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Schwerter und Eiszauber

Schwerter und Eiszauber

Titel: Schwerter und Eiszauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Leiber
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Einige Kapitäne hatten mächtige Zeremonienspeere an die Bugspriete gebunden (in Wirklichkeit handelte es sich um Balken, mit Bronzespitzen bewehrt); vermutlich sollten damit Mingolschiffe gerammt werden, das Schicksal stehe diesen Leuten bei! Andere hatten rote und schwarze Segel aufgezogen, um blutige und böse Absichten anzukündigen (der nüchternste Fischer war im Herzen ein potentieller Pirat, soviel war klar). Drei Boote waren halb in Fischernetze eingehüllt – als Schutz vor Pfeilbeschuß? Die beiden größten Schiffe standen unter dem Kommando Dwones und Zwaakens, seiner Unter-Admiräle, wenn man sie so nennen konnte. Er schüttelte den Kopf.
    Wenn er nur Zeit gehabt hätte, seine Gedanken zu ordnen! Doch seit dem Erwachen hatten sich die Ereignisse (und seine eigenen unberechenbaren Impulse) förmlich überstürzt. Tags zuvor war es ihm gelungen, Cif und die anderen drei Frauen sicher aus dem bebenden und stinkenden Bergtunnel zu führen (er blickte auf Dunkelfeuer, der noch immer eine dicke schwarze Rauchsäule in dem Himmel schickte, die von Ostwind gen Westen geblasen wurde); dabei hatte er feststellen müssen, daß sie eine unvertretbar lange Zeit unter der Erde verbracht hatten und es bereits Abend war. Nachdem er sich um Rills Hand gekümmert hatte, die von der Loki-Fackel übel verbrannt war, hatten sie nach Salzhaven zurückeilen müssen, um allerlei hastige Konferenzen abzuhalten – und so blieb kaum Zeit, sich mit Cif über die Bedeutung des Höhlenabenteuers klarzuwerden ...
    Und jetzt mußte er sich die Zeit nehmen, Mikkidu bei der Unterweisung der sechs reifischen Fischer zu helfen, Ersatz für die Diebe, die sie an die Seefalke verloren hatten. Die Männer mußten lernen, wie man große Ruder bediente, und dergleichen mehr.
    Kaum war das erledigt (im Grunde brauchte er Mikkidu nur ein paar leise Anweisungen zu geben), kam Cif an Bord, gefolgt von Rill, Hilsa und Mutter Grum – bis auf die Greisin trugen alle Seemanshosen und Jacken mit Messern im Gürtel. Rill hatte den rechten Arm in der Schlinge.
    »Hier sind wir und unterstellen uns deinem Kommando, Kapitän«, sagte Cif munter.
    »Liebe ... Ratsherrin«, antwortete der Mausling mit einem sinkenden Gefühl in der Magengrube. »Die Treibgut kann unmöglich mit Frauen an Bord einem Kampf entgegensegeln, zumal ...« Er blickte die andere bedeutsam an und verzichtete auf den Hinweis, daß er keine Huren und Hexen an Bord haben wollte.
    »Dann übernehmen wir die Kobold und folgen dir«, antwortete sie unbeeindruckt. »Oder fahren voraus, um die Sonnenwärtigen Mingols nach Möglichkeit als erste zu sichten – du weißt ja, wie schnell die Kobold ist. Ja, vielleicht wäre das am besten – für die Soldatinnen ein Schiff, das Frauen gehört.«
    Der Mausling ergab sich in das Unvermeidliche. Rill und Hilsa strahlten. Cif berührte ihn mitfühlend am Arm.
    »Es freut mich, daß du einverstanden bist«, sagte sie. »Ich hatte die Kobold bereits an drei andere Frauen verliehen.« Aber dann wurde sie ernst und sprach mit leiser Stimme weiter: »Mich beunruhigt etwas, von dem du wissen solltest. Wir wollten den guten Gott Loki in einem Feuerkessel an Bord bringen, so wie er gestern in Rills Fackel gereist ist ...«
    »An Bord eines Schiffes, das in den Kampf segelt, darf es kein Feuer geben«, antwortete der Mausling automatisch. »Außerdem brauchst du dir nur Rills üble Wunde anzusehen ...«
    »Aber als wir heute früh in die Flammenhöhle kamen, fanden wir das Feuer aus unerklärlichen Gründen zum erstenmal seit einem Jahr erloschen«, beendete Cif ihren Bericht. »Wir haben die Asche durchwühlt, aber es war kein Funke mehr zu finden.«
    »Nun«, sagte der Mausling nachdenklich, »vielleicht hat der Gott gestern vor der großen Felswand seine Residenz vorübergehend in das feurige Herz des Berges verlegt – erinnere dich, wie hell er aufgelodert ist. Und seht, wie der Vulkan heute qualmt!« Und er deutete auf Dunkelfeuer, dessen nach Westen abknickender Rauch sich eher noch verstärkt hatte.
    »Ja, aber auf diese Weise haben wir ihn nicht in Reichweite«, wandte Cif besorgt ein.
    »Auf jeden Fall ist er noch auf der Insel«, beruhigte sie der Mausling und fügte hinzu: »Und auf eine Weise bestimmt auch an Bord der Treibgut .« Dabei dachte er (und gleichzeitig begannen die vom Feuer gestreiften Finger erneut zu schmerzen) an den verkohlten Fackelstumpf, den er noch in seinem Beutel mit sich herumtrug. Auch darüber mußte er dringend

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