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Schwerter und Eiszauber

Schwerter und Eiszauber

Titel: Schwerter und Eiszauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Leiber
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Ilthmar zuckte die Achseln.
    Mutter Grum trat hinter ihren Schemel und ließ den Mausling mit einer Art Verbeugung in den inneren Raum treten. Er wandte kurz den Kopf, bedachte den Ilthmar mit einem kühlen, überlegenen Lächeln und folgte der geduckten Gestalt. Einer der Inselbewohner, der eben einen schwarzen Turm versetzte, ließ die Augen beobachtend zur Seite rollen, obwohl der Kopf nach vorn gerichtet und über das Brett geneigt blieb, als sei er tief in Gedanken versunken.
    Im inneren Raum brannte ein kleines Feuer, das zumindest dem Auge ein wenig Bewegung versprach. Die Feuerstelle befand sich mitten im Raum, eine beinahe hüfthohe Anlage aus Stein. Eine große Kupferschärpe (der Mausling fragte sich, welchen Schiffsrumpf das Metall einst gedeckt hatte) senkte sich von der niedrigen Decke bis auf einen Meter über das Feuer und verschlang den dünnen Rauch, der sich emporringelte. Im Raum verteilt standen einige kleine zerkratzte Tische, daran Stühle. Weiter hinten gab es einen Durchgang.
    An der Seite saßen nebeneinander zwei Frauen am Feuer. Sie wirkten ganz nett, aber irgendwie verbraucht. Auch hier hatte der Mausling schon eine gesehen (am späten Nachmittag) und hielt sie für eine Hure. Die doch recht grelle Aufmachung der einen und die roten Strümpfe der anderen schienen diese Theorie zu bestätigen.
    Der Mausling begab sich an einen Tisch, der eine Ecke des Feuers von den beiden entfernt war, warf seinen Umhang über einen Stuhl und setzte sich auf einen anderen, von dem aus er beide Türen im Auge behalten konnte. Er verschränkte die Finger und starrte reglos in die Flammen.
    Mutter Grum kehrte auf ihren Schemel an der Tür zurück und wandte den dreien den Rücken zu.
    Eine der beiden verlebt aussehenden Frauen starrte ins Feuer und legte von Zeit zu Zeit Treibholz nach, das zu singen begann und die Flammen gelegentlich grün und blau verfärbte, außerdem dornige schwarze Zweige, die zischten und knisterten und in heißem Orangerot verbrannten. Die andere wob Fadenmuster zwischen gestreckten Fingern. Ab und zu richtete der Mausling den Blick vom Feuer zur Seite auf ihre strengen, eckigen Schöpfungen.
    Die beiden beachteten den Mausling nicht weiter, doch nach einer Weile stand das Mädchen auf, das sich um das Feuer kümmerte, brachte einen Weinkrug und zwei kleine Krüge an seinen Tisch, füllte einen und betrachtete ihn.
    Er ergriff den Becher, probierte einen kleinen Schluck, setzte das Gefäß ab und nickte knapp, ohne sie anzusehen.
    Sie kehrte zu ihrer früheren Beschäftigung zurück. Danach trank der Mausling gelegentlich von seinem Wein, während er in die Flammen starrte und ihrem Knistern lauschte. Mit ihrer besonderen Mischung von Zischen und Singen waren sie in dem kleinen, stillen Raum ziemlich gegenwärtig; sie glichen einer eifrigen, schnell sprechenden jugendlichen Stimme, die abwechselnd fröhlich und boshaft klang. Der Mausling hätte schwören können, daß er zuweilen Worte und Satzteile hörte.
    Und dann begann er in den Flammen, immer wieder von neuem geformt, Gesichter zu sehen – oder eher ein Gesicht, das sich im Ausdruck sehr rasch veränderte, ein jugendlich hübsches Gesicht mit sehr beweglichen Lippen, die manchmal freundlich geöffnet waren, dann aber wieder von Haß und Neid verzerrt (die Flammen schimmerten eine Zeitlang grünlich), manchmal beinahe unmöglich verzogen wie bei einem Gesicht, das man durch die wabernde Luft über einem sehr heißen Feuer betrachtet. Ja, das eine oder andere Mal bildete er sich ein, er sehe das Gesicht einer greifbaren Person, die auf der anderen Seite der Feuerstelle ihm gegenüber saß, sich manchmal halb aufrichtend, um ihn durch die Flammen zu betrachten, manchmal zusammengesunken. Er war beinahe in Versuchung aufzustehen und um das Feuer herumzugehen, um die Wahrnehmung zu überprüfen, aber dann war der Impuls doch wieder nicht stark genug.
    Am meisten aber verwunderte den Mausling, daß das Gesicht ihm vertraut vorkam, obwohl er es nicht unterbringen konnte. Er gab es auf, sich deswegen das Gehirn zu zermartern, lehnte sich zurück, lauschte aufmerksamer auf die Flammenstimme und versuchte die eingebildeten Worte auf die Lippenbewegungen des Flammengesichts abzustellen.
    Wieder stand Mutter Grum auf und trat mit einer Verneigung zurück. Ohne sich zu bücken trat eine Dame ein, die sich den rötlichen Mantel vor die untere Hälfte des Gesichts gezogen hatte. Trotzdem erkannte der Mausling sofort die goldfleckigen

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