Schwerter-Zylus 01 - Schwerter gegen den Tod
den bösen Zauberer erschlagen haben, der unsere Geliebten ermordete, daß wir seine beiden Tierkumpane töteten und seine Auftraggeber im Diebeshaus in Angst und Schrecken versetzten. Doch Rache ist ein leerer Wahn. Sie bringt die Toten nicht zurück. Sie kann das Schmerz- und Schuldgefühl nicht lindern, das wir beim Gedanken an unsere Liebe verspüren.«
»Wirklich nicht«, schaltete sich Fafhrd wieder laut ein, »denn wir waren betrunken, als unsere Geliebten starben, und dafür gibt es kein Verzeihen. Wir stahlen der Zunft ein kleines Vermögen an Juwelen, doch wir verloren die einzigen beiden unbezahlbaren Edelsteine unseres Lebens. Und wir kehren niemals nach Lankhmar zurück!«
Blitze zuckten hinter der Hütte auf, und Donner grollte. Das Unwetter rückte weiter über das Land, wanderte nach Süden von der Straße fort.
Die Kapuze, die die Schwärze umschloß, fuhr ein wenig zurück, bewegte sich langsam seitwärts, einmal, zweimal, dreimal hin und her. Leise, denn die Ohren Fafhrds und des Mauslings waren noch immer vom Donner betäubt, intonierte die harte Stimme:
»›Niemals‹ und ›ewig‹ sind nicht dem Menschen untertan:
Zurück ihr kommt – und zweifelt nicht daran!«
Im nächsten Augenblick entfernte sich die Hütte auf ihren fünf spindeldürren Beinen von der Straße. Sie drehte sich herum, so daß die Türöffnung nicht mehr sichtbar war, und begann schneller auszuschreiten, wobei sich die Beine wie bei einem Insekt bewegten, und verlor sich schnell zwischen den Büschen und Bäumen.
So endete die erste Begegnung des Mauslings und seines Freundes Fafhrd mit Sheelba der Augenlosen.
Noch am gleichen Tage lauerten die beiden Schwertkämpfer einem Händler auf, der ohne ausreichende Bewachung nach Lankhmar kutschierte, und nahmen ihm – da ihnen der Diebstahl inzwischen zur Selbstverständlichkeit geworden war – die beiden besten Pferde seines Vierergespanns. Auf diesen Tieren ritten sie dann aus der Großen Salzmarsch heraus und über das Sinkende Land zur düsteren Stadt Ilthmar, einer Stadt voller kleiner Gasthäuser und unzähliger Statuen, Reliefs und anderer Darstellungen des dort angebeteten Rattengottes.
Hier tauschten sie ihre langsamen Pferde gegen Kamele und ließen sich schon wenig später nach Süden durch die Wüste tragen, der Ostküste des türkisfarbenen Ostmeeres folgend. In der Trockenzeit überquerten sie den Tilth-Fluß und setzten ihren Weg durch die Sand-Öde zu den Ländern des Ostens fort, die ihnen beiden noch unbekannt waren. In der Fremde hofften sie Abwechslung zu finden, und Horborixen, die Zitadelle des Königs der Könige, war ihr erstes Ziel – eine Stadt, die an Größe, Alter und barockem Glanz nur von Lankhmar übertroffen wurde.
Die nächsten drei Jahre hindurch, die Jahre des Leviathan, des Roc und des Drachen, durchwanderten sie die Welt Nehwon im Süden, Osten, Norden und Westen, in dem Bemühen, ihre erste große Liebe und ihre erste große Schuld zu vergessen – ohne diesem Ziel auch nur einen Schritt näherzukommen.
Sie wagten sich im Osten über das sagenumwobene Tilsilinilit mit seinen schlanken, schimmernden Türmen hinaus, die sich aus dem feuchten perlgrauen Himmel stets neu zu kristallisieren schienen, und erreichten schließlich Ländereien, die in Lankhmar oder gar Horborixen nur durch Legenden bekannt waren. Eines von vielen war das zusammengeschrumpfte Imperium von Eevamarensee, ein fortentwickeltes und zugleich dekadentes Land, in dem alle Ratten und Männer kahlköpfig und sogar die Hunde und Katzen haarlos sind.
Gen Norden ritten sie schließlich wieder durch die große Steppe und entgingen nur knapp der Gefangennahme durch die Mingol – ein Schicksal, das in der Sklaverei geendet hätte. In der Eis-Öde suchten sie nach Fafhrds Schnee-Clan und fanden heraus, daß er im letzten Jahr von einer wilden Horde Eis-Zwerge überwältigt und den Gerüchten zufolge bis zum letzten Mann massakriert worden war – womit das Schicksal von Fafhrds Mutter Mor, seiner zurückgebliebenen Jungbraut Mara und seines ersten Nachkommens besiegelt schien.
Eine Zeitlang standen sie danach in den Diensten Lithquils, des Verrückten Herzogs von Ool Hrusp, und dachten sich für ihn wilde Schauduelle, simulierte Morde und andere Zerstreuungen aus. Anschließend reisten sie an Bord eines sarheenmarschen Handelsschiffes durch das Äußere Meer in das tropische Klesh, wo sie sich eine Zeitlang durch den Dschungel schlugen. Dann wieder nach
Weitere Kostenlose Bücher