Schwert und Laute
kennen zu lernen. Er richtet ein Ceilidh, ein Fest, zu Ehren der Verlobung von Ronald MacEanruigs und Maureen Stewart aus.«
»Also, ich weiß nicht, Liam...«
»Du musst dich ein wenig zerstreuen, damit du wieder Farbe auf die Wangen bekommst.«
Ein leichter Sprühregen begann zu fallen. Liam erhob sich und streckte mir eine seiner kräftigen, schwielenbedeckten Tatzen entgegen, die dennoch so sanft sein konnten. Ich wagte nicht, ihn zu fragen, ob er an dem Fest teilnehmen würde.
»Komm, lass uns zurückreiten, ehe wir noch nass werden.«
Er zog mich hoch und hielt meine Hand fest, was meine Verwirrung noch vergrößerte.
»Ganz gleich, was John sagt, dir wird nichts geschehen, bis du in Sicherheit bist, Caitlin«, erklärte er mit ernster Stimme.
Der Blick seiner blauen Augen erforschte die meinen, mein Herz pochte heftig, und ich spürte, wie mir die Knie weich wurden.
»Du kannst doch nicht den Befehlen deines Anführers zuwiderhandeln, Liam. Was würde denn dann geschehen?«
»Ich würde aus dem Clan verbannt und wäre dazu verurteilt, wie eine verlorene Seele durch die Lande zu irren.«
Er begann zu lachen und enthüllte eine perfekte Reihe weißer Zähne.
»John ist mein Vetter, ich werde ihn schon überreden können, mich wieder aufzunehmen.«
»Und wenn er sich weigert?«
»Dann wäre ich ein gebrochener Mann.«
Jetzt lächelte er nicht mehr. Immer noch hielt er meine Hand fest umklammert. Seine Kiefermuskeln arbeiteten.
»So wird sich das nicht abspielen, Liam Macdonald. Du hast schon genug für mich getan. Ich werde mich so bald wie möglich nach Irland einschiffen.«
»Willst du wirklich dorthin zurückkehren?«
»Habe ich eine andere Wahl? Das Einzige, was mich in Schottland erwartet, ist der Galgen, und danach steht mir der Sinn nicht.«
Er zögerte, dann gab er meine Hand frei und räumte den Rest des Frühstücks in die Satteltasche.
Das Plaid über den Kopf gezogen, ritt Liam vor mir her. Der Wollstoff des Tartans war so dicht gewebt, dass er praktisch wasserdicht war. Der feine Nebel war inzwischen zu einem leichten Regen geworden. Mein Umhang war durchnässt, und das Wasser lief mir über den Rücken. Als wir wieder im Dorf anlangten, verschwand Liam mit den Pferden im Stall. Sàra empfing mich mit Haferkeksen und starkem Tee, in den sie einen Schuss Whisky gab.
»Herrje, wo bist du bloß gewesen? Du wirst dir den Tod holen!«, schalt sie mich. »Zieh dich aus. Ich habe Wasser heiß gemacht, damit du vor dem Fest noch ein schönes Bad nehmen kannst. Deine Wunde ist gut vernarbt.«
Ich trat hinter den Wandschirm, um meine tropfenden Kleider auszuziehen, während Sàra Wasser in einen mit einem alten Laken ausgeschlagenen Bottich goss.
»Ich lasse dich eine oder zwei Stunden allein; ich muss in der Küche des Laird bei den Vorbereitungen für das Bankett helfen«, erklärte sie heiter. »Es ist lange her, dass wir ein Fest gefeiert haben. Auch Männer vom Cameron-Clan werden hier sein...«
Sie zwinkerte mir verschwörerisch zu.
»Ich werde dich den Frauen des Clans vorstellen.«
»Ach, ich weiß nicht, Sàra«, meinte ich zögernd. »Ich habe den Eindruck, dass die Leute mir aus dem Weg gehen.«
»Ach was, du bist nur eine Ban-choigreach, eine Fremde, keine Sassanach. Die Dorfbewohner werden dich schon kennen lernen. Wir sind halt Fremden gegenüber argwöhnisch, seit...«
Ihr Miene verdüsterte sich. Sie reichte mir ein leinenes Handtuch, dann vollführte sie eine lässige Handbewegung.
»Ich habe dir einen sauberen Rock und ein reines Mieder für heute Abend herausgesucht«, sagte sie in einem muntereren Tonfall
und wies mit dem Finger auf die Kleidungsstücke, die auf dem Bett ausgebreitet lagen.
»Ich danke dir, aber das war nicht notwendig, Sàra. Ich glaube, ich bleibe lieber hier...«
Schweigend sah sie mich einige Augenblicke lang an.
»Du musst den Laird kennen lernen, John MacIain. Mach dir deswegen keine Gedanken«, meinte sie achselzuckend. »Er ist ein guter Mann. Er besitzt nicht das aufbrausende Naturell seines Vaters, aber dessen Weisheit. Nach allem, was du durchgemacht hast, kann er dir die Gastfreundschaft nicht verweigern. Es ist ja nicht, als wäre dir die ganze Garde auf den Fersen.«
Mir wich das Blut aus dem Gesicht.
»Also, wenn ich zurückkomme, möchte ich dich fertig hergerichtet vorfinden. Und vergiss nicht, dir in die Wangen zu kneifen, sie sind ein wenig blässlich.«
Sie drehte sich um sich selbst wie ein Kreisel. Auf der Schwelle
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