Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwerter und Eiszauber

Schwerter und Eiszauber

Titel: Schwerter und Eiszauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Leiber
Vom Netzwerk:
in einer Folge explosionsartiger Knacklaute, die die traumartige Gebanntheit des Mauslings beendete und ihn auffahren ließ, plötzlich hellwach. Er starrte auf das Feuer, ging einmal schnell darum herum, blickte von der anderen Seite eingehend darauf und musterte dann aufmerksam den ganzen Raum. Nichts! Ernst starrte er Hilsa und Rill an. Sie erwiderten ausdruckslos seinen Blick und sagten im Chor: »Der Gott hat gesprochen«, doch das Gefühl einer Wesenheit war aus dem Feuer wie auch aus dem Raum gewichen und hinterließ nicht einmal ein schwarzes Loch, durch das das Wesen sich hätte zurückziehen können – es sei denn, der Gott wäre in ihn gefahren, wie dem Mausling plötzlich einfiel: das wäre eine Erklärung für die unruhige Energie und die flammenden Gedanken, die ihn im Augenblick beherrschten, während sich die Litanei über die Gefährlichkeit der heranrückenden Mingols in seinem Kopf endlos wiederholte.
    »Ist so etwas möglich?« fragte er sich und antwortete auch sofort mit einem klaren »Ja!«
    Er kehrte zu Cif zurück, die ebenfalls aufgestanden war. »Wir haben drei Tage Zeit«, sagte sie.
    »Sieht so aus«, erwiderte er und fügte hinzu: »Weißt du etwas von Trollen? Was sind das für Wesen?«
    »Das wollte ich dich auch schon fragen«, erwiderte sie. »Das Wort ist mir so unbekannt wie anscheinend auch dir.«
    »Also Wasserwirbel«, sagte er vor sich hin, und seine Gedanken überschlugen sich. »Gibt es so etwas in der Nähe der Insel? Seemannsgeschichten über solche Erscheinungen ...?«
    »O ja, der Große Mahlstrom vor der felsigen Ostküste der Insel mit den gefährlich schnellen Strömungen und komplizierten Gezeiten, der Große Mahlstrom, aus dem die Insel ihr Holz bezieht, das am Strand der Bleichen Knochen angeschwemmt wird. Jeden Tag sind dort neue Funde zu machen. Unsere Seeleute kennen das und nehmen sich in acht wie vor keiner anderen Gefahr.«
    »Gut! Ich muß in See stechen und mich dort umsehen. Ich muß mich mit jeder Tücke dieser Erscheinung vertraut machen. Dafür brauche ich ein kleines Segelboot, denn die Treibgut wird noch repariert – wir haben wenig Zeit. Aye, und ich brauche auch mehr Geld – Silber für meine Männer für ihren Aufenthalt.«
    »Weshalb in See stechen?« fragte sie mit stockendem Atem. »Weshalb mußt du dich in Gefahr begeben?« Doch in ihren aufgerissenen Augen glaubte er bereits die Antwort dämmern zu sehen.
    »Nun, um deine Feinde zu vernichten«, antwortete er. »Hast du Lokis Prophezeiung nicht vernommen? Wir lassen sie Wirklichkeit werden. Wir ersäufen zumindest einen Teil der Mingols, ehe sie überhaupt Fuß auf Reifland setzen können! Und wenn Fafhrd und Afreyt mit Odins Hilfe die Gegenlauf-Mingols auch nur halb so energisch stören können, ist unsere Aufgabe schon erfüllt!«
    In ihren Augen blitzte es nun ebenso triumphierend wie in den seinen.

Der abnehmende Mond stand hoch im Südwesten, und die hellen Sterne schienen noch, doch im Osten begann sich der Himmel bereits zum Morgen zu verfärben, als Fafhrd seine zwölf Berserker in nördlicher Richtung aus Salzhaven fortführte. Jeder hatte sich gegen das Eis warm eingekleidet und trug Langbogen, Köcher, zusätzliche Pfeile, am Gürtel eine Axt und einen Beutel mit Proviant. Skor bildete die Nachhut und sorgte aufmerksam dafür, daß Fafhrds Verlangen nach absolutem Schweigen befolgt wurde, während sie durch die Stadt schlichen, damit dieser Bruch der Hafenvorschriften unbemerkt blieb. Und tatsächlich – erstaunlicherweise hatte niemand sie zum Halten aufgefordert. Vielleicht schliefen die Bewohner der Reifinsel besonders tief, weil sie bis spät in die Nacht aufgeblieben waren, um den gewaltigen Fang einzusalzen. Die letzten Boote waren erst nach Sonnenuntergang in den Hafen zurückgekehrt.
    Bei den Berserkern befanden sich die Mädchen May und Mara in weichen Stiefeln und Kapuzenmänteln. May hatte einen Krug frischgemolkener Milch für den Gott Odin bei sich, Mara sollte die Expedition quer durch die Reifinsel nach Kalthafen führen. Afreyt hatte darauf bestanden: »... denn sie ist auf einem Hof bei Kalthafen geboren und kennt den Weg, und sie wird mit jedem Mann fertig.«
    Als er das hörte, hatte Fafhrd zweifelnd genickt. Es gefiel ihm nicht, die Verantwortung für ein Mädchen zu übernehmen, das den Namen seiner Jugendliebe trug. Ebensowenig hatte ihm daran gelegen, die Leitung aller anderen Dinge in Salzhaven dem Mausling und den beiden Frauen zu überlassen, zumal es

Weitere Kostenlose Bücher