Schwert des Aufruhrs
einmal, als er an dem leeren Tisch vorbeiging, an dem Eriks Verstärkung gesessen hatte.
Drei Pulsschläge lang war Erik wie gelähmt. Auf dem Tisch standen kaum angerührte Teller und die beiden Gläser mit Limonade waren halb voll. Kein Kellner schien abräumen zu wollen oder irgendwie besorgt über die Abwesenheit der Gäste zu sein. Also etwas ganz Normales. Toiletten.
Erik warf seine Serviette mit einer Nonchalance, die er ganz und gar nicht fühlte, auf den Tisch und schlenderte auffällig langsam zum Waschraum. Dieser war ebenso hell und farbenfroh wie der Rest des Restaurants. Orange Fliesen bedeckten die Wände und ein Muster aus roten Lehmziegeln die Kabinen. Aus Deckenlautsprechern drang leise Gitarrenmusik. In der Luft hing ein Geruch nach verbrannten Haaren, der nicht zum Rest des Ambientes passte.
Er warf einen Blick unter eine der Kabinentüren, sah zu viele Füße und trat die Tür ein. Er beugte sich hinein und sah seine Männer an der Rückwand lehnen, die beiden Männer, die er beim Betreten des Lokals vorgelassen hatte. Sie lebten noch, aber die kurzen Haare hinter den Ohren waren von Elektro-schockertreffern verbrannt.
Irgendjemand hatte sie von ihrem Tisch fortgelockt oder gezwungen und ausgeschaltet, ohne dass
jemand etwas bemerkt hatte. Nicht einmal Erik.
Kaltes Wasser brachte sie so weit zu sich, dass Erik sie sich selbst überlassen konnte, ohne dass der nächste Gast, der in den Waschraum kam, Alarm schlug. Dann ging der junge Adlige zurück in den Schankraum und bezahlte als Erstes an der Kasse seine Mahlzeit. Und die Farrells, wie sich herausstellte. Erik zahlte bar und bemühte sich, ruhig zu bleiben.
Besonders, als er an den Tisch zurückkehrte und die schwarze Visitenkarte einsteckte.
Nur zur Sicherheit.
Dem Senat geht es nicht um Aufklärung. Es geht ihm darum, seine Verbrechen hinter den verschlossenen Türen eines Komitees zu begraben! Ja, Geoffrey Mallowes wurde auf eine Weise behandelt, die seinem Status als Senator und Adliger des Reiches nicht gerecht wird. Er wurde auch auf eine Weise behandelt, die weit über das hinausgeht, was seinem Status als Hintermann für Verrat und Meuchelmord gerecht würde.
- E xarch J onah L evin , »Frage und Antwort«, Terra,
9. Februar 3135
Terra
Präfektur X, Republik der Sphäre 16. Februar 3135
Genf erwachte früh.
Um drei Uhr morgens rührte sich das Leben im Regierungspalast. Sekretäre und Sachbearbeiter öffneten die Büros, sammelten Dokumente und Datenkristalle, häufig, während sie die Termine des Tages über Kommsets bestätigten. Geschäftigkeit füllte die Korridore und verschwand erst Stunden nach dem
Eintreffen der Minister, Beamten und Ritter, die die Geschäfte der Republik erledigten.
Jonah Levin war noch auf.
Er durchquerte die Rotunde und ging durch eine offene Flügeltür. Jonah fand die Kammer der Paladine hell erleuchtet und gespenstisch leer vor. Der hohe Kuppelsaal strahlte eine Mischung aus legislativer Pracht und arturischer Legende aus: weißer Stein und blaugrauer Marmor, dicke rote Teppiche, die Galerie, groß genug, um allen dreihundert Rittern der Sphäre Platz zu bieten. Darunter waren siebzehn separate Sitzplätze mit eigener Computerkonsole im Halbkreis um den Platz des Exarchen angeordnet: die Plätze, von denen aus die Paladine Jonah knapp zwei Monate zuvor zum Exarchen gewählt hatten.
Und nur Gareth Sinclair hielt sich in dieser eindrucksvollen Kulisse auf. Er wartete, stand vor seinem Platz, tippte halbherzig auf der blau leuchtenden Holotastatur oder zeichnete gelegentlich mit dem Lichtgriffel Befehle auf den Schirm.
»Ist alles bereit?«, fragte Jonah. Die Akustik der Halle verstärkte seine Stimme noch, und so hallte die Frage durch den Saal.
Paladin Sinclair nickte, ohne sich zu Jonah oder zur Tür umzudrehen.
»Darf ich dann fragen, was du, in Stones Namen, noch hier tust?« Er legte etwas mehr Schärfe in seine Stimme, als er auf seinen jüngsten Paladin zuging.
Gareths Haltung wirkte noch militärischer, als ihm plötzlich bewusst wurde, mit wem er sprach. Der junge Mann drehte sich um und nahm respektvoll Haltung an.
»Heather hat praktisch nichts dem Zufall überlassen«, meldete Sinclair. »Ich weiß nicht, ob sie meinen ... Fähigkeiten vertraut. Die Menge ist in drei Stunden an Ort und Stelle. Ich überwache von hier aus die letzten Berichte.«
Jonah runzelte die Stirn. »Dies hier ist ein geschlossenes System. Paladine in der Kammer sollen keinen Kontakt mit der
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