Schwert und Laute
angsterfüllten Verstand ein. Sie brachte einen Fluch aus... Ein dämonisches Lachen hallte durch die Höhle. Ich drückte Duncan, der weinte und zappelte, an meine Brust.
Ihre Tat kam so rasch und unerwartet, dass wir zusammenfuhren. Die Klinge huschte durch die Luft. Meghan riss die kalten, tränenlosen Augen auf, und aus ihrem Mund drang ein langgezogenes, schauerliches Röcheln. Erst da begriff ich, was geschah. Ein dunkler Fleck breitete sich auf dem Mieder der jungen Frau aus. Ihre langen, knochigen Finger ließen den Griff des Dolchs los, der in ihrer Magengrube steckte. Isaak stieß einen Verzweiflungsschrei aus, stürzte zu ihr und fing sie auf, bevor sie zu Boden sank. Er rief ihren Namen, er schüttelte sie, er überschüttete sie mit Beschimpfungen. Der üble Gestank der Opfertiere, der Geruch aus Duncans schmutziger Windel, die Schatten, die auf dem nassen Fels tanzten, der Nachhall der überraschenden Enthüllungen, alles stürzte in meinem gelähmten Verstand übereinander. Dann holten das Weinen meines Kindes und das heftige Pochen meines Herzens mich in die Wirklichkeit zurück, und ich sah das Blut, das sich über blauen Stoff ergoss. Meine verwirrten Sinne kämpften darum, ein wenig Ordnung in diese verworrenen Eindrücke zu bringen.
»Ich musste es tun... Isaak... Die einzige Möglichkeit, mich zu befreien...«
»Warum, Meg? Warum? Ich liebe dich... Ich habe dich immer
geliebt... Mein Gott! Kein Mann hätte dich mehr lieben können als ich. Ich habe mich jeder deiner Launen gebeugt. Was habe ich nicht alles für dich ertragen, für dich getan! Oh Gott! Unsere Kinder... wir hätten andere haben können ...«
Schluchzend drückte er sie an seine Brust. Die smaragdgrünen Augen schlossen sich langsam.
»Deine Wahrheit hat mich getötet. Meine Seele ist verdammt... seit dem Tag, an dem... du mich... nicht mehr wie ein Bruder geliebt hast... sondern... wie ein Mann... Die Hölle erwartet uns... Isaak... Zu viele Sünden ...«
Ihre Augen verdrehten sich, und ihre Finger krallten sich in einer letzten Zuckung in das Hemd ihres Bruders. Isaaks Schluchzen hallte von den Felswänden wider. Erstarrt sah ich zu, wie der Bruder den Körper seiner Schwester wiegte. Patrick war zu mir getreten und hielt mit zitternden Händen meine Schultern umfasst. Ich drückte Duncan noch ein wenig fester an mich. Seine Fäustchen schlugen mich, auf der Suche nach der Brust, die ihm zustand. Sein Weinen lenkte meine Aufmerksamkeit wieder auf ihn, und ich zog mich in den Hintergrund der Höhle zurück, um uns beiden Linderung zu verschaffen.
Duncan verstummte und saugte gierig. Tränen der Erleichterung stiegen mir in die Augen. Der Schmerz in meinen Brüsten ließ nach. Liam stand wie gelähmt da. Er hielt den Atem an, als hätte er einen Fausthieb in den Magen erhalten, und betrachtete mit leerem Blick das Bild, das sich ihm bot. Offenbar begriff er noch nicht ganz, was da gesagt worden war. Mit dem Ärmel wischte er sich die Stirn, und ich sah, dass seine Hand, die über sein Gesicht fuhr, zitterte. Seine Haut war grau und schweißnass. Langsam schien er die furchtbare Situation zu erfassen.
Schweigend und bestürzt suchte er meinen Blick. Worte waren überflüssig, ich wusste, was er empfinden musste. Isaaks Schluchzen holte ihn in die Gegenwart der stinkenden Grotte zurück. Er schaute Colin an, der ebenfalls dabei war, sich von seinem Schrecken zu erholen, und nickte ihm zu. Isaak war so in seinen Schmerz versunken, dass er die beiden nicht kommen sah. Ehe er es sich versah, fand er sich an die Wand gedrückt wieder. Ein Dolch saß an seiner Kehle.
»Henderson! Du dreckiger Bastard! Du... du hast deine eigene Schwester entehrt!«, zischte Liam. Er wagte die Worte nicht laut auszusprechen, aus Furcht, selbst von dieser Sünde, die in die Flammen der Hölle führte, beschmutzt zu werden.
»Nein, ich habe Meghan geliebt, ich habe ihr nie etwas Böses getan.«
»Du niederträchtiger Schuft! Sieh sie doch an! Schau sie an und sag dann, falls du es wagst, noch einmal, dass du ihr niemals etwas Böses angetan hast! Was für ein Mann bist du eigentlich? Deine Schwester! Sie war deine Schwester, Bastard!«
Die Reue schnürte Isaak die Kehle zu und verzerrte seine Züge. Trotzdem versuchte er verzweifelt, die Schuld von sich abzuwälzen und weigerte sich stur, seinen Taten ins Gesicht zu sehen.
»Sie hat sich mir niemals verweigert...«
Er krümmte sich unter einem heftigen Fausthieb. Zischend stieß er den Atem aus
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