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Schwerter und Rosen

Schwerter und Rosen

Titel: Schwerter und Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Stolzenburg
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Nachdem Salah ad-Din nach Jerusalem aufgebrochen war, um die Befestigungen der Stadt zu verstärken, hatte Richard befohlen, die nur wenige Meilen westlich gelegene, von Salah ad-Dins Truppen vollkommen zerstörte Hafenstadt Jaffa wieder aufbauen zu lassen, um sie als Basis für die geplante Eroberung zu benützen. Zwar war seit der verlorenen Schlacht von Arsuf das Prestige des Sarazenenherrschers noch weiter gesunken, doch seine Armee war nach wie vor intakt und äußerst schlagkräftig. Allerdings rührten die Probleme, die Richard Kopfzerbrechen bereiteten, von den Streitigkeiten in den eigenen Reihen her: So zankten sich in Zypern die Tempelritter mehr oder weniger erfolglos mit den Eingeborenen herum; in Akkon verschärfte sich der Streit um den Königstitel, was inzwischen dazu geführt hatte, dass die einzelnen Quartiere der Parteien wie Burgen befestigt waren; und aus Frankreich war die Nachricht eingetroffen, dass Philipp mehrere Gebiete erobert und niedergeworfen hatte, die bis dahin Richard untertan gewesen waren. Auch Prinz John sägte in England weiter an seinem Thron, ohne dass die wieder in Poitiers residierende Aliénor von Aquitanien etwas dagegen unternehmen konnte.

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    Obgleich die anderen Probleme auch den frischgebackenen Earl of Huntingdon und Leicester mit Sorge erfüllten, war es doch dieser letzte Sachverhalt, der Harold Magenschmerzen verursachte. Wie er inzwischen erfahren hatte, plante sein Bruder Guillaume, nach einem Sieg Johns Anspruch auf Harolds Erbe zu erheben, da er sich als Sohn der zweiten Gemahlin seines Vaters mehr im Recht sah als sein älterer Stiefbruder. Welcher verschobenen Auffassung von Ahnenkunde er diese Überzeugung entnahm, war Harold bis jetzt verschlossen geblieben. Doch er zwang sich, das Grübeln auf später zu verschieben und den Vorschlägen der Versammelten aufmerksam zu lauschen. Wie seltsam es war, auf einmal von Henry of Cirencester mit »Mylord« angesprochen zu werden, eine Stimme im höchsten Organ des Landes zu besitzen und mit einer der Hofdamen der Königin verheiratet zu sein! Wenn er an die Hochzeitsnacht zurückdachte, die er mit Catherine in dem neu aufgebauten Stadthaus verbracht hatte, kroch ihm immer noch ein Prickeln der Lust über die Kopfhaut.
    »Irgendwie müssen wir diese Heiden dazu bringen, einen Waffenstillstand zu schließen.« Die Worte des Earls of Salisbury rissen Harold aus seinen Tagträumen und lenkten seine Aufmerksamkeit auf das dringliche Problem des drohenden Gesichtsverlustes der Kreuzfahrer zurück, sollte es ihnen nicht gelingen, die hehren Ziele ihrer Fahrt in die Tat umzusetzen. »Vielleicht wäre es das Einfachste, wenn Adil meine Schwester Johanna heiraten würde«, schlug Richard Löwenherz vor und warf dem ebenfalls anwesenden Curd von Stauffen einen fragenden Blick zu. Dieser hob unschlüssig die Schultern und bemühte sich, die Gedanken, die bei diesem Vorschlag in ihm aufstiegen, nicht durch den Ausdruck auf dem Gesicht zu verraten. »Dann könnte das Paar die Küstenstädte als Mitgift empfangen und in Jerusalem residieren«, fuhr Richard fort. »So wären beide Parteien zufriedengestellt.« Schloss er nach einer kurzen Pause. Harold blickte forschend von einem zum anderen und versuchte, sich den bizarren Alltag dieser Mischehe vorzustellen, was ihm beinahe ein Lachen entlockte. »Er könnte zum Christentum konvertieren«, ertönte es vom anderen Ende der Tafel, an der sich ein untersetzter, aschblonder Ritter erhoben hatte. Und obschon der Vorschlag absurd klang, zog er doch weitere, immer abenteuerlichere Ideen nach sich, die schließlich darin gipfelten, dass man auch die Schwester des Sultans, Shahzadi – welche angeblich von unglaublicher Anmut und Grazie war – mit Richards Bruder John Lackland verehelichen könnte.

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    Bleich vor Zorn baute sich Johanna Plantagenet vor ihrem Bruder auf, als dieser keine zwei Stunden später von den Bauarbeiten an den zerschossenen Mauern zurückkehrte, die er nach der Ratssitzung begutachtet hatte, und stemmte die kleinen Fäuste in die Hüften. »Was hast du vorgeschlagen?!« Ihr ohnehin nicht besonders reizvolles, großflächiges Gesicht, das von einer Flut kupferroter Locken umrahmt wurde, hatte sich zu einer Maske der Abscheu verzogen. Und der überschäumende Ärger verstärkte das leichte Schielen ihres linken Auges. »Wie kannst du es wagen, mir einen solchen Vorschlag zu unterbreiten?« Ihr rechter Zeigefinger bohrte sich in Richards mächtige

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