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Schwere Wetter

Schwere Wetter

Titel: Schwere Wetter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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überstellt. Innere Verletzungen scheint er keine zu haben.«
    Lüder atmete
erleichtert auf. Natürlich war Gefahr im Verzug gewesen. Es ging ihm aber nicht
um die Darstellung der rechtlichen Position; es widerstrebte ihm, Menschen
Schaden zuzufügen, auch wenn es Gesetzesbrecher waren.
    »Wir wissen auch, wer der
Mann ist«, erklärte Vollmers und fuhr fort: »Er heißt Vlad Bălăneşti und stammt aus Krischinau in der
Republik Moldau. Bălăneşti wird in Deutschland geduldet. Damit
dürfte es jetzt aber vorbei sein, da er ein längeres Strafregister hat.
Diebstahl, Raub, Förderung der Prostitution und Körperverletzung.«
    »Haben Sie …?«
    Vollmers pustete
entrüstet in den Telefonhörer. »Natürlich! Bălăneştis Akte liest sich wie ein
Adressregister von Kiels Unterwelt. Am deutlichsten sticht Traian Popescu
hervor, ein Rumäne. Der hat eine noch längere Latte an Vorstrafen. Er ist erst
vor vier Monaten in Neumünster entlassen worden. Dort hat er vier Jahre wegen
schweren Raubes eingesessen. Popescu gilt als äußerst gewaltbereit. Er hat nur
dem Schweigen unter Knastbrüdern zu verdanken, dass er seine Zeit nicht weiter
hinter Gittern verbringt. Er steht im dringenden Verdacht, in der JVA einen Mitgefangenen zum Invaliden geprügelt zu
haben. Der Mann, an sich auch ein schweres Kaliber, ist seitdem auf einem Auge
blind und hat ein steifes Bein.«
    »Da haben wir uns
eine reizende Kundschaft ausgesucht.«
    »Sie! Wir haben es
immer nur mit ›harmlosen‹ Mördern zu tun«, sagte Vollmers. Aus seiner Stimme
war herauszuhören, dass er seine Aussage nicht ernst nahm.
    »Und der Dritte?«
    »Da haben wir noch
keine Ahnung, wer das ist. Wir haben aber den Wagen entdeckt. Er ist am
Schwedenkai verlassen vorgefunden worden. Ein Angestellter der ›Stena Line‹ hat
die Täter angesprochen, dass sie dort nicht parken dürften. Das hat sie aber
nicht gekümmert. Der Mann wird uns hoffentlich eine aussagekräftige
Personenbeschreibung liefern können.«
    »Das sind ja nur
wenige Meter vom ZOB . Dann haben die Täter kurz
nach Beginn ihrer Flucht den Wagen abgestellt.«
    »Ja. Das Fahrzeug
wird derzeit geborgen und kommt zur kriminaltechnischen Untersuchung. Eine
Kennzeichenüberprüfung ergab, dass der Wagen von einem Autoverleih stammt. Wir
haben Popescu zur Fahndung ausgeschrieben. Ich habe angeleiert, dass die
Wohnung Popescus vom MEK überwacht wird.
Eigentlich wäre das Ihre Aufgabe gewesen.« In Vollmers' Stimme schwang ein
leichter Vorwurf mit.
    »Ich könnte das
nie so gut organisieren wie Sie«, lobte Lüder, obwohl er wusste, dass
Schmeicheleien beim erfahrenen Hauptkommissar nicht verfingen.
    Während des
Telefonats hatte Lüder im Display gesehen, dass ihn ein weiterer Anrufer zu
erreichen versuchte. Nach dem Gespräch mit Vollmers rief er zu Hause an.
    »Sag mal, was hat
das zu bedeuten?«, begann Margit ansatzlos. »Ich möchte bitte eine Erklärung.«
    »Ich habe bei
einem Unfall geholfen«, log Lüder.
    Doch Frauen ließen
sich nicht täuschen.
    »Erzähl mir keine
Märchen. Jonas hat mir gesagt, du wärest in eine Schießerei verwickelt
gewesen.«
    »Das ist kindliche
Phantasie. Es war ein Unfall. Ich war zufällig Zeuge und habe eingegriffen.«
    »Eingegriffen?«
Margit blieb skeptisch. »Das ist eine merkwürdige Umschreibung. Für gewöhnlich greift man bei einem Unfall nicht ein. «
    »Es war wirklich
so.«
    »Was ist mit dem
Blut im Zeitalter von Aids?«
    »Der von der
Boulevardpresse verbreiteten Hysterie müssen wir nicht anheimfallen. Das
Unfallopfer ist ein renommierter Universitätsprofessor der
Christian-Albrechts-Universität.«
    »Und der stolpert
ausgerechnet vor deinen Füßen.«
    »Er ist angefahren
worden. Ich war zufällig in der Nähe und habe Erste Hilfe geleistet.«
    »Bei dir sind es
immer Zufälle.« Es klang schon eine Spur versöhnlicher.
    Lüder versprach,
am Abend weitere Erklärungen abzugeben, und war froh, als Margit sich damit
zufriedengab.
    Anschließend nahm
er Kontakt mit Professor Eglschwiler auf.
    »Man hält mich
noch in der Uniklinik fest«, klagte der Informatiker. »Ich muss aber dringend
in mein Institut. Aua. Geht das nicht ein wenig vorsichtiger?«
    Der Schluss des
Satzes galt nicht Lüder. Offenbar telefonierte Eglschwiler, während er
medizinisch versorgt wurde.
     
    Lüder hielt es für
die beste Lösung, in die Klinik zu fahren und den Professor dort zu befragen.
    »Der ist schon
wieder weg. Vor etwa«, die Stationsschwester sah auf die große

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