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Schwerter und Eiszauber

Schwerter und Eiszauber

Titel: Schwerter und Eiszauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Leiber
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am Handgelenk feuchtwarm war – dort war die Hand abgeschlagen worden. Hand und Blut waren gleichermaßen unsichtbar, so daß seine Finger die Erscheinung zwar berührten und spürten, seine Augen aber nur den Griff des Schwerts sahen, den silbernen Steg, den birnenförmigen silbernen Knauf und den schwarzen Ledergriff, der mit Silberdraht durchwirkt war.
    Nun wurde stockend sein Name gesprochen, dicht hinter ihm. Er fuhr herum und erblickte Mara in ihrem weißen Kleid, bedrückt und verwirrt aussehend, als wäre sie eben erst von der Säule gehoben und hier abgesetzt worden. Als er zur Antwort ihren Namen aussprach, hörte er in der Luft schräg über Mara eine Stimme in dem erschreckenden und zwingenden Tonfall einer Vertrauten und Geliebten, die sich alptraumhaft zum Haß gewandelt hat.
    »Wehe dir, Barbar«, sagte die unsichtbare Bergprinzessin Hirriwi, »daß du wieder in den Norden gekommen bist, ohne zuvor am Stardock deine Aufwartung zu machen. Wehe dir, daß du darüber hinaus auf Geheiß einer anderen Frau gekommen bist, wenn wir ihr Anliegen auch sonst unterstützen. Wehe dir, daß du deine Männer im Stich ließest für dieses blutjunge Mädchen, das wir auch ohne dich hätten retten können (und gerettet haben). Wehe dir, daß du dich mit Dämonen und Göttern eingelassen hast! Und doppelt Weh, weil du erfolgreich die Hand erhoben hast gegen einen Prinzen von Stardock, dem wir verbunden sind, obwohl er unser liebster Feind ist – durch Bande, die stärker sind als Liebe und Haß. Ein Kopf für einen Kopf und eine Hand für eine Hand, denk darüber nach. Fünffaches Weh!«
    Während dieser Worte war Mara neben Fafhrd getreten, der aufgerichtet in der Höhle kniete und mit zuckendem Gesicht in die Leere starrte und lauschte. Er hatte ihr einen Arm um die Schultern gelegt, und so starrten sie gemeinsam in das sprechende Zwielicht.
    Als Hirriwi fortfuhr, klang ihre Stimme weniger leidenschaftlich, aber genauso kalt wie vorher. »Keyaira heilt und pflegt unseren Bruder, und ich werde zu den beiden gehen. Zur Morgenstunde bringen wir euch auf unserem Luftfisch zu deinen Leuten zurück, wo du dein Schicksal erfahren wirst. Solange ruht euch aus in der Wärme von Höllenfeuer, der euch noch nicht gefährlich ist.«
    Sie brach ab, und Fafhrd hörte, wie sie sich entfernte. Die Fackel brannte kaum noch, das Holz war beinahe aufgezehrt, und eine große Erschöpfung überkam Fafhrd und Mara. Sie legten sich nebeneinander auf den Felsboden, und der Schlaf wurde wie eine Decke von den Zehen bis zu den Augen über sie gezogen. Vor dem Entschlummern fragte sich Fafhrd, warum es ihn so seltsam anrührte, daß Mara seine linke Hand, die er zur Schulter hochgeneigt hatte, fest mit beiden Händen umfaßt hielt.
     
    Am nächsten Tag herrschte in Salzhaven zur Vorbereitung des großen Auslaufens ein dermaßen frühes und heftiges Treiben – es war wirklich phantastisch –, daß schwer zu sagen war, wo die Anregungen von Alpträumen und Sorgenträumen endeten und jene des (hoffentlich) hellwachen Tages begannen. Selbst die ›Ausländer‹ wurden von der hektischen Stimmung angesteckt, als hätten auch sie in ihren Träumen den Die-Mingols-werden-des-Todes-sein-Gesang gehört; so daß der Mausling gegen besseres Wissen gezwungen gewesen war, Fafhrds Seefalke mit den eifrigsten aus diesem Kreis zu bemannen, unter der Führung des ›Bürgermeisters‹ Bomar und des ilthmart'schen Tavernenbesitzers. Er ernannte Pshawri zum Kapitän über dieses Schiff, gestützt auf die Hälfte seiner Diebestruppe, dazu zwei Mingols, Trenchi und Gavs, die ihm bei der Bedienung des Schiffes zur Hand gehen sollten.
    »Denk daran, daß du der Chef bist«, schärfte er Pshawri ein. »Das müssen sie schlucken oder auf das Unternehmen verzichten. Und halt dich in Luv von mir.«
    Pshawri, dessen frisch verheilte Stirnwunde noch rosa schimmerte, nickte energisch und machte sich an die Arbeit. Der Osthimmel über der Salzklippe schimmerte unheildrohend rot von dem bevorstehenden Sonnenaufgang, während im Westen noch die Düsternis der Nacht nachklang. Es wehte ein starker Ostwind.
    Vom Heck der Treibgut aus überschaute der Mausling den belebten Hafen und seine Flotte aus zu Kampfschiffen umgerüsteten Fischerbooten. Ein wahrhaft absonderlicher Anblick – die Decks, auf denen vor kurzem noch Fische gestapelt waren, strotzten nun von Lanzen und anderen als Waffen geeigneten Dingen, wie er sie tags zuvor auch bei Gronigers Männern gesehen hatte.

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