Schwere Wetter
eigentlich?«
»Ich heiße Alex Unger, komme gerade aus Mexiko und brauche ein Paar Schuhe, damit ich aus dem Wagen aussteigen kann.«
Carol zögerte kurz. »Warte einen Moment, Alex.« Sie legte auf.
Alex lehnte sich zurück. Nach einer Weile nahm er wieder das Telefon zur Hand und wählte die Nummer der Auskunft von Matamoros. Er erkundigte sich nach dem gegenwärtigen Decknamen eines seiner bevorzugten Kontaktleute und wurde auch problemlos durchgestellt. Mitten im Gespräch legte er jedoch auf, weil sich eine Frau dem Wagen näherte.
Die Fremde, eine Schwarze, hatte kurze, schwarze, mit Draht zusammengebundene Zöpfe und ein breites, windgegerbtes, fröhliches Gesicht. Sie war etwa fünfunddreißig. Bekleidet war sie mit einem Rettungsanzug aus Papier, den ein Farbdrucker mit bemerkenswertem Ergebnis bespritzt hatte.
Die Frau reichte Alex ein Paar Sandalen durch die offene Tür. Die Sandalen hatten flache Sohlen aus dickem, dunkelgrünem Vinyl, mit breiten, frisch angeklebten Schnallen aus weißem, elastischem Stoff.
»Was ist denn das?« fragte Alex. »Die sehen ja wie Duschschlappen aus.«
Die Frau lachte. »Du kannst eine Dusche gebrauchen, Mann. Zieh sie an.«
Alex ließ die Sandalen fallen und schlüpfte mit den Füßen hinein. Die Sandalen waren zwei Nummern zu groß, hatten aber mehr oder minder die richtige Form für seine Füße und würden wohl kaum abfallen. »Für zwei Minuten Arbeit gar nicht so schlecht, Carol.«
»Herzlichen Dank, Mann. Da du und deine Schwester beide reicher seid als Gott, darfst du mir ruhig ein paar tausend Dollar dafür geben.« Carol beäugte ihn mißtrauisch. »Mann, Jane hat wirklich nicht zuviel versprochen. Eher zuwenig!«
Alex ließ das so im Raum stehen. »Juanita hat gemeint, ich soll bei den Leuten dort drüben bleiben, bis sie zurückkommt.«
»Dann solltest du das besser mal machen, Mann. Aber sei so nett und stell dich nicht in den Wind.« Carol trat vom Wagen zurück. »Und spiel nicht mehr mit unseren Telefonen rum, okay? Peter wird echt nervös, wenn Amateure mit unseren Telefonen rummachen.«
»War nett, dich kennenzulernen«, sagte Alex. Carol winkte knapp und ging fort.
Alex setzte behutsam die Füße auf den Boden von Westtexas. Das schmalhalmige Präriegras wirkte ganz okay, aber ansonsten war der steinige Boden mit einer erschreckenden Vielzahl kleiner, zähstengliger Unkrautpflanzen übersät, alle gerammelt voller Kletten, Dornen und hautreizender giftiger Borsten.
Alex trippelte geziert zu der Gruppe mit dem Dreibein. Die Leute waren beschäftigt. Sie hatten den Hals eines Rehbocks mit purpurfarbenen Hörnern mit einem Flaschenzug verbunden, der an der Verbindungsstelle dreier hoher Zeltstangen befestigt war. Sie waren zu viert; zwei Männer in langärmliger Jagdkleidung und zwei abgebrühte Frauen in blutbeschmierten Papieranzügen und Geländestiefeln. Einer der Männer - er trug eine Brille - hatte ein elektrisches Gewehr umgeschnallt. Alle trugen sie Trouper-Armbänder.
» ¿ Que pasa?« fragte Alex.
»Wir nehmen Bambi aus«, antwortete der andere Mann und zog ächzend das Seil stramm.
Die Jäger hatten das Tier bereits unterwegs ausgeweidet.
Alex beäugte interessiert den schlanken, schwankenden, ausgeweideten Kadaver.
Die größere der beiden Frauen zog ein Bowiemesser aus eisblasser Keramik aus der Scheide und machte sich an die Arbeit. Sie packte beide Hinterbeine des baumelnden Rehbocks, dann schnitt sie zwischen den Haxen eine fleischige, übelriechende Drüse heraus. Sie warf die blutige Drüse beiseite, wischte das Messer ab, steckte es wieder in die Scheide und hob ein kleineres, etwa daumenlanges Messer vom Boden auf.
Der Mann mit dem Gewehr schenkte Alex einen gleichgültigen Blick. »Neu im Camp?«
»Yeah. Ich bin Alex. Juanita ist meine Schwester.«
»Wer ist Juanita?« fragte der Mann mit dem Gewehr. Der andere deutete mit dem Daumen auf die Jurte in der Mitte des Lagers. »Oh«, machte der Mann mit dem Gewehr. »Du meinst Janey.«
»Das darfst du Rick nicht übelnehmen«, sagte die größere der beiden Frauen. »Rick programmiert.« Mit einem raschen Schnitt fuhr sie um den Hals des Hirsches, dann schnitt sie am Hals entlang bis zur Brust und rechtwinklig weiter bis zum Ende beider Vorderbeine. Sie ging sehr geschickt dabei vor. Unterstützt von der anderen Frau machte sie sich daran, die Haut methodisch vom glänzenden, nackten Fleisch abzuziehen.
Alex rüttelte an einer der Stangen des Dreibeins. Sie wirkte
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