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Schwerter und Eiszauber

Schwerter und Eiszauber

Titel: Schwerter und Eiszauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Leiber
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– ohne Zögern, pflichtbewußt, ein wenig ängstlich.
    »Hast du die lange Leine bemerkt, die in der Luke hängt? Das dünne, aber reißfeste Zeug, mit dem du aus hohen Fenstern die Beute zu Komplicen abseilst und dem du im Notfall auch dein Gewicht anvertrauen würdest. Wie es auch von manchen Mördern zum Erdrosseln verwendet wird.«
    »Jawohl, Sir!«
    »Gut. Hol mir die Leine!«
    Das Seil entsprach seiner Beschreibung und erwies sich als mindestens hundert Meter lang. Ein sarkastisches Lächeln spielte um seine Lippen, als er ein Ende fest um den Wirbeltöter knotete und das andere Ende an einen Ring an Deck festmachte. Er überzeugte sich, daß der Rest des Seils sich frei straffen konnte, und steckte den Töter dann wieder in seinen Beutel.
    Sie waren bereits einen halben Tag unterwegs. Zuerst hatten sie die reifische Fischerflotte verlassen, die sich im Südwesten eifrig betätigte, wo das Meer von Fischen nur so zu kochen schien; vor seitlichem Wind waren sie dann schnell nach Osten gelaufen, bis sie die salzweiße äußerste Landspitze passiert hatten. Dann ein langsames Kreuzen nach Norden gegen den Wind, wobei sie sich allmählich von der zerklüfteten düsteren Ostküste entfernten, an der sich das glitzernde Salz abgelöst hatte und die sich schräg nach Westen erstreckte. Nun endlich eine schnelle Rückkehr, vor dem Wind laufend, derselben Küste entgegen, wo eine flache Bucht zwischen Klippen unvorsichtige Seeleute anlockte. Das Segel sirrte, und die kleinen Wellen, die in sauberen Reihen vorrückten, klatschten gegen den dahinrasenden Bug. Überall herrschte hellster Sonnenschein.
    Der Mausling stand auf und suchte das Meer unmittelbar voraus nach verborgenen Untiefen und gefährlichen Strömungen ab. Die Geschwindigkeit der Kobold schien sich über das Maß hinaus zu erhöhen, das von dem Wind erwartet werden konnte, als habe eine Wasserströmung das Boot ergriffen. Der Mausling bemerkte abrupte Krümmungen in den schaumigen Wellenkammlinien. Jetzt war der Augenblick gekommen – wenn ihm überhaupt noch Zeit blieb. Er rief Ourph zu, er möge sich zum Wenden bereithalten. Trotz seiner Erwartungen war er überrascht, als (so kam es ihm vor) eine unsichtbare Riesenhand die Kobold von unten packte, das Boot augenblicklich seitlich neigte, es in einer Kurve nach vorn riß und dabei scharf nach innen neigte. Er sah Mikkidu einen Meter über dem Deck in der Luft über dem Wasser stehen. Als er gegen seinen Willen Anstalten machte, sich dem erstarrten Dieb anzuschließen, packte seine linke Hand automatisch nach dem Mast, während seine rechte vorschnellte und Mikkidu am Kragen packte. Die Muskeln des Mauslings knackten, hielten der Belastung aber stand. Er stellte Mikkidu wieder auf das Deck, stützte ihn mit einem Fuß, damit er an Ort und Stelle blieb, und duckte sich, um sich zu orientieren, in den Wind, der die Segel flattern ließ.
    Wo sich eben noch Reihen von Wellen erstreckt hatten, kreiste die Kobold mit wundersamer Geschwindigkeit in einer sich vertiefenden Senke kreiselnden schwarzen Wassers – die ganze Erscheinung hatte einen Durchmesser von beinahe zweihundert Metern. Vage sah der Mausling Ourph hinter dem heftig hin und her schlagenden Hauptsegel. Der Mingol klammerte sich mit beiden Händen am Steuerruder fest. Wieder schaute er in den Wasserwirbel und erkannte, daß die Kobold dem immer tiefer absinkenden Kern merklich näher gekommen war, einem Kern, aus dem nun spitze Felsen ragten wie die geschwärzten und abgebrochenen Fänge eines Monstrums. Ohne zu zögern griff der Mausling in seinen Beutel und nahm den Wirbeltöter heraus. Dann versuchte er den Wind und die Geschwindigkeit der Kobold zu berechnen und schleuderte das Gebilde mitten in die unheimliche Wassergrube. Einen Augenblick lang schien es goldgelb im Sonnenlicht zu hängen, dann fand es sein Ziel.
    Jetzt war es, als hätten hundert unsichtbare Riesenhände den Wirbel flachgedrückt. Die Kobold schien gegen eine Wand zu fahren. Ein Aufschäumen von Wellen folgte, die kreuz und quer neben und über dem Schiff zusammenschlugen und reichlich Schaum erzeugten, der sich auf dem Deck staute. Man hätte schwören mögen, daß das Meer voller Seife war.
    Der Mausling überzeugte sich, daß Ourph und Mikkidu noch vorhanden waren und aufrecht saßen, so daß sie sich mit der Zeit sicher erholen würden. Dann vergewisserte er sich, daß Himmel und Meer anscheinend noch dort waren, wo sie hingehörten. Schließlich überprüfte er

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