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Schwerter und Rosen

Schwerter und Rosen

Titel: Schwerter und Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Stolzenburg
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war, lachte prustend über die despektierliche Bemerkung und zog grinsend die Brauen in die Höhe. »Er ist alt und dieser ganze Kreuzzug ist heller Wahnsinn!«, setzte Ansbert hitzig hinzu. Seit ihrem Aufbruch von Wien hatte der junge Mönch das Gefühl, dass das Unterfangen der Kontrolle des betagten Kaisers mehr und mehr entglitt. Immerhin war er keine fünfundzwanzig Jahre mehr alt wie bei seiner ersten Kreuzfahrt vor über vierzig Jahren! »Er kann ja nicht einmal mehr alleine pinkeln!«, stieß er hinter vorgehaltener Hand hervor. Das war zu viel für Arnfried. Halb erstickt klammerte er sich an die Mähne seines Reittieres und lachte Tränen, während er sich verzweifelt bemühte, nicht vom Weg abzukommen. Als er sich schließlich mühsam wieder gefangen hatte, wischte er sich die Augen und beschied: »Mag sein, aber Eure Aufgabe ist es, ihn wie einen Helden erscheinen zu lassen – schließlich seid Ihr sein Chronist.« »Ja«, knurrte Ansbert. »Ich werde mir so allerhand einfallen lassen müssen!«

    Jerusalem, Jüdisches Viertel, Juli 1189

    Nur noch drei Ordensritter knieten vor Curd von Stauffen in der Reihe auf dem inzwischen blutgetränkten Boden. In der Ferne, zwischen den Bergen, konnte er das Blau des Sees Genezareth flimmern sehen, wenn er die müden, schweißverkrusteten Lider hob. Doch die von der Wasseroberfläche zurückgeworfenen Lichtreflexe stachen wie Dolche nach seinem Sehnerv. Der Himmel, dessen bleiches Graublau an die Farbe von Taubeneiern erinnerte, war an diesem Tag vom Staub der Schlacht verdunkelt, und nur mühsam ließen sich am Horizont die Umrisse der Golanhöhen ausmachen. Tosend rauschte das Blut in seinen Ohren, und wie durch einen Schleier vernahm er den dumpfen, Übelkeit erregenden Laut, als der Kopf seines Waffengefährten auf dem festgetrampelten Sand aufschlug. Beinahe endlos schien die Schlange der gefangenen Ritter, die vor den Augen des stolz thronenden Salah ad-Din von Soldaten und Emiren, die in Reih und Glied aufmarschiert waren, mit zurückgestreiften Ärmeln triumphierend enthauptet wurden. Nur wenige lehnten die Ehre dankend ab oder entschuldigten sich mit einer fadenscheinigen Ausrede, da sie die Abschlachtung der Gefangenen mit Abscheu erfüllte. Soeben fuhr erneut ein vor Nässe glänzendes Krummschwert auf den entblößten Hals eines Tempelritters nieder und trennte den Kopf mit einem sauberen Schnitt vom Körper des Gefangenen, der wie ein Sack in sich zusammenfiel und reglos liegen blieb.
    »Tritt vor, Heidenschwein!«, brüllte der bereits über und über mit Blut besudelte Schlächter, dessen dunkles Gesicht vor Mordlust verzerrt war, ihn an, und Curd kämpfte sich schwankend auf die Füße, um seinem Schicksal entgegenzutreten. Als er vor dem stiernackigen Mamelucken zum Stehen kam, trat ihm von hinten jemand in die Kniekehlen, sodass er erneut auf die Knie sank. Mit glühendem Nachdruck bohrten sich spitze Sandkristalle in seine bloßen Schienbeine, und aus dem Augenwinkel sah er einen aufgeschreckten Skorpion davonhuschen. Schmerzhaft krallte sich von hinten eine Hand in seine dunklen Locken und riss seinen Kopf zurück, während rechts und links von ihm Templer und Johanniter starben. Breit grinsend schwang der Sarazene das Krummschwert, in dem sich gleißend das Licht der stechenden Sonne fing.
    Am ganzen Leib bebend fuhr Curd aus dem Schlaf auf. Seine raue Kehle war staubtrocken, und das dünne Untergewand klebte an seinem heißen Körper, der einem anderen zu gehören schien. Bleierne Schwere lastete auf seinen Gliedern und hätte ihn nicht quälender Durst dazu gezwungen sich aufzusetzen, hätte er sich – wie so viele Nächte zuvor – zurück in die Kissen sinken lassen, um blicklos an die Decke seiner dunklen Kammer zu starren. Wie oft würde er diesen schrecklichen Augenblick noch durchleben müssen? Leise stöhnend richtete er sich auf und griff nach der tönernen Karaffe auf dem Boden, die etwas abgestandenes Wasser und einen Schwarm Mücken enthielt, die er mit einer müden Handbewegung verscheuchte. Gierig trank er einen Schluck und wischte sich den Mund, als ein Teil des kostbaren Nasses an seinem Kinn hinabrann. Über zwei Jahre war es jetzt her, dass Salah ad-Din ihn als einzigen in letzter Sekunde begnadigt hatte. Aber immer noch jagten die grauenhaften Bilder durch seine Albträume. Warum?, fragte er sich zum unzähligsten Mal. Warum hatte der Sultan ihm als einzigem von über dreitausend Ordensrittern das Leben geschenkt? Kurz

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