Schwert des Aufruhrs
Straße.
Eine willkommene Umarmung, die Erik beruhigte, obwohl er sich dagegen sträubte. Er mochte keine geheimen Treffen.
Zumindest keine, die er nicht selbst arrangiert hatte.
Der Adelsspross ließ zwei Passanten den Vortritt und zählte in Gedanken langsam bis zehn, bevor er das Lokal betrat. Im Innern wetteiferte die Musik mit dem Lärm der Mittagsgäste. Die Leute unterhielten sich lebhaft und verschlangen dabei große Teller mit Enchiladas, von Käse und Guacamole überdeckt, oder fabrizierten aus Hühnchen, auf gusseisernen Tellern noch brutzelnd serviert, Fajitas.
Ein stetiger Strom eiskalter Margaritas bewegte sich auf den Tabletts der Kellner von der Theke zu den Tischen, und Erik bekam Durst. Dann erschien die Empfangsdame, trat auf ihn zu und legte eine schlanke Hand auf seinen Arm. Sie war schlank und klein, mit dunkler Haut und langem, glänzend schwarzem Haar, das sie mit einem roten Stoffband im Nacken locker gebunden hatte.
»Señor Groll?«
Augenblicklich gellten in seinem Geist Alarmglocken, die sich aber gleich wieder beruhigten. Natürlich erwartete man ihn.
Er nickte, und die Frau ging voraus.
Erik fragte sich nicht, woher sie wusste, dass sie nach dem jungen Adligen Ausschau halten musste, oder wie sie ihn erkannt hatte. Heute hatte er sich der Umgebung angepasst und trug weder adlige Roben noch seine übliche Uniform aus khakifarbener Hose und einem blaurot karierten Baumwollhemd, die auf den unbeteiligten Beobachter >entspannt< wirkte. Aber Eriks Frisur aus rasierten Schläfen und dem klassischen Dutt der Sandovals schien ungewöhnlich genug. Sicher war die Empfangsdame aufgefordert worden, danach Ausschau zu halten. In ihren warmen Rehaugen hatte er keine Spur von Hinterhältigkeit bemerkt.
Von dem Mann, der auf ihn wartete, konnte er das nicht behaupten. Sein Haar war weiß gefärbt und so kurz geschoren, dass man ein halbes Dutzend Narben erkannte, die sich über seine Kopfhaut zogen. Ein stoppeliger Zwei-Tage-Bart verdunkelte das hagere Gesicht, und das gesunde rechte Auge brannte ein Loch in Eriks Kopf. Eine Klappe bedeckte das linke Auge, und eine dünne Narbe teilte die Augenbraue und verschwand unter dem schwarzen Stoff.
Jack Farrell.
Freibeuter. Mancher nannte ihn Pirat. Erik war dem Mann zwar noch nie begegnet, aber er hatte schon von ihm gehört. Wenn man für Duke Aaron Sandoval arbeitete, Lordgouverneur der Präfektur IV und Anführer des Schwertschwurs, lohnte es sich, informiert zu sein.
Wenn man mit Aaron verwandt war, war es Pflicht.
Erik schob sich auf den Platz gegenüber >Einauge< Jack und nickte, als ein Kellner fragte, ob er zuerst einen Drink wollte.
»Margarita. Gemixt und gesalzen.«
Vor Farrell stand nur ein großes, feuchtes Glas Eiswasser mit einer halben Limonenscheibe. Etwas in seinem Blick verriet, dass er Erik geringer schätzte, weil der das Geschäftliche mit dem Angenehmen verband. »Ich habe schon für uns beide bestellt.«
»Sie werden es mir verzeihen, wenn ich nichts esse.«
Der Pirat - falls er denn einer war - zuckte die Achseln. »Sieht ziemlich seltsam aus, in einem Restaurant zu sitzen, ohne zu essen. Aber von mir aus.«
Möglicherweise hatte er recht. Also bediente sich Erik aus dem Korb mit warmen Maischips. Er tunkte einen in eine Steingutschale und probierte die Salsa des Lokals. Eine dicke Paste aus Tomaten, süßen Zwiebeln und verschiedenen Pfeffern, abgeschmeckt mit Oregano und ... war es Knoblauch? Sie hatte einen angenehmen Geschmack und einen anhaltenden Biss. Er war sich nicht sicher, ob »weltberühmt« angemessen war. Aber sie schmeckte.
»Was wollen Sie, Mister Farrell?«
Sein Gegenüber gluckste. »Gut. Wüsste ich es nicht besser, ich würde schwören, Sie wären aus reiner Neugier hier.« Seine Stimme klang rau, beinahe knarrend. »Interessiert es Sie gar nicht, wie wir Ihre Reisearrangements ausgeschnüffelt und die Nachricht an Bord Ihres Landungsschiffes gebracht haben?«
»Na schön.« Erik nickte. »Wie?«
»Tut mir leid. Geschäftsgeheimnis.«
Aber er wollte es erzählen. Erik spürte das. Was bedeutete, dass Jack Farrell es entweder selbst nicht wusste und nur Erik glauben sollte, er wusste es, oder dass er im Auftrag handelte. So oder so ...
»Sie haben zwei Minuten.«
»Warum so eilig? Können Sie es nicht erwarten, nach Terra zu kommen? Die Beisetzung findet erst in zwei Monaten statt.«
So viel wusste Farrell also von Eriks Mission. Nun ja, Paladin Victor Steiner-Davions Tod war ja auch kaum
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