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Schwerter und Eiszauber

Schwerter und Eiszauber

Titel: Schwerter und Eiszauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Leiber
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verlaufenden Bahn unterbrochen, als Faroomfar die Flügel ausbreitete und den langsamen Abstieg aus der großen Höhe einleitete.
     
    Löblicherweise wartete Mutter Grum bereits in ihrem kleinen Boot am Ankerplatz, als Ourph und Mikkidu die Kobold säuberlich in den Hafen steuerten und unter dem aufmerksamen, anerkennenden Blick des Mauslings das Segel einholten und an der Boje festmachten. Er war noch immer sehr mit sich zufrieden und bei bester Laune und hatte sich sogar dazu herabgelassen, Mikkidu mit einigen freundlichen Worten zu bedenken (die den anderen sehr verwirrten) und sich launig mit dem klugen, wenn auch schweigsamen alten Mingol zu unterhalten.
    Jetzt teilte er die Mittelbank mit Ourph, während Mikkidu im Bug hockte, und fragte leichthin die Greisin, die das Ruder bewegte: »Wie ist der Tag gelaufen, Mutter? Eine Nachricht für mich von deiner Herrin?« Als sie ihm mit einem Knurren antwortete, das alles oder nichts bedeuten konnte, sagte er nur milde: »Gelobt seien deine treuen alten Knochen« und ließ den Blick durch den Hafen schweifen. Die Nacht war angebrochen. Die letzten Boote der Fischereiflotte waren eben eingelaufen, schwer beladen mit einem weiteren Rekordfang. Sein Interesse galt der nächsten Pier, auf deren anderer Seite ein Schiff im Fackelschein entladen wurde. Vier Einheimische trugen hintereinander Dinge an Land, die zweifellos Prachtstücke des ungeheuren und ungeheuerlichen Fanges waren.
    Tags zuvor waren dem Mausling die Reifländer als stoische, nüchterne Menschen erschienen, doch immer stärker fiel ihm an diesen Leuten ein dümmliches, primitiver Zug auf – besonders an diesen vieren, die sich grinsend und mit aufgerissenen Mund und vorquellenden Augen unter ihren Lasten beugten.
    Als erster war ein geduckt gehender bärtiger Bursche zu sehen, auf dem Rücken beförderte er am schuppigen Schwanz einen großen Silberthunfisch, der beinahe so lang war wie er selbst und sogar dicker.
    Ihm folgte ein hagerer Mann, der an Hals und Schwanz und in zahlreichen Windungen über den Schultern den größten Aal präsentierte, den der Mausling je gesehen hatte. Der Träger schien mit dem Tier zu ringen, während er über die Pier trabte – das Tier wand sich langsam, es lebte noch. Ein Glück, daß sich der Aal nicht um seinen Hals gewunden hat, dachte der Mausling.
    Der Mann hinter dem Aalträger schleppte an einem spitzen Handhaken, den er durch die Kruste geschlagen hatte, eine riesige grüne Krabbe, deren zehn Beine in der Luft herumfuchtelten und deren mächtige Scheren sich ständig öffneten und schlossen. Es war schwer zu sagen, wessen Augen weiter hervortraten, die der Krabbe oder des Mannes.
    Zuletzt ein Fischer, der einen riesigen Tintenfisch an den zusammengebundenen Tentakeln auf der Schulter balancierte; in den Todeswehen machte das Tier noch sämtliche Farben des Regenbogens durch, die großen eingesunkenen Augen zuckten glasig über dem monströsen Schnabel.
    Ungeheuer, die Ungeheuer tragen, sagte sich der Mausling und lachte zufrieden vor sich hin. Herr, was für groteske Wesen wir Sterblichen doch sind!
    Der Mausling drehte sich auf seinem Sitz herum und sah ... leider nicht Cif, wie er nach einigen Sekunden feststellte, doch immerhin (und ein wenig zu seiner Überraschung) Hilsa und Rill am Rand der Pier, letztere mit einer Fackel, die fröhlich flackerte, und beide lächelten ihn freundlich und willkommenheißend an und sahen in ihren flotten Hurengewändern recht keck aus – Hilsa in roten Strümpfen, Rill in hellgelben, darüber kurze, bunte Jacken, die im Hals tief ausgeschnitten waren. So sehen sie jünger aus oder weniger verbraucht, stellte er fest, als er zu den beiden auf die Pier sprang. Wie nett von Loki seine Priesterinnen zu schicken ... nun ja, genau genommen waren es keine Priesterinnen, sondern eher Tempeljungfern ... nein, auch das nicht, sondern dienstbare Geister, Krankenschwestern und Spielgefährtinnen des Gottes ... jedenfalls waren sie hier, um den getreuen Diener Lokis willkommen zu heißen.
    Doch kaum hatte er sich vor den beiden verneigt, als sie zu lächeln aufhörten und Hilsa leise und drängend sagte: »Es gibt schlechte Nachrichten, Kapitän. Lady Cif läßt dir ausrichten, daß sie und Lady Afreyt von den anderen Ratsmitgliedern angeklagt und ausgestoßen worden sind. Sie wird beschuldigt, Münzgold und andere reifische Schätze, die man ihr anvertraut hatte, dir und dem großen Kapitän und euren Männern als Sold ausgezahlt zu

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