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Schwerter-Zylus 01 - Schwerter gegen den Tod

Schwerter-Zylus 01 - Schwerter gegen den Tod

Titel: Schwerter-Zylus 01 - Schwerter gegen den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Leiber
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das schwarze Sumpfwasser an der Nordseite des schmalen, gewundenen, abgeflachten Straßendammes emporgedrückt. Dann begann der Regen.
    Die beiden Schwertkämpfer schritten schweigend weiter aus; nur ein kleines Anheben der Schultern und Köpfe war zu bemerken, ein Hinwenden der Gesichter nach Norden, als hießen sie den Angriff des Unwetters willkommen, als begrüßten sie die Ablenkung von Seelen- und Herzensqual.
    »Ho, Fafhrd!« tönte da eine tiefe Stimme durch das Grollen des Donners, das Pfeifen des Windes und das Prasseln des Regens.
    Der große Schwertkämpfer wandte abrupt den Kopf.
    »He, Grauer Mausling!«
    Der kleine Schwertkämpfer folgte dem Beispiel seines Begleiters.
    Unmittelbar am Südrand der Straße erhob sich auf fünf schmalen Pfosten eine ziemlich große abgerundete Hütte. Die Pfosten mußten ziemlich hoch sein, denn obwohl die Dammstraße hier ziemlich in die Höhe führte, lag die Schwelle der niedrigen runden Hüttentür in Kopfhöhe des großen Schwertkämpfers.
    Das war im Grunde nichts Ungewöhnliches; denn es war bekannt, daß in den Salz-Marschen nichts gedieh außer Riesenwürmern, Giftaalen, Wasserkobras, dünnbeinigen Sumpfratten und dergleichen.
    Ein blauer Blitz zuckte auf und offenbarte in aller Deutlichkeit eine verhüllte Gestalt, die hineingeduckt in der niedrigen Türöffnung saß. Ihre Kleidung trat in jeder Einzelheit deutlich hervor, wie aus Bronze gegossen.
    Doch im Innern der Kapuze vermochte auch der Blitz nichts zu erhellen – dort herrschte tintenschwarze Leere.
    Der Donner grollte erneut.
    Im nächsten Augenblick begann die tiefe Stimme einige Verszeilen aufzusagen; die Worte wurden hart und nachdrücklich herausgepreßt, so daß der leichte Vers zu einem düsteren Singsang wurde:
     
    »Großer Fafhrd, ho!
    Und kleiner Mausling ebenso!
    Wie kommt's, daß ihr die wunderschöne Stadt verlaßt?
    Es wäre wirklich schad',
    Wär'n eure Herzen schwer von düst'rer Trauerlast
    Und eure Füße schmerzlich weh
    Von langem Wanderpfad,
    Eh' ihr Lankhmar dereinst wiederseht.
    Kehret sofort um, kehret um im Nu!«
     
    Das Lied war schon zu drei Vierteln vorgetragen, als die beiden Schwertkämpfer erkannten, daß sie gar nicht stehengeblieben waren und die Hütte trotzdem neben ihnen blieb. Also mußte sie wohl auf ihren Pfählen – oder eher: Beinen – mit ihnen wandern. Und als ihnen diese Erkenntnis gekommen war, bemerkten sie auch das Ausschwingen und Einknicken der fünf hölzernen Glieder.
    Als die tiefe Stimme nach dem »Im Nu!« verstummte, blieb Fafhrd stehen.
    Der Mausling tat es ihm nach.
    Die Hütte hielt ebenfalls inne.
    Die beiden Schwertkämpfer wandten sich der niedrigen Tür zu und starrten hinein.
    Im gleichen Augenblick schlug dicht hinter ihnen mit betäubendem Donnerschlag ein gewaltiger Blitz ein. Er ließ sie auffahren, sandte einen Schauder über ihre Haut und beleuchtete die Hütte und ihren Bewohner taghell und noch heller – doch in der Kapuze der Gestalt war nichts zu sehen.
    Wäre die Kapuze leer gewesen, hätte der Stoff an der Rückseite sichtbar sein müssen. Doch es war nur ein ebenholzschwarzes Oval aus Dunkelheit wahrzunehmen – eine Düsternis, die nicht einmal ein Blitzstrahl zu erhellen vermochte.
    Fafhrd ließ sich durch dieses Rätsel ebensowenig beeindrucken wie durch den Donnerschlag, und er brüllte durch das Unwetter zur Tür hinüber:
    »Hör her, du Hexe, Zauberer, Nachtgespenst – was du auch bist! Ich setze in meinem ganzen Leben keinen Fuß mehr in diese schlimme Stadt, die mir meine einzige Liebe genommen hat, die unvergleichliche, unersetzliche Vlana, um die ich ewig trauern werde und deren furchtbarer Tod mir ewig auf der Seele lasten wird. Die Diebeszunft hat sie umgebracht, weil sie selbständig arbeitete – und wir haben dafür ihre Mörder getötet, obwohl wir keinen Vorteil davon hatten.«
    »Auch ich werde mich der Stadt Lankhmar nie wieder nähern«, fuhr der Mausling neben ihm mit Trompetenstimme fort, »diesem abscheulichen Ort, der mich auf entsetzliche Weise meiner geliebten Ivrian beraubte – so wie auch Fafhrd beraubt wurde – und der mir eine nicht geringere Last des Leides und der Scham auferlegt hat, an der ich ewig tragen werde, auch wenn ich dereinst gestorben bin.«
    Eine tellergroße Salzspinne segelte, vom Sturm getrieben, mit strampelnden Beinen dicht an seinem Ohr vorbei, doch der Mausling ließ sich dadurch nicht beirren. »Wisse denn, du Wesen der Schwärze, du Freund der Dunkelheit, daß wir

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