Schwerter und Rosen
ich hier noch nicht verraten möchte). Da die Robin-Hood Legende im Laufe der Zeit immer wieder umgedichtet und verändert wurde, habe ich auch diese Figur etwas freier behandelt.
Die Charakterzüge der Gefolgsleute der Anführer – Richard Löwenherz, Friedrich Barbarossa und Salah ad-Din – wurden ebenfalls den Anforderungen der Handlung unterworfen und entsprechen nicht unbedingt den historischen Personen. Die Schwester des Sultans hätte sich vermutlich nicht so eigenmächtig verhalten, wie im Text beschrieben, und auch Rahel und Curd von Stauffen wären sicherlich etwas weniger offen miteinander umgegangen. Aber bei der Zeichnung dieser Figuren habe ich einerseits an die Dramatik und Spannung der Geschichte gedacht, andererseits die Vorlage aufgegriffen, die Lessing mit Nathan der Weise geliefert hat. Die Ringparabel ist der Originalquelle, Giovanni Boccaccios Dekameron , entnommen. Lessings Nathan habe ich an einigen Stellen ein wenig abgewandelt, so ist Curd von Stauffen in meiner Fassung nicht der Bruder seiner Geliebten (Blanda).
Arnfried von Hilgartsberg, den Dichter des Nibelungenliedes, habe ich frei erfunden. Der Name des tatsächlichen Verfassers ist unbekannt. Erwiesen ist lediglich, dass die Dichtung um 1200 entstand und der Dichter aus der Nähe von Passau stammte. Des Weiteren wird vermutet, dass er im Dienste des Passauer Bischofs Wolfger von Erla stand. Dass der anonyme Verfasser des Nibelungenliedes sich vom Kreuzzugsgeschehen inspirieren ließ, wird in der Forschung durchaus als plausibel angesehen. Ob er allerdings wirklich selbst an dem Zug teilgenommen hat, ist unbekannt.
Auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen, ist es an dieser Stelle wieder wichtig, darauf hinzuweisen, dass «Geschichte” nicht notwendigerweise Fakten beschreibt. Jeder Bericht von Chronisten oder Augenzeugen (und das wird gerade bei den Kreuzzügen besonders deutlich) ist gefärbt von ihrer gesellschaftlichen Stellung, ihrem Glauben oder der Position, die der Berichtende innehatte. War ein historischer Charakter wirklich kühn, schön oder edel? Das kann mit Sicherheit kaum mehr festgestellt werden. Genau wie Erzählungen besteht Geschichte zum Großteil aus Unbestimmtheitsstellen, welche vom Interpretierenden ausgefüllt werden müssen. Daher habe ich mich auch im folgenden Text manchmal narrativen Konventionen und Erwartungshorizonten unterworfen und Handlungen und Charaktere zum Teil etwas freier interpretiert. Ein historischer Roman ist und bleibt ein Roman, auch wenn ich – wie immer – bemüht war, dem Pfad der historischen Wahrheit so genau wie möglich zu folgen.
Noch ein Wort zur Brutalität: Sämtliche Beschreibungen von Massakern, Schlachten und Massenschändungen sind Originalquellen von Chronisten entnommen (darunter Ibn al-Atir, Ansbert, Richard of Devizes und Ambroise). Ob das Blut nun wirklich knietief durch die Stadt floss, und ob die Männer tatsächlich selbst Säuglinge missbraucht haben, das kann heute nicht mehr überprüft werden. Feststeht, dass ein Heer von kampftrunkenen Männern die Besiegten gewiss nicht mit Samthandschuhen angefasst haben wird. Die Kreuzzüge sind nicht umsonst als eines der dunkelsten Kapitel des christlichen Glaubens in die Geschichte eingegangen.
Die herangezogenen Quellen sowie die verwendete Sekundärliteratur können der Bibliographie am Ende des Buches entnommen werden.
Der Roman ist bereits im Jahr 2007 – also vor der Ulm-Trilogie – entstanden.
An dieser Stelle gebührt meiner wunderbaren Lektorin Christine Laudahn wieder ein ganz dickes Dankeschön. Ohne ihre Sorgfalt und die vielen kritischen Fragen wäre der Roman sicher wieder nicht zu dem geworden, was er ist.
Silvia Stolzenburg
Januar 2012
Bibliographie
Anonym. Das Nibelungenlied. Stuttgart: Philipp Reclam jun., 2003.
Behringer, Charlotte u.a. Kathedralen: Hundert Meisterwerke des Abendlandes. Erlangen: Nebel Verlag, 1991.
Boccaccio, Giovanni. Das Dekameron. Berlin: Aufbau Verlag, 1990.
Bookmann, Hartmut u.a. Mitten in Europa: Deutsche Geschichte. Goldmann Verlag, 1990.
Delderfield, Eric R. Kings & Queens of England & Great Britain. London and Newton Abbot: David & Charles, 1990.
Dtv-Mittelalterlexikon
Fischer, Robert-Tarek. Richard I. Löwenherz 1157-1199: Mythos und Realität. Wien, Köln, Weimar: Böhlau Verlag, 2006.
Honour Hugh, Fleming, John. Weltgeschichte der Kunst. München, Berlin, London, New York: Prestel Verlag, 2000.
Kinder H., Hilgemann W., Hergt, M. (Hgg.)
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