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Schwerter-Zylus 06 - Die Schwerter von Lankhmar

Schwerter-Zylus 06 - Die Schwerter von Lankhmar

Titel: Schwerter-Zylus 06 - Die Schwerter von Lankhmar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Leiber
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wobei vielleicht noch Hisvet zugegen war. Außerdem wälzte er bereits Pläne, den Rattenkönig umzubringen, wenn es überhaupt einen gab, oder den gewaltigen Eroberungsplan der Ratten auf eine noch aufsehenerregendere Weise zu Fall zu bringen. Er fühlte sich seltsam stark, was wohl daran lag, daß er so groß war wie die größten Ratten ringsum, relativ gesehen also so groß wie Fafhrd, und daß er nicht mehr als der zu klein geratene Mann herumlief, der er sein ganzes Leben lang gewesen war.
    Doch es bestand immer die Möglichkeit, daß irgendein unglücklicher Umstand zu seiner Entlarvung führte und er in einer winzigen Zelle gefangen wurde. Ein entsetzlicher Gedanke.
    Noch enervierender war das grundlegende Problem der Zeit. Verging sie für die Ratten schneller oder langsamer? Er hatte den Eindruck, daß das Leben hier unten schneller ablief – aber stimmte das wirklich? Hörte er das Ratten-Lankhmarisch, das ihm vorher wie ein Quietschen vorgekommen war – jetzt nur deshalb deutlicher, weil sein Gehör »kleiner« geworden war – oder weil es sich jetzt mit der – schnelleren – Rattenzeit normal anhörte? Vorsichtig tastete er nach seinem Puls, der ihm ganz normal vorkam. Aber schlug er vielleicht nicht doch schneller, wobei seine Sinne und sein Geist in gleicher Weise beschleunigt waren, so daß ihm der Unterschied entging? Waren die Rattenstunden vielleicht so kurz, daß – ach, es hatte keinen Sinn! »Bei allen gerösteten Hundeaugen!« hörte er sich ausrufen.
    Etwas war jedenfalls klar. Ehe er eine Pause machte oder etwa schlafen ging, mußte er feststellen, wie schnell hier unten die Zeit verging und wie die Schlafgewohnheiten der Ratten waren.
    Er erwachte aus seiner Trance und machte sich klar, was seine Sinne ihm schon seit einiger Zeit mitteilten: daß der Gang plötzlich weniger belebt war, daß der Lufthauch feuchter und kühler wurde und nach Meer zu duften begann, daß die Säulen vor ihm aus gewachsenem Naturfels bestanden, während durch die eingemeißelten Torbögen ein gelbes Licht hereindrang, das nicht von Feuerkäfern oder Glühwespen oder Fackeln stammen konnte.
    Er durchschritt einen Marmorbogen und bemerkte eine Marmortreppe, die von hier nach unten führte. Er trat zwischen zwei Felssäulen hindurch und blieb am Rande einer wunderbaren Szene stehen.
    Vor ihm erstreckte sich eine etwa kreisförmige natürliche Felshöhle, die viele Rattenlängen hoch und noch um einiges breiter war, angefüllt mit leicht bewegtem Meerwasser, das einen milden gelben Schimmer ausstrahlte. Dieses Licht drang durch ein großes Unterwasserloch herein – das sich am anderen Ende der Höhle befand. Etwa zwei Pikenlängen über dem Wasser zog sich ein schmaler Felspfad um diesen See, ein Weg, der zum Teil natürlichen Ursprungs zu sein schien, teilweise aber auch aus dem Gestein gehauen worden war. In den Schatten über dem großen Unterwasserloch verharrten einige Ratten mit Piken und Schwertern – offenbar eine Wache.
    Während der Mausling hinabschaute, wurde der Schimmer noch gelber, und er überlegte, daß er hier den Widerschein des Nachmittagslichtes vor sich haben mußte. Da der Sonnenuntergang um sechs Uhr war und er die Rattenwelt nach drei Uhr betreten hatte, waren also noch keine drei von seinen neun Stunden vergangen. Was noch wichtiger war – nun hatte er endlich das Verbindungsglied zwischen der Menschzeit und der Rattenzeit, was ihn sehr erleichterte.
    Er erinnerte sich jetzt auch an die »toten« Ratten, die nach Hisvins Zaubervorstellung mitsamt ihrem Käfig in das Binnenmeer geworfen worden waren. Sie mochten sehr gut unter Wasser in diese oder eine ähnliche Höhle geschwommen sein.
    Der Mausling glaubte nun auch das Geheimnis des feuchten Lufthauchs entdeckt zu haben. Er wußte, daß die Flut anstieg – noch etwa eine Stunde lang – und daß der aufsteigende Wasserpegel die in der Höhle gefangene Luft durch die Gänge trieb. Bei Ebbe lag das große Loch teilweise über der Wasseroberfläche, so daß die Höhle von außen belüftet wurde. Ein sehr kluges, wenn auch nicht gerade gleichmäßig arbeitendes Belüftungssystem. Vielleicht waren die Ratten im allgemeinen doch ein wenig einfallsreicher, als er bisher angenommen hatte.
    In diesem Augenblick spürte er eine leichte Berührung auf der rechten Schulter. Er wandte sich um und erblickte, das blanke Rapier ein wenig zur Seite gestreckt, die schwarzgekleidete Ratte, die ihn bereits auf der Toilette gestört hatte.
    »Was soll

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