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Schwere Wetter

Schwere Wetter

Titel: Schwere Wetter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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versetzt hinter ihn.
    Der Hausbesitzer
zögerte, als wolle er sich davor drücken, die Tür zu öffnen.
    »Los, machen Sie
schon«, ermunterte ihn Lüder.
    In Zeitlupe
drückte Waldow die Klinke herunter und zog die Tür auf.
    Der Besucher
gewahrte zunächst Dolf Waldow, dann sah er Lüder und stutzte. Die Überraschung
war gelungen.
    »Hallo«, sagte
Lüder. »Mich haben Sie nicht erwartet.«
    Der Besucher sah
ihn erstaunt an.
    »Nein«, sagte er
leise und blickte unschlüssig zwischen Waldow und Lüder hin und her.
    »Kommen Sie
herein, Herr Rottenberg«, sagte Lüder, als wäre er der Hausherr.
    Zögerlich trat der
wissenschaftliche Mitarbeiter von Professor Eglschwiler ein.
    Lüder trat zur
Seite. »Wir sitzen im Wohnzimmer«, erklärte er. »Gehen Sie voraus. Sie kennen
ja den Weg.«
    Rottenberg fiel
darauf herein. Ohne Zögern ging er in den Raum. Er war nicht das erste Mal in
diesem Haus.
    »Was führt Sie
hierher?«, fragte Lüder direkt.
    Rottenberg sah
Lüder an, dann wanderte sein Blick weiter zu Waldow.
    »Wir haben einen
Termin. Dolf und ich.«
    Rottenberg hatte seinerzeit
bei der Befragung durch Lüder nicht geleugnet, Dolf Waldow zu kennen.
    »Darf ich
Einzelheiten erfahren?«
    »Es geht um
fachliche Dinge.«
    »Genau die möchte
ich hören.«
    »Dolf … Herr
Waldow hat sich darauf spezialisiert, für die Sauberkeit von Software zu
sorgen. In diesem Punkt berät er Unternehmen und Institutionen.«
    »Herr Waldow
verspricht den Unternehmen eine virenfreie Umgebung.«
    »So könnte man es
nennen«, bestätigte es Rottenberg.
    »Hmh«, murmelte
Lüder halblaut. »Da ist der Paulus zum Saulus geworden.«
    »Heißt das nicht
genau umgekehrt?«, merkte Rottenberg an.
    »Meistens«,
antwortete Lüder ausweichend. »Aber nicht immer.«
    »Also«, setzte
Rottenberg wieder an. »Im Elfenbeinturm der Universität laufen Sie schnell
Gefahr, den Kontakt zur Realität zu verlieren. Was nützt eine akademische
Betrachtung, wenn Sie nicht mehr wissen, was an der Front passiert? Wir möchten
den Studierenden ja nichts vom Himmel erzählen, sondern Ihnen Wissen und
Werkzeuge an die Hand geben, mit denen Sie in der Praxis arbeiten können.
Natürlich ist es ein Spagat, darüber nicht den theoretischen Überbau, die
Wissenschaft und Forschung zu vergessen. Während Tell, also Professor
Eglschwiler, ein Egghead ist, versuchen wir, Meerwein
und ich, die Praxis mit einzubinden. So kommt es, dass wir uns austauschen.«
    »Austauschen? Das
klingt nach einem gegenseitigen Geben und Nehmen.«
    »Richtig. Als Dank
für unser Brainstorming erhält Dolf Einblick in Dinge, die nicht jedem gewährt
werden.«
    »Das wäre?«
    »Tja.« Rottenburg
kratzte sich den Kopf, als müsse er überlegen. »Wir haben schon Nächte damit
zugebracht, über Viren und Angriffsmöglichkeiten auf Rechnersysteme zu
diskutieren. Leider ist es rein hypothetisch. Die kreativen und abenteuerlich
klingenden Ideen lassen sich aus verständlichen Gründen nicht umsetzen.«
    »Ich entnehme
Ihren Ausführungen ein tiefes Bedauern.«
    Rottenberg nickte.
»Es klingt vielleicht abwegig, aber wenn Sie eine Bombe gebastelt haben,
möchten Sie auch wissen, wie laut sie knallt.«
    »Oder welche
Zerstörungskraft sie hat«, wandte Lüder ein.
    Rottenberg schien
zu erschrecken. »Oje. Das natürlich auch. Daran habe ich bei meiner Metapher
nicht gedacht.«
    »Ich darf
vermuten, dass eine Bombe im übertragenen Sinn im Internet viel verheerendere
Auswirkungen haben kann als ein realer Sprengkörper.«
    »Davon ist
auszugehen«, bestätigte Rottenberg.
    Spontan fielen
Lüder die Angriffe auf den Supermarkt und das Krankenhaus in Oldenburg ein.
Bisher gab es noch keine Meldung der Täter, keinen Erpressungsversuch. Hatten
in diesen Fällen ein paar enthusiastische Verrückte ihre »Bombe« gezündet? Wie
viele Leute gab es, die so dachten wie Rottenberg, der das freimütig vor Lüder
ausplauderte?
    In einem früheren
Gespräch hatte Rottenberg angedeutet, dass Waldow die Universität nicht
freiwillig verlassen hatte. Man hatte ihm vorgeworfen, bei Arbeiten getäuscht
zu haben. Andere werden damit Verteidigungsminister, dachte Lüder. Und Waldow
hatte auch ohne akademische Ehren einen erfolgreichen Weg beschritten. Wie
schwer dabei der unredliche Anteil wog, mussten die Richter feststellen. Eine
zweite Frage war, ob Waldow seine Einkünfte auch versteuert hatte. Deutsche
Finanzämter spaßten nicht mit Leuten, die versuchten, Gelder an ihnen vorbei zu
vereinnahmen.
    Und

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