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Schwerter und Eiszauber

Schwerter und Eiszauber

Titel: Schwerter und Eiszauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Leiber
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keine Krankheit oder Sorge. Du bist in letzter Zeit auch ein wenig dünner geworden. An uns verändert – sich die reichlich bemessene Muskulatur der jungen Männlichkeit zu einer geschmeidigeren, widerstandsfähigeren Struktur, die für die großen Beanspruchungen und Belastungen der Lebensmitte geeignet ist.«
    »Davon haben wir wirklich schon genug gehabt«, stellte der Mausling fest. »Mindestens dreimal um Nehwon herum.«
    Fafhrd schüttelte bedrückt den Kopf. »Wir haben noch gar nicht richtig gelebt. Wir haben noch kein Land besessen. Wir haben noch keine Männer in den Kampf geführt.«
    »Fafhrd, du bist trunken, bedrückt!« Der Mausling lachte hohl vor sich hin. »Möchtest du Bauer sein? Hast du vergessen, daß ein Kapitän der Gefangene seines Kommandos ist? Hier, trink dich nüchtern – oder zumindest in eine bessere Stimmung!«
    Der Nordling ließ sich aus zwei Krügen nachschenken, doch seine Stimmung veränderte sich nicht. Bedrückt vor sich hinstarrend, fuhr er fort: »Wir haben weder ein Zuhause noch eine Frau.«
    »Fafhrd, du brauchst ein Mädchen!«
    »Wer hat von Mädchen gesprochen?« protestierte der andere. »Ich meine eine richtige Frau. Ich hatte die mutige Kreeshkra, aber sie ist zu ihren geliebten Ghuls zurückgekehrt. Während deine schnippische Reetha das haarlose Land Eevamarensee vorzieht.«
    Der Mausling warf leise ein: »Ich hatte auch die herrschsüchtige; freche Hisvet, und du ihre mutige, dramatische Königssklavin Frix.«
    »Einmal, vor langer Zeit«, fuhr Fafhrd fort, »gab es darüber hinaus Friska und Ivivis, doch sie waren quarmallische Sklavinnen und wandelten sich zu freien Frauen in Tovilysis. Davor Keyaira und Hirriwi doch sie waren unsichtbare Prinzessinnen, Geliebte einer – oh – langen, langen Nacht, Töchter des schrecklichen Oomforafor und Schwestern des mörderischen Faroomfar. Und noch vor all jenen kannten wir im Land unserer Jugend die blonde Ivrian und die schlanke Vlana. Sie aber waren junge Mädchen, im lieblichen Zwischenstadium (oder Schauspielerinnen, rätselhafte Wesen), und jetzt leben sie beim Tod im Schattenland. Folglich bin ich nur ein halber Mann. Ich brauche eine Gefährtin. Du übrigens auch.«
    »Fafhrd, du hast ja den Verstand verloren! Du redest hier von weltumspannenden wilden Abenteuern und plapperst gleich darauf von Dingen, die so etwas unmöglich machen: eine Frau, ein Zuhause, Plagen, Pflichten. Eine langweilige Nacht ohne Mädchen oder Kampf – und schon hast du Gehirnerweichung. Ich wiederhole: du bist verrückt!«
    Noch einmal blickte Fafhrd durch den Schänkenraum und betrachtete die reglosen Anwesenden. »'S bleibt langweilig, nicht wahr?« bemerkte er. »Als hätte sich kein Nasenflügel oder Ohr bewegt, seit ich das letztemal hingeschaut habe. Und doch ist das eine Ruhe, der ich nicht trauen kann. Mich durchläuft ein eisiger Schauder. Mausling ...«
    Der Freund aber blickte an ihm vorbei. Geräuschlos – oder jedenfalls sehr leise – hatten zwei schlanke Gestalten den Silbernen Aal betreten und blieben abschätzend hinter den bleischweren, eisendurchwirkten Vorhängen stehen, die den Nebel draußenhielten und Schwertstöße ablenken konnten. Der eine Neuankömmling war groß und breit wie ein Mann, mit blauen Augen, dünnen Wangen und breitem Mund, gekleidet in ein blaues Wams und gleichfarbige Hosen und einen langen grauen Mantel. Die zweite Erscheinung wirkte drahtig und geschmeidig wie eine Katze, mit grünen Augen, kompakten Gesichtszügen, zusammengepreßten kurzen Lippen, und war ähnlich gekleidet, nur ging sie in Rostrot und Braun. Die beiden waren weder jung noch dem mittleren Alter nahe. Die glatten, ungefurchten Stirnen, die ruhigen Augen, die gleichförmig geschwungenen Wangenlinien und das lange, gesichtsrahmende Haar – hier silbrig gelb, dort schwarz, durchsetzt mit dunkelstem Braun, und darin wiederum goldene Fasern, oder handelte es sich um eingeflochtene Golddrähte? – wiesen die beiden als Frauen aus.
    Dieses letzte Attribut beendete die erstarrte nächtliche Trance der versammelten Langweiler, von denen ein halbes Dutzend sich den Neuankömmlingen näherte, leise Einladungen äußernd und kehlig lachend. Die beiden Frauen traten vor, als wollten sie die Begegnung möglichst schnell hinter sich bringen, die Blicke unbeirrt nach vorn gerichtet.
    Und plötzlich – es geschah ohne Innehalten oder sichtlichen Zusammenstoß, nur zuckte jemand zurück, als hätte man ihm auf den Fuß getreten, und ein

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