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Schwert und Laute

Schwert und Laute

Titel: Schwert und Laute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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Anders konnte es nicht sein. Die arme Meghan, grausam ermordet. Ziemlich gut gemacht. Eines Shakespeares würdig, findet Ihr nicht, Caitlin? Ihr liebt den Barden doch so.«
    Meine Augen, die sich langsam an das Dunkel in der Höhle gewöhnten, vergrößerten sich vor Entsetzen angesichts des Bildes, das sich mir bot. Duncan lag auf einem flachen Stein, nur mit
einer Windel bekleidet, inmitten eines mit Ruß gemalten Pentagramms, das genauso aussah wie das, mit dem das Pergament unterzeichnet gewesen war. Ich vermochte ein angeekeltes Schaudern nicht zu unterdrücken.
    Eine Lampe erhellte den Hintergrund der Höhle mit schwachem Licht. Die drohende Silhouette der Hexe zeichnete sich riesig groß auf der Felswand ab. Der Boden war mit weiteren verfaulenden Tierleichen übersät. Der Gestank, der von ihnen ausging, war so Abscheu erregend, dass ich kaum atmen konnte, ohne dass mir übel wurde. Mein Sohn befand sich in den Klauen einer abscheulichen Kreatur der Finsternis, schlimmer als Hekate.
    »Dieses Kind muss sterben«, flüsterte sie mit schauerlicher Stimme. »Es hätte gar nicht auf die Welt kommen dürfen; ich hatte alles getan, damit es nicht geboren wurde, aber ihr habt mit einem Gegenzauber all meine Flüche unwirksam gemacht. Mir bleibt nichts anderes übrig, als ihn zu töten.«
    »Er ist unschuldig, Meg«, sagte Liam mit leiser Stimme. »Töte mich, aber lass ihm sein Leben.«
    Verständnislos sah sie zu ihm auf. Ihr Mund stand offen, und ich erwartete beinahe, Kröten und Schlangen herausspringen zu sehen, doch nichts dergleichen geschah. Langsam schüttelte sie den Kopf.
    »Zu spät...«
    Liam hatte seine Pistole gesenkt und ließ sie jetzt schwer zu Boden fallen. Ich vernahm nur noch Duncans Weinen, das sich inzwischen zu gellendem Geschrei gesteigert hatte. Colin und Patrick spürte ich hinter mir, doch ich hörte sie nicht mehr atmen.
    »Warum, Meghan?«, fragte Liam.
    Das Messer, in dem ich Liams Dolch erkannte, schwebte zitternd über dem Kind. Liam fiel vor Meghan auf die Knie und erhob die Hände zum Himmel.
    »Warum, Herrgott?«
    Seine Pein schien zu ihr durchzudringen. Ratlos sah sie ihn an. Ein spöttisches Lächeln huschte über ihren Mund, verschwand aber sofort wieder.
    »Weil es sein muss... Meine Kinder... Meine Zwillinge... Der
Fluch hat sich gegen mich selbst gewandt... Meine Kinder sind tot... Dabei sollte er sterben, nicht sie. Dafür muss er büßen.«
    »Er ist mein Sohn, und er ist unschuldig. Nimm mich dafür, denn ich bin es, dem du die Schuld gibst. Meghan...«
    Er hatte ihren Namen mit solcher Zärtlichkeit ausgesprochen, dass ich unwillkürlich das Gesicht verzog. Der Blick der jungen Frau flackerte, wurde ein wenig unsicher. Wenn das eine List von Liam war, dann zeigte sie Wirkung, denn ihre Züge wurden weicher und ließen ein gewisses Mitgefühl durchscheinen.
    »Aber nein, es ist nicht deine Schuld, Liam. Ich vergebe dir deine Fehler. Du bist verhext worden... Aber du musst zu mir zurückkehren, du musst, so steht es geschrieben... Dann werden wir ein Kind haben, das uns beiden gehört...«
    Ihre smaragdgrünen Augen schlugen mich wie mit Blitzen.
    »Ich bekämpfe das Böse durch das Böse. Sie ist es, diese Frau... Sie ist der Grund für all mein Unglück. Sie ist gekommen, um dich mir wegzunehmen...«
    »Meghan!«
    Der Schrei erklang hinter meinem Rücken und ließ mich herumfahren. Isaak stand im Eingang der Höhle. Wir starrten ihn alle verblüfft an. Wo kam er mit einem Mal her? Seit Winteranfang hatte man ihn im Tal nicht mehr gesehen. Man hatte nach ihm gesucht, doch er war unauffindbar geblieben. Wir hatten MacSorley die Schuld an seinem Verschwinden gegeben und geglaubt, er sei möglicherweise einem Hinterhalt zum Opfer gefallen.
    Isaak sah seine Schwester mit einem kalten Blick an. Liam wollte aufstehen, aber Isaak bedeutete ihm, zu bleiben, wo er war, und richtete seine Pistole auf ihn.
    »Wer auch nur die kleinste Bewegung macht, ist für seinen Tod selbst verantwortlich.«
    Meghan war unruhig geworden und sah ihren Bruder ängstlich an. Der Dolch zeigte nicht mehr direkt auf sein Ziel. Verstohlen schob ich mich vorwärts und wartete auf den richtigen Moment, um zur Tat zu schreiten.
    »Tu das nicht, Isaak. Das kannst du nicht machen... Ich liebe ihn. Du hattest es mir versprochen.«

    »Schweig still, Meg. Du hast kein Recht, ihn zu lieben, und das weißt du genau. Warum flehst du immer noch um sein Leben?«
    »Ich kann doch nichts dagegen tun, dass ich ihn

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