Schwert und Laute
mit Schiefer gedeckt, und in die Steinmauern waren verglaste Fenster eingelassen; ein Luxus im Vergleich zu den einfachen, mit einer Tierhaut oder einem Öltuch verschlossenen Löchern, die in den meisten Hütten Licht und Luft einließen.
Vor dem Haus waren die Vorbereitungen in vollem Gange. Männer rollten Fässer mit Bier und Whisky heran, Frauen deckten die auf Böcken errichteten Tische, während die kleinen Kinder sich damit unterhielten, lebhaft lachend und schreiend mit nackten Füßen in die Wasserpfützen zu springen.
Sàra richtete noch einmal die Bänder, die sie in mein Haar geflochten hatte, und versetzte mir dann einen aufmunternden Klaps auf den Rücken.
»So, jetzt bist du ordentlich hergerichtet, um dem Laird vorgestellt zu werden«, erklärte sie, doch ihr Blick wurde von jemandem angezogen, der hinter mir stand.
Sie lächelte strahlend, entschuldigte sich und ging zu Thomas MacSorley. Ich blieb mit Colin allein zurück
»Ehrlich gesagt frage ich mich, ob nicht Tom derjenige ist, den man schützen müsste«, brummte er und rieb sich den Schenkel.
Er sah zu, wie seine Schwester sich an den Mann schmiegte, sich dann herumdrehte und ihm eine Grimasse zog. Schüchtern strich er eine Haarsträhne beiseite, die mir in die Augen fiel.
»Komm. John ist sicher drinnen, zusammen mit seiner Frau Eiblin.«
Er nahm mich bei der Hand, zog mich hinter sich her und schlängelte sich geschickt zwischen den Menschen hindurch, die sich vor dem Haus des Laird drängten. John stand in der Mitte des Raums, umgeben von einigen Männern des Clans. Von seiner Gattin war leider nichts zu sehen. Colin bemerkte meinen erstaunten Blick, als ich den Clanchief sah.
»John ist erst fünfunddreißig.«
»Ah!«, gab ich matt zurück.
Er versetzte mir einen leichten Stoß in den Rücken und beugte sich herunter, um mir etwas ins Ohr zu flüstern.
»Ich bin draußen, falls du mich brauchst. Er beißt nicht, Caitlin«, setzte er lachend hinzu.
Ich warf ihm einen wütenden Blick zu.
Die äußere Erscheinung des Laird hatte mich vollständig aus der Fassung gebracht. Merkwürdigerweise hatte ich damit gerechnet, einem bärtigen alten Mann mit dem wenig einnehmenden Äußeren eines Rosstäuschers zu begegnen. Doch trotz allem
war seine Gestalt die eines Kriegsführers der Highlander. Er war groß und kräftig und trug eng anliegende Hosen im Tartan seines Clans und ein safrangelbes Hemd. Das Plaid, das er sich über die linke Schulter geworfen hatte, wurde von einer prachtvollen, mit Granatsteinen besetzten Brosche gehalten.
Sein nachtschwarzes Haar, das von weißen Strähnen durchzogen war und im Nacken von einem roten Band zusammengehalten wurde, umrahmte ein jugendliches, markantes Gesicht, auf dem eine liebenswürdige Miene lag.
Auf seinem Kopf saß ein Barett aus blauer Wolle, an dem drei weiße Adlerfedern steckten; das Privileg des Chiefs, denn seine Gefolgsmänner trugen nur eine einzige. Die Federn wurden von dem silbernen Emblem des Clans der Macdonalds gehalten. Es stellte einen Panzerhandschuh dar, der ein lateinisches Kreuz über eine Krone hielt. Rundherum war das Motto eingraviert: Per mare, per terras, über das Meer und die Lande.
Schüchtern trat ich auf die Männer zu, die sich unterhielten. Als John mich sah, schickte er seine Gillies mit einer Handbewegung fort. Ein herzliches Lächeln lag auf seinen Lippen.
»Dann seid Ihr Caitlin Dunn, die Frau, die Liam mitgebracht hat?«, fragte er mit leiser Stimme.
»Ja, Mr. MacIain«, stotterte ich.
»Ich würde es vorziehen, wenn Ihr mich John nennt. MacIain wurde mein Vater gerufen.«
Er musterte mich prüfend und zog die schwarzen Brauen zusammen, die seine freundlichen Augen beschatteten.
»Liam hat mir berichtet, was Euch widerfahren ist«, begann er und bedeutete mir, ihm in den hinteren Teil des Raums zu folgen.
Er wies auf einen Stuhl und nahm selbst mir gegenüber Platz.
»Soweit ich sehe, geht es Euch besser«, bemerkte er.
»Ja...«
»Das ist schön. Behandelt man Euch gut?«
»Ja...«
»Hmmm... Liam hat Euch erzählt, was hier geschehen ist, nehme ich an?«
»Ja...«
»Dann habt Ihr sicherlich Verständnis für unsere prekäre Lage.
Ich kann mir nicht erlauben, das Leben meiner Leute in Gefahr zu bringen. Sie haben schon genug Unglück erlebt.«
»Ja...«
»Hmmm...«
Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück, schlug die Knöchel übereinander und strich bedächtig über das Holz der Armlehne. Ich rutschte nervös auf meinem Stuhl
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