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Schwert und Laute

Schwert und Laute

Titel: Schwert und Laute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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verhielt sie und drehte sich um. Ein spöttisches Lächeln umspielte ihre Lippen.
    »Leg den Riegel vor«, setzte sie glucksend hinzu. »Meine Brüder haben die unangenehme Angewohnheit, ohne Anklopfen einzutreten.«
    Mit wehenden Röcken stürmte sie davon. Ich zitterte in der kühlen Luft, die in die Hütte geschwappt war.
    Für den Moment hatte ich vor, den seltenen Luxus eines Bads vollständig auszukosten. Ich glitt in das warme Wasser und versuchte, meine düsteren Gedanken zu verscheuchen.
    Der Regen hatte aufgehört, und die Sonne lugte schüchtern durch die Wolken, die noch über Glencoe standen. Ich hatte den Rock angelegt, der aus einem Wollstoff in einem wunderschönen Moosgrün bestand, und dazu ein Oberteil aus ockerfarbenem, mit kleinen grünen Blättern besticktem Leinen, an das ich die Brosche meiner Mutter steckte.
    Ich trocknete mir die Haare mit einem Tuch und wartete auf Sàras Rückkehr, als es an der Tür klopfte. Ich hatte vergessen, sie zu entriegeln.
    »Haben sie dich etwa eingesperrt, Sàra?«
    Ein bärtiger, ungeschlachter Mann, der massig wie ein Stier
wirkte, sah mich an und riss verblüfft die Augen auf. Er trug nicht die Farben der Macdonalds.
    »Wer seid Ihr?«, verlangte er sichtlich verwirrt zu wissen.
    »Sie ist ein Gast, Tom, lass sie in Ruhe.«
    Lächelnd wandte Thomas MacSorley sich zu Colin um.
    »Dein Gast, Macdonald? Wo hast du die denn aufgetan?«
    »Du solltest nicht um Sàras Hütte herumschleichen. Wenn Liam dich hier sieht, zieht er dir das Fell ab.«
    »Liam?«, lachte der Fremde laut auf und drehte sich dann wieder zu mir um.
    Schamlos musterte er mich.
    »Vielleicht ist er ja heute Abend zu sehr mit anderem beschäftigt, um zu bemerken, dass ich da bin. Oder gehört sie dir, Colin?«
    »Ich gehöre niemandem«, gab ich mit glühenden Wangen zurück.
    »Ah, sie hat eine fast ebenso scharfe Zunge wie Sàra!«, rief er aus und zog seine bernsteinfarbenen Augen, die unter buschigen Brauen lagen, zusammen. »Sehr interessant, die Kleine...«
    »Sàra hilft in der Küche des Laird aus«, erklärte ich und betrachtete ihn mit vorgetäuschtem Gleichmut.
    »Ich warne dich, Tom«, sagte Colin. »Liam ist wütend auf dich. Wenn du Sära verführst...«
    »Sära weiß, was sie will und was sie tut«, erwiderte Tom grob. »Wenn sie mich in ihrem Bett will, hat Liam nichts dazu zu sagen. Wenn er mich sehen will, empfange ich ihn gern. Ich werde ihm meinen besten Usquebaugh 5 servieren und die hübsche Mairi dazu, wenn er will. Sie wird ihn schon zur Vernunft bringen, ohne dass wir dazu den Dolch ziehen müssen, und alles wird bald vergessen sein.«
    Lächelnd vollführte er eine ungestüme Verbeugung an meine Adresse und fuhr dann auf dem Absatz herum, so dass sein Plaid wehte.
    »Gib Acht, Colin, diese hier kommt mir ziemlich kratzbürstig vor!«, rief er im Gehen.
    Mit offenem Mund starrte ich dem arroganten Kerl nach.

    »Ich frage mich wirklich, was sie an ihm findet«, brummte Colin, der ebenfalls hinter Thomas herschaute.
    Ein wenig verlegen wandte er sich mir zu.
    »Das war Thomas MacSorley aus Glen Nevis.«
    »Das hatte ich auch schon erraten«, gab ich lachend zurück. »Ein sehr... interessanter Mensch.«
    »Allerdings. Im Kampf weiß Liam ihn wegen seines Ungestüms gern an seiner Seite, aber als Schwager wäre er ihm wahrscheinlich gar nicht recht. Tom neigt dazu, sehr rasch von einem Bett zum nächsten zu hüpfen. Das wird Sàra nur allzu bald merken.«
    »Und du, machst du dir keine Sorgen um sie?«
    »Um Sàra?«
    Er stieß ein raues Lachen aus.
    »Du kennst sie noch nicht. Ich bezweifle, ob es je einem Mann gelingen wird, ihr das Herz zu brechen, denn sie ist diejenige, welche die Zügel in der Hand hält. Liam ist zu streng mit ihr. Ich weiß, dass er nur ihr Bestes will, aber Sàra...«
    »Sprichst du von mir, Bruder?«
    Sàra, die plötzlich aufgetaucht war, langte unter Colins Kilt und kniff ihn in den Schenkel.
    »Och! Boisceall! Du kleines Biest!«, schrie er und zog eine Grimasse. »Mich zu kneifen! Wir sind doch keine Kinder mehr! Wenn ich es mir recht überlege, ist Tom wahrscheinlich der einzig richtige Mann für dich!«
    Sie tat, als wolle sie noch einmal zugreifen, doch Colin packte sie am Handgelenk und drehte es leicht herum.
    »Wage es nicht, das noch mal zu versuchen!«
    Sàra schenkte ihm ein respektloses Lächeln und reckte die Schultern.

    John MacIain Macdonalds Behausung war bescheiden, aber doch größer als die anderen im Dorf. Das Dach war

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