Schwerter-Zylus 01 - Schwerter gegen den Tod
Lankhmar
Einführung
Durch Zeit und fremde Dimensionen von uns getrennt, träumt die alte Welt Nehwon vor sich hin – Nehwon mit seinen Türmen, Skeletten, Juwelenschätzen, Schwertern und Zaubersprüchen. Der erschlossene Teil des Landes gruppiert sich um das Binnenmeer: nach Norden zu das grünbewaldete wilde Land der Acht Städte, zum Osten hin die trockenen Steppen und die sandige Wüste, im Süden die reichen Kornfelder und Städte Lankhmars, des ältesten und wichtigsten Landes von Nehwon. Hingeduckt um die Mündung des Hlal-Flusses, dominiert die labyrinthische Metropole Lankhmar über diesen Landesteil – das Unvergängiiche Lankhmar, die Stadt der Schwarzen Toga.
Hier geschah es, daß sich unsere beiden zweifelhaften Helden und Allerweltskerle zum erstenmal begegneten – Fafhrd und der Graue Mausling. Fafhrd, sieben Fuß groß, geschmeidig, mit einem gewaltigen Langschwert bewaffnet, vor kurzem erst mit seiner geliebten Vlana der Stätte seiner Kindheit entflohen, der Eis-Öde im hohen Norden. Der Mausling dagegen von kindlicher Statur, in mausgraue Kleidung gehüllt, einen zierlichen Rapier an der Seite, auch er der Stätte seiner Jugend jäh entrissen, entwurzelt durch die tödliche Rache an Herzog Janarrl und der Liebe zu dessen Tochter Ivrian.
In Lankhmar trafen sie sich nun (1) , in einer dunklen, nebelverhangenen Straße, beim Angriff auf eine Gaunerbande – Fafhrd getrieben von Vlanas Haß auf die Diebeszunft, der Graue Mausling durch das Bedürfnis, seiner Ivrian ein angemessenes Heim zu bieten und den berufsmäßigen Dieben ein Schnippchen zu schlagen. Der erste gemeinsame Kampf ließ sie schnell erkennen, daß sie füreinander geschaffen waren, daß sie zusammen ein unschlagbares Ganzes bilden konnten, dazu geeignet, ein Leben voller Abenteuer und Gefahren gemeinsam zu meistern.
Und ihrer Natur gemäß ließ die Gefahr nicht lange auf sich warten. Von einem Umtrunk noch bezecht, machten sie sich auf, um der allmächtigen Verbrecherzunft im Diebeshaus einen Erkundungsbesuch abzustatten, um Vlanas Schwur endlich einzulösen.
Doch die Zunft hatte nicht geschlafen. Noch während sich die beiden im Heiligtum der Diebe umsahen, sandte der Zauberer Hristomilo seine gespenstische Rattenbrigade aus, um Ivrian und Vlana zu vernichten. Im dunkelsten Nebel, der sich wirbelnd um das einsame Haus zusammenzog, starben die Geliebten unserer Helden einen entsetzlichen Tod, während Fafhrd und der graue Mausling ahnungslos das Diebeshaus verließen.
Von wildem Schmerz ergriffen, ihr Leben nicht achtend, stürmten sie nun ein zweitesmal in das Allerheiligste der Unterwelt; niemand vermochte sie aufzuhalten. Mit gezogenen Schwertern, von unbändiger Wut besessen, rannten sie durch den langen Korridor. Sie fanden alle Türen verschlossen – bis auf eine.
Hier setzte der Zauberer Hristomilo seine gnaze Macht gegen die beiden Kämpfer, doch ein Dolch drang durch seine Zaubernetze und ließ seine tödlichen Gespinste ersterben. Ausgepumpt, apathisch, von den Erinnerungen an Ivrian und Vlana verfolgt, wandten sie der Stätte ihrer ersten großen Niederlage den Rücken.
I. Der Fluch
The Circle Curse (1970)
Ein großer und ein kleiner Schwertkämpfer passierten das Marschtor Lankhmars und schritten auf der Dammstraße in östlicher Richtung. Nach ihrer Haut und ihren geschmeidigen Bewegungen zu urteilen, waren sie noch jung, doch der tiefgekerbte Ausdruck von Schmerz und steinerner Entschlossenheit auf ihren Gesichtern wies sie als Männer aus.
Die schläfrigen Wächter in ihren braunen Eisenharnischen stellten keine Fragen. Nur Verrückte und Wahnsinnige verlassen freiwillig die größte Stadt Nehwons – zumal noch bei Morgengrauen und zu Fuß. Außerdem wirkten die beiden ausgesprochen gefährlich.
Am Horizont erstrahlte hellrosa der Himmel, wie im aufschäumenden Rund eines großen Kristallkelchs voller Rotwein, während der hellere rosa Schein darüber die letzten Sterne nach Westen vertrieb. Doch ehe die Sonne ihren ersten grellroten Streifen über den Horizont heben konnte, raste vom Norden, vom Binnenmeer, ein Unwetter herbei – von heftigem Wind getragen. Wieder brach das Dunkel der Nacht herein, durchzuckt vom Schimmer der Blitze und vom Rollen des Donners. Die Sturmböen trugen den salzigen Geruch des Meeres herbei, vermischt mit dem Gestank der Marsch. Sie beugten die grünen Spitzen des Seegrases tief herab und peitschten die Äste der Dornenbüsche und knorrigen Bäume. Drei Fuß hoch wurde
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