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Schwerter und Eiszauber

Schwerter und Eiszauber

Titel: Schwerter und Eiszauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Leiber
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in dem Feuer eingerichtet, und nach einer Weile vermochte ich mit ihm zu sprechen und Fragen auf Antworten zu erhalten, wenn auch zunächst nichts, das der Reifinsel hätte nützen können. Ich verabredete mit dem Ilthmart, daß die Flammenhöhle jede Woche einen Abend lang reserviert sein sollte, und einigte mich auf gleiche Weise mit Hilsa und Rill, die an diesen Abenden den Gott unterhalten und glücklich machen sollten. – Hilsa, ist der Gott heute schon bei dir gewesen?« rief sie der Frau mit den roten Strümpfen zu, die Holz in die Flammen legte.
    »Zweimal«, erwiderte sie sachlich mit heiserer Stimme. »Unsichtbar aus dem Feuer ist er geglitten und wieder hinein. Der ist zufrieden.«
    »Verzeih mir, Lady Cif«, warf der Mausling ein. »Aber wie finden diese Damen den engen Kontakt mit einem unsichtbaren Gott? Wie fühlt es sich an? Ich würde das gern wissen.«
    Cif blickte zu den beiden am Feuer hinüber.
    »Es ist, als hätte man eine Maus unter dem Rock«, antwortete Hilsa, lachte kurz und wippte mit einem roten Bein.
    »Oder eine Kröte«, fügte ihre Gefährtin hinzu. »Obwohl er in den Flammen wohnt, ist sein Körper kalt.« Rill hatte ihre Fäden zur Seite gelegt und die Hände verschränkt, mit denen sie nun Schattengesichter an die Wand projizierte: riesige Werwölfe mit spitzen Ohren, große Seeschlangen, Drachen und langnasige Hexen mit vorspringender Kinnspitze. »Ihm gefallen solche schrulligen Gestalten«, bemerkte sie.
    Der Mausling nickte nachdenklich und beobachtete sie eine Zeitlang, dann starrte er wieder ins Feuer.
    Cif sprach weiter: »Nach kurzer Zeit, das spürte ich deutlich, begann sich der Gott in Nehwon einzugewöhnen, er paßte seinen Geist unserer Welt an, erstreckte ihn bis zu den entferntesten Grenzen, und seine Orakel wurden genauer. Unterdessen sorgte Afreyt, mit der ich mich täglich besprach, auf ähnliche Weise für den alten Odin, draußen im Moor (wobei sie ihn allerdings von Mädchen trösten und aufmuntern ließ, anstatt von erwachsenen Frauen, war er doch ein älterer Gott), und auch sie bekam bedeutsame Prophezeiungen zu hören.
    Es war Loki, der uns als erster warnte, daß die Mingols in Aktion träten, daß sie Schiffe ausrüsteten und Pferde und Krieger an Bord nahmen, die gegen die Reifinsel losschlagen sollten, getrieben von Khahkht, der einen gewaltigen Höhepunkt des Wahnsinns und der Zerstörung im Sinn hatte. Afreyt befragte Odin unabhängig von mir, und er bestätigte diese Äußerung; die Geschichten der beiden stimmten in jedem Punkt überein.
    Als wir die beiden fragten, was wir tun sollten, rieten sie uns – wieder unabhängig voneinander –, wir sollten zwei bestimmte Helden in Lankhmar aufsuchen und veranlassen, daß sie ihre Horden zur Verteidigung der Insel einsetzten. Das kam sehr präzise, sie nannten uns Namen und Anschriften, sie sagten auch, ihr wärt Anhänger, von Loki und Odin, wenn sie auch nicht wüßten, ob euch das in diesem Leben bewußt wäre oder nicht, aber es verhielte sich so, und sie veränderten ihre Aussagen auch nicht, als wir mehrfach nachhakten. Sag mir eins, Grauer Mausling. Kennst du den Gott Loki nicht von früher? Sag mir die Wahrheit.«
    »Bei meinem Wort, ich kenne ihn nicht, Lady Cif«, gab er zurück, »und ich kann das Rätsel unserer Ähnlichkeit ebensowenig erklären wie du. Allerdings hat sein Name eine gewisse unheimliche Vertrautheit, ebenso der Name Odin, als hätte ich die beiden in Träumen oder Nachtmahren vernommen. Doch so sehr ich mir das Gehirn auch zermartere, das Bild wird nicht klarer.«
    »Nun«, setzte sie ihren Bericht nach einer Pause fort, »die beiden Götter drängten uns nachhaltig, euch aufzusuchen, und so schiffte ich mich mit Afreyt vor einem halben Jahr von Hlal nach Lankhmar ein – das weitere weißt du.«
    »Sag mir eins, Lady Cif«, sagte der Mausling und riß sich von dem Feuer los, »wie seid ihr, du und die großgewachsene Afreyt, auf die Reifinsel zurückgekehrt, nachdem der magische Schneesturm Khahkhts euch aus dem Silbernen Aal entführte?«
    »Es geschah so schnell, wie unsere Hinreise lang gewesen war«, antwortete sie. »Eben noch waren wir in seinem kalten Griff gefangen, zerschlagen und geblendet von windtobendem Eis, die Ohren schmerzhaft angefüllt von seinem dröhnenden Lachen. Im nächsten Augenblick waren wir in der Obhut zweier weiblicher Flugwesen, die uns mit schwindelerregendem Tempo durch die Schwärze beförderten und in einer warmen Höhle absetzten, wo wir

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