Schwere Wetter
»Una cosa de la frontera.«
»Treibst du dich wirklich mit Drogendealern herum?« fragte Rick.
»Aus Drogen mache ich mir nichts«, sagte Alex. »Ich stehe mehr auf medizinische Versorgung.«
Alle vier brachen in Gelächter aus. Aus irgendeinem Grund fanden sie die grundlegende Tatsache seines Lebens komisch. Alex schloß daraus, daß er es mit geistig zurückgebliebenen Provinzlern zu tun hatte, und nahm sich vor, sein Verhalten darauf einzustellen.
»Erzähl unserem Freund Alex von der Besichtigungstour«, meinte Rick drängend.
»Ja, klar«, sagte Peter. »Weißte, Alex, wir haben hier eine Menge Besucher. Besonders zur Hauptsaison im Frühjahr. Und wir haben festgestellt, daß die sich am leichtesten einen Überblick über unsere Tätigkeiten verschaffen können, wenn sie das Lager mit einem Ultralight überfliegen.«
»Ein Flieger«, sagte Alex. Er blickte Ellen und die andere Frau an, die sich ihm noch nicht vorgestellt hatte. Die beiden Frauen waren eifrig damit beschäftigt, die linke Schulter des Tieres abzutrennen.
»Yeah. Wir haben zwei bemannte Ultralight. Außerdem drei motorbetriebene Paraglider, aber die sind was für Experten. Interesse?«
»Hab's noch nie probiert«, sagte Alex.
»Der Ultralight ist mit einem eigenen Navigationssystem ausgestattet«, meinte Peter. »Genau wie ein Auto! Bloß sicherer, denn in der Luft gibt's keinen Verkehr und keine tückischen Straßenbedingungen. Du brauchst keinen Finger zu rühren.«
»Fliegt er richtig schnell?« fragte Alex.
»Nein, nein, überhaupt nicht.«
»Und in welcher Höhe? Fliegt er richtig hoch?«
»Nein, sehr hoch kommst du damit nicht.«
»Dann klingt es nicht besonders interessant«, sagte Alex. Er zeigte auf den Kadaver. »Was bedeutet eigentlich diese seltsame Verfärbung am Schulterblatt? Ist das normal?«
»Also«, schaltete Rick sich ein, »er kann verflucht hoch fliegen, aber dann müßtest du Sauerstoff mitnehmen.«
»Ihr habt Sauerstoff?«
Rick und Peter wechselten Blicke. »Klar.«
»Kann ich den Rundflug auslassen und bloß etwas Sauerstoff haben?«
»Warte, bis du die Maschine siehst«, meinte Peter ausweichend. »Wenn du die Maschine erst mal gesehen hast, kennst du bestimmt kein Halten mehr.«
Alex folgte den beiden durchs Camp, wobei er seine Schritte auf dem tückischen Boden vorsichtig setzte. Das wenige, das er vom Camp sah, wenn er einmal von seinen gefährdeten Füßen hochschaute, beeindruckte ihn nicht sonderlich. Die Atmosphäre hatte etwas Mönchisches an sich, eine Art militärischer Strenge. Vier skelettartige Masten beherrschten das Lager, gespickt mit Radarschüsseln, komplizierten Antennen, armdicken Kabeln, Kabelführungen und sich drehenden, schüsselförmigen Windmessern. Drei große verdreckte Busse waren unter einem Sonnenschutz aus Papier abgestellt, außerdem drei Robotbikes. Ein Traktor mit einer Planiervorrichtung und einer spiralförmigen Grabvorrichtung hatte eine Reihe großer Wasserdestillen errichtet, aus denen es in einen mit einem Hahn versehenen Plastikbehälter tropfte.
Die drei Männer blieben vor dem mit einem Vorhang verhängten Eingang einer anderen Jurte stehen. Zwei gewaltige Winschen, auf deren motorbetriebenen Walzen dünnes, verheddertes Kabel aufgerollt war, flankierten den Eingang.
Alex folgte den beiden Männer am dicken Vorhang vorbei ins Zeltinnere. Die Jurten bestanden aus wattiertem Papier, das über kreuzweise angeordnete, spreizbare Gitter aus lackiertem Holz gespannt war. Die diamantförmigen Ränder der Gitter waren akkurat und fest miteinander verbunden, und acht dieser Gitter bildeten, zu einem weiten Ring gebogen, die runde Wand der Jurte. Von den Spitzen der Gitter führten sechzehn gebogene, lackierte Bambusstangen zu einem Ring in der Mitte hoch und stützten das Kuppeldach aus weißem Papier.
Die Papierwände flatterten leicht im stetig wehenden Wind, doch im Innern herrschte ein erstaunlich kräftiges, perlmutt-farbenes Licht, und mit dem teppichbedeckten Boden wirkte die Jurte ausgesprochen wohnlich und stabil. Alex stellte fest, daß er sich in einem kleineren Flughafenhangar voller Flugdrachen, Rümpfe, Rundträger aus geschäumtem Metall und großen Bündeln verstärkten Segeltuchs befand. Ein Trouper war gerade bei der Arbeit und saß mit untergeschlagenen Beinen auf einem Kissen inmitten eines Durcheinanders von Spezialwerkzeugen. Sein Gesicht war hager und wettergegerbt, und sein Schädel, von dem ihm ein paar glatte, farblose Strähnen auf die
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