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Schwerter und Eiszauber

Schwerter und Eiszauber

Titel: Schwerter und Eiszauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Leiber
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anderer keuchte auf, als wäre ihm ein fester Ellenbogen in die kurzen Rippen geraten – waren die beiden an den sechs Männern vorbei. Es war, als wären sie einfach hindurchgeschritten, so wie man eine Rauchwolke durchquert, ohne auch nur mehr zu reagieren als mit einer gerümpften Nase. Der mißachtete Rauch hinter ihnen wogte und wirbelte ein wenig. Nun standen den beiden der Graue Mausling und Fafhrd im Weg, die sich erhoben hatten und deren Hände noch immer auf die Griffe der verhüllten Schwerter deuteten, ohne sie zu berühren.
    »Meine Damen ...«, setzte der Mausling an.
    »Trinkt ihr Wein ...?« fuhr Fafhrd fort.
    »Zur Stärkung gegen die Kälte der Nacht?« schloß der Mausling die Vorstellung ab und deutete eine Verbeugung an, während Fafhrd höflich auf den Tisch wies, von dem sie sich erhoben hatten.
    Die beiden schlanken Frauen blieben stehen und betrachteten die beiden ohne Eile.
    »Vielleicht ...«, schnurrte die kleinere.
    »Vorausgesetzt, ihr laßt die Reifinsel für die Getränke bezahlen«, fügte die andere hinzu mit einer Stimme, die hell und schnell klang wie plätscherndes Schneewasser.
    Als die beiden Helden das Wort »Reifinsel« hörten, setzten sie nachdenkliche, fragende Gesichter auf, als habe in einem anderen Universum jemand ›Atlantis‹ oder ›Eldorado‹ oder ›Thule‹ gesagt. Trotzdem nickten sie zustimmend und rückten den Frauen die Stühle zurecht.
    »Reifinsel«, wiederholte Fafhrd beschwörend, während der Mausling mit Kelchen und Krügen zu hantieren begann. »Als Kind habe ich in der Eis-Öde davon gehört und auch später bei den Piratentouren meiner Jugend, außerdem wurde von Salzhaven geflüstert. Den Legenden zufolge deuten die Klauen darauf – die dünnen, felsigen Halbinseln, die Nehwons Nordwestecke verlängern.«
    »Ausnahmsweise einmal sagen die Legenden die Wahrheit«, meinte die gold-silber-haarige Frau in Blau und Grau mit leiser Stimme. »Die Reifinsel existiert. Ebenso Salzhaven.«
    »Ich bitte dich!« sagte der Mausling mit einem Lächeln und reichte ihr feierlich den Kelch. »Es heißt, die Reifinsel sei nicht realer als Simorgya.«
    »Ist Simorgya denn nicht real?« fragte sie und nahm den Kelch.
    »Doch!« räumte er mit einem verblüfften Blick ein. »Ich habe es einmal von Bord eines sehr kleinen Schiffes aus betrachtet, als es sich für kurze Zeit aus den Tiefen des Äußeren Meeres erhoben hatte. Mein Freund hier, dem der Sinn noch mehr nach Abenteuern steht«, – mit einer Kopfbewegung deutete er auf Fafhrd –, »ist sogar kurze Zeit über den feuchten Kies dieses Landes geschritten und sah ein paar Verrückte mit Teufelsfischen tanzen, die wie sich windende schwarze Felle aussahen.«
    »Nördlich von Simorgya, westlich der Klauen.« Diese Worte kamen energisch von der Frau mit dem schwarzen Haar, durchzogen von schimmernder dunkler Bronze und Gold. Ihre rechte Hand hielt den gefüllten Weinkelch, den sie eben entgegengenommen hatte, die linke verschwand unter dem Tisch und knallte dann mit schneller Bewegung auf die kreisgemusterte Eiche, dann hob sie sich und offenbarte vier kleine runde Gebilde, die hell wie Monde schimmerten. »Es war euch recht, daß die Reifinsel bezahlt.«
    Der Mausling und Fafhrd nickten höflich, aber ein wenig geistesabwesend, und nahmen je eine der Münzen, um sie genau zu betrachten. »Bei den Zitzen Titchubis!« hauchte der erstere, »dies ist kein falscher Fünfziger!«
    »Reifinsel-Silber?« fragte Fafhrd leise, hob mit hochgezogenen Brauen den Kopf und ließ den Blick von der Mütze zu der größeren Frau wandern.
    Sie sah ihn offen an. In den Mundwinkeln, lieblich eingebettet in ihre Wangen, schwebte der Anflug eines Lächelns. Ernst, aber doch spöttisch-herausfordernd sagte sie: »Und es läuft niemals an.«
    »Die Vorderseite zeigt ein riesiges Meeresungeheuer, das drohend aus den Tiefen aufsteigt«, sagte er.
    »Nichts anderes als ein großer Wal, der die Luft abbläst, nachdem er tief getaucht ist«, antwortete sie.
    Der Mausling sagte zu der anderen Frau: »Die Rückseite dagegen zeigt einen schiffsförmigen meilenlangen soliden Felsen, der aus flachen Dünungswellen ragt.«
    »Lediglich ein Eisberg, kaum halb so groß«, sagte sie.
    »Nun«, meinte Fafhrd, »trinken wir, was uns diese strahlenden fremden Münzen gebracht haben. Ich bin Fafhrd, er heißt Grauer Mausling.«
    »Und ich werde Afreyt genannt«, sagte die große Frau, »und meine Begleiterin Cif.«
    Nach tiefen Zügen stellten sie die

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