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Schwere Wetter

Titel: Schwere Wetter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Sterling
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Underdogs ein. Und so würde es bei der Storm Troupe auch solange bleiben, bis sie alle aufeinander losgingen, von Banditen erschossen oder von einem Blitz getroffen wurden oder bis sie den F-6 fanden.
    Alex war sich nicht sicher, ob er an den F-6 glaubte. Er glaubte allerdings, daß die Truppe daran glaubte. Mit jedem Tag, der verstrich, wurden sie immer gieriger darauf, sich Hals über Kopf auf etwas wirklich Furchtbares einzulassen. Und das Schlimmste dabei war, daß er nicht fortgehen wollte - jedenfalls solange nicht, bis er wußte, worauf sie sich da eingelassen hatten und was es mit ihnen anstellen würde.
    Am 31. Mai verlegte Mulcahey, als wollte er das Glück damit zwingen, das Camp willkürlich zwanzig Kilometer nach Nordwesten, ins Hall County hinein. Die plötzliche Betriebsamkeit half der Truppenmoral wieder etwas auf die Beine.
    Am 2. Juni schlug das Wetter abermals zu. Der Zufall - falls man von Zufall überhaupt sprechen konnte, wenn es um Mulcaheys Anweisungen ging - wollte es so, daß Alex als ›Nachschubcrew‹ ins Camp eingeteilt war. Das war Alex ganz recht. Sollten die anderen ruhig ein bißchen Dampf ablassen.
    Und dann war da noch ein anderer, weitaus ernsterer Umstand: er hatte wieder angefangen zu husten. Zunächst war es nur ein leichtes Räuspern gewesen, doch Alex kannte sich zu gut, als daß er sich darüber hätte hinwegtäuschen können, daß der blaue Schleim seine Wirkung verlor. Seine Lunge fühlte sich längst nicht mehr an wie in Öl getunktes Hochglanzpapier. Nach und nach, aber mit furchtbarer Unabänderlichkeit, begann sie sich wieder wie seine gewohnte Lunge anzufühlen. Er hatte die Atemmaske geduldig getragen, bis er in seinem braungebrannten Gesicht eine dreieckige weiße Schnauze hatte wie ein Waschbär, doch das hatte nicht ausgereicht. Er mußte irgend etwas unternehmen.
    Die Jagd war in vollem Gange. Sie waren vor dem Morgengrauen aufgestanden, und diesmal war auch Mulcahey persönlich vor Ort. Nur Joe Brasseur, der die Navigation besorgte, Bussard als Netzwerkkoordinator und Sam Moncrieff als Nowcaster waren im Lager geblieben. Und natürlich Alex, der nominell das Sagen über die Nachschubjeeps hatte.
    Das war kein sonderlich anstrengender Job. Die Nachschubjeeps waren unbemannt und sollten, gesteuert mittels Satellitennavigation, Nachschub vor Ort befördern. Auf Anforderung mußte Alex die Jeeps unverzüglich mit allem möglichen technischen Krimskrams beladen und sie ferngesteuert ans Ziel schicken.
    Alex vermutete, daß diese Einteilung von Mulcahey als subtiler Hinweis auf Alex' klammheimlichen Einsatz eines DopeEsels gemeint war. Als dezenter Rüffel seitens des großen Zampanos. Zu Alex' großer Erleichterung nahm dieser kaum jemals Notiz von ihm, weder im Guten noch im Schlechten. Er hatte Alex noch nie zu einem der berüchtigten Vieraugengespräche einbestellt, nach denen die anderen Trouper immer so mitgenommen waren. Hin und wieder kam es zu solchen zweideutigen kleinen Sticheleien. Wohl mit der Absicht, ihn einzuschüchtern, ihm klarzumachen, daß Mulcahey ein Auge auf ihn hatte, damit er keine Dummheiten machte. Und wenn man's recht bedachte, funktionierte diese Taktik gar nicht mal schlecht.
    In Wirklichkeit war Alex bei seinem Nachschubjob vor allem damit beschäftigt, Sam, Joe und Bussard mit Wildbretchili zu versorgen, denn die Männer konnten nicht von ihren Geräten weg. Für die Ziegen war gesorgt; die Truppe hatte einen Draht um die Außenpfosten gespannt und die Ziegen innerhalb des Camps eingesperrt. Die Ziegen fraßen nun das ganze Gras ab und schissen alles voll, aber am nächsten Tag würde das Lager sowieso abgebrochen werden, daher war das nicht weiter schlimm.
    Sam Moncrieff war begeistert von seinem Nowcasterstatus. Bevor Mulcahey der akademischen Welt den Rücken gekehrt hatte (und dabei ein Trümmerfeld hinterlassen hatte), war er Mulcaheys Vorzeigestudent gewesen, und Sam nahm die wichtige Rolle des Nowcasters äußerst ernst. Den Kopf unter einem VR-Helm verborgen, stapfte er blind in der Kommandojurte umher und wühlte sich wie ein vernetzter Ziesel durch wissenschaftliche Darstellungen.
    Joe Brasseur hatte sein Navigationssystem im linken Anbau der Kommandojurte aufgestellt.
    Daher war Alex im rechten Anbau, dem Arbeitsplatz des Sysadministrators, allein mit Bussard.
    Bussard war in einer eigenartigen Stimmung.
    »Mann, ich find's zum Kotzen, was Jane mit dem System angestellt hat«, meinte Bussard und drehte sich unbeholfen eine

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