seinem Oberkörper am Fahrzeug
entlang, geriet aber zum Glück nicht unter das Hinterrad.
    Mit quietschenden
Pneus entfernte sich der BMW .
    Lüder lag zur
einen Hälfte über dem Professor, zur anderen verdeckte er den zweiten Täter.
Bevor der reagieren konnte, hatte Lüder ihn am Boden fixiert. Der Mann war
immer noch durch Lüders Anspringen benommen, sodass es keine Mühe bereitete,
ihm Handfesseln anzulegen. Dann sah Lüder nach Eglschwiler, dessen Gesicht
blutüberströmt war. Auch Mantel, Hemd und Sakko hatten etwas abbekommen.
    »Sind Sie in
Ordnung?«, fragte Lüder.
    Der Professor
nickte und wischte sich mit dem Ärmel über Mund und Nase. Nachdenklich starrte
er auf den verschmierten Stoff.
    »Was war das
denn?«, fragte er mit belegter Stimme.
    »Die wollten Sie
entführen«, erklärte Lüder.
    »Mich? Blödsinn.«
    »Lüders,
Landeskriminalamt«, sagte Lüder und drückte den Täter unter sich wieder auf den
kalten Fußboden, als der sich rührte und leise stöhnte.
    »Mann, hier ist
aber Action«, hörte Lüder die Stimme eines jüngeren Mannes, der in Begleitung
einer Frau ebenfalls zu den Busfahrgästen gehört hatte. »Da denkt man, die
Fischköpfe sind so cool und träge. Meine Kumpel haben immer gesagt, sie möchten
in Kiel nicht tot überm Zaun hängen.«
    »Da werden Sie
gleich baumeln«, herrschte ihn Lüder an. »Wegen unterlassener Hilfeleistung.
Los. Rufen Sie einhundertzwölf an und fordern Sie zwei Rettungswagen an.«
    Er selbst drückte
mit dem Knie den Entführer nach unten, angelte nach seinem Handy und wählte die
Eins-Eins-Null.
    »Lüders. LKA . Am Kieler ZOB hat es
soeben eine versuchte Entführung gegeben. Die Täter sind flüchtig mit einem
Dreier- BMW , Farbe dunkelblau, Kennzeichen …« Er
nannte die Kieler Kombination. »Besonderes Merkmal des Fahrzeugs: Die hintere
rechte Tür ist beschädigt. Möglicherweise lässt sie sich nicht schließen. Das
Fahrzeug flüchtete in Richtung Stresemannplatz. Achtung. Die Täter sind
möglicherweise bewaffnet und gewalttätig.«
    »Wir werden die
Ringfahndung einleiten«, versprach der Beamte in der Leitstelle.
    Lüder hatte den
Notruf noch nicht beendet, als zwei Beamte der Bundespolizei von der nahen
Wache im Hauptbahnhof auftauchten.
    »Ich bin vom LKA «, sagte Lüder und stand auf. »Der Bursche hier war
an einer versuchten, aber missglückten Entführung beteiligt.«
    Lüder löste sich
vom Täter und zog ihm die Skimaske vom Kopf. »Mal sehen, wie so ein Bösewicht
aussieht.«
    Zum Vorschein kam
ein derb wirkendes Gesicht, das durch hochstehende Wangenknochen und schmale
Augen geprägt war. Lüder schätzte, dass der Mann aus Osteuropa stammte.
    »Wie heißen Sie?«,
fragte er, erhielt als Antwort aber nur ein Stöhnen.
    Die beiden Beamten
packten den Täter und zogen ihn hoch. Sofort sackte er in die Knie und stöhnte
vor Schmerz erneut auf.
    »Vorsichtig«,
mahnte Lüder, als einer der Bundespolizisten knurrte: »Harter Junge, was? Aber
selbst nichts abkönnen. Das mögen wir haben.«
    »Der Mann ist
vielleicht verletzt«, sagte Lüder.
    »Dann hätte er zu
Hause bleiben sollen. Da wäre ihm nichts passiert.«
    Im
Unterbewusstsein nahm Lüder das Getuschel der Passanten wahr. Obwohl in dieser
finsteren Ecke nicht viel Betrieb war, sammelte sich doch eine Gruppe
Schaulustiger an, die einen Ring um das Geschehen bildeten.
    Lüder beugte sich
zu Eglschwiler hinab, der mit dem Rücken gegen die Hinterseite des Busses
lehnte.
    »Geht es Ihnen
gut?«, fragte Lüder.
    Der Professor
nickte. »Sie sind vom LKA , habe ich
mitbekommen?«, fragte er. Sein Schweizer Dialekt klang durch die
Gesichtsverletzung nasal.
    »Ich wollte Sie
abholen, da ich ein paar Fragen an Sie habe.«
    »An mich?«
    »Ja.«
    »Was denn?«
    Mehrere
schaulustige Passanten hatten sich zu den beiden herabgebeugt und lauschten
begierig dem Dialog.
    »Das klären wir
später«, sagte Lüder.
    Inzwischen war der
erste Streifenwagen vom zweiten Polizeirevier aus der Falckstraße

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