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Schwerter und Eiszauber

Schwerter und Eiszauber

Titel: Schwerter und Eiszauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Leiber
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die Hand, die der Mausling ihr entgegenstreckte, und kam mit zwei großen Schritten hoch.
    »Sparen wir uns die Worte«, sagte sie. »Mutter Grum wird euch zur Kobold rudern ...« Sie gab dem Mausling einen Geldbeutel.
    »Nur Silber«, sagte sie und rümpfte die Nase, als er Anstalten machte, den Beutel zu öffnen.
    Er reichte ihn an Pshawri weiter. »Zwei Münzen für jeden Mann am Abend, wenn ich nicht zurück bin«, wies er an. »Laß die Burschen schwer arbeiten. Es wäre schön, wenn die Treibgut spätestens morgen mittag wieder zum Auslaufen bereit wäre. Ab mit dir!«
    Pshawri grüßte und entfernte sich.
    Der Mausling wandte sich an die anderen. »Ins Boot!«
    Sie gehorchten – Ourph mit gleichgültigem Gesicht, Mikkidu mit einem besorgten Seitenblick auf die grimmige Frau im Heck. Cif berührte den Mausling am Arm. Er blickte sie an.
    Sie schaute ihm ruhig ins Auge. »Der Mahlstrom ist gefährlich«, sagte sie. »Hier ein Mittel, das ihn vielleicht bezwingt, solltest du darin gefangen sein. Im äußersten Notfall schleuderst du dies genau in die Mitte des Wirbels. Paß gut darauf auf und laß niemand sonst es sehen!«
    Der Mausling zeigte sich überrascht von dem Gewicht des kleinen würfelförmigen Objekts, das sie ihm in die Hand drückte, und betrachtete es unauffällig. »Gold?« hauchte er ein wenig erstaunt. Das Gebilde hatte die Form eines Würfels aus Stegen, zwölf breite goldschimmernde Kanten, die rechtwinklig aufeinandertrafen.
    »Ja«, erwiderte sie leise. »Menschenleben sind wertvoller.«
    »Und da ist Aberglauben im Spiel ...?«
    »Ja«, unterbrach sie ihn.
    Er nickte, steckte das Gebilde vorsichtig in seinen Beutel und stieg ohne ein weiteres Wort leichtfüßig in das Boot hinab. Mutter Grum bewegte das Ruder und hielt auf das einzige kleine Fischerboot zu, das noch im Hafen verblieben war.
    Cif schaute hinter dem Beiboot her, bis es ins volle Sonnenlicht glitt. Nach einer Weile spürte sie denselben Sonnenschein am Kopf und wußte, daß ihr dunkles Haar prachtvoll schimmern mußte. Der Mausling drehte sich nicht um. Eigentlich wollte sie das auch gar nicht. Das Beiboot erreichte die Kobold , und die drei Männer kletterten an Bord.
    Sie hätte schwören können, daß niemand in der Nähe war, doch im nächsten Augenblick hörte sie ein Räuspern dicht hinter sich. Sie wartete einige Sekunden lang, ehe sie sich umwandte.
    »Meister Groniger«, grüßte sie den Ankömmling.
    »Ratsherrin Cif«, antwortete er ebenso milde. Er sah nicht aus wie ein Mann, der sich lautlos anschlich.
    »Du hast die Fremden auf eine Mission geschickt?« erkundigte er sich nach kurzem Schweigen.
    Langsam schüttelte sie den Kopf. »Ich vermiete ihnen ein Schiff, es gehört Lady Afreyt und mir. Vielleicht gehen sie fischen.« Sie zuckte die Achseln. »Wie jeder Inselbewohner verdiene ich mir etwas, wo ich kann, und der Fischfang ist nicht der einzige Weg zum Profit. Meister, du befiehlst heute nicht über dein Schiff?«
    Nun schüttelte er seinerseits den Kopf. »Ein Hafenmeister muß sich zuerst um sein Amt kümmern, Ratsherrin. Der andere Fremde ist heute noch nicht aufgetaucht. Ebensowenig seine Männer ...«
    »Und?« fragte sie, als er eine Pause machte.
    »... obwohl da unten in der Segelgaleere ein Heidenlärm gemacht wird.«
    Sie nickte und sah zu, wie die Kobold unter Segeln auf die Hafeneinfahrt zuhielt und das Beiboot von seiner zerzausten, gedrungenen Passagierin zur anderen Seite fortgerudert wurde.
    »Für heute abend ist eine Sitzung des Rates einberufen worden«, sagte Groniger, als sei ihm das eben noch eingefallen. Sie nickte, ohne sich umzudrehen. Er fügte beiläufig-erklärend hinzu: »Man hat eine Kassenprüfung verlangt, Schatzmeisterin. Es sollen alle Goldmünzen und reifischen Schätze überprüft werden, die dir anvertraut wurden – der goldene Pfeil der Wahrheit, die Goldbänder der Einheit, der Goldwürfel der Ehrlichkeit ...«
    Wieder nickte sie und hob die Hand an den Mund. Sie gähnte seufzend. Die Sonne schimmerte hell auf ihrem Haar.
     
    Gegen Mittag des Nachmittags befand sich Fafhrds Gruppe hoch oben im Totenland, das sich als ein von Felsbrocken übersätes, ödes Plateau erwies, zwischen niedrigen Gletschermauern auf beiden Seiten – links nur eine Bogenschußweite entfernt, eine Art breiter Paß. Die sinkende Sonne brannte heiß herab, doch der Wind war kühl. Der blaue Himmel schien zum Greifen nahe zu sein. Allen voraus ging der jüngste seiner Berserker, unbewaffnet.

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