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Schwester der Finsternis - 11

Schwester der Finsternis - 11

Titel: Schwester der Finsternis - 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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Mitteln der Vernunft zu führen, wenn ich meine Augen vor der Wirklichkeit dessen, was existiert, zu Gunsten dessen, was ich mir lieber wünsche, schließe, dann werden wir beide an diesem Kampf zu Grunde gehen, noch dazu vergeblich. Wir werden bei diesem grauen, trostlosen Untergang der Menschheit nur zwei weitere in einem Heer aus zahllosen Millionen von Toten sein. In der sich daran anschließenden Finsternis werden unsere Knochen nichts sein als bedeutungsloser Staub.
    Irgendwann, von jetzt an in vielleicht eintausend Jahren, vielleicht auch mehr, wird die Fackel der Freiheit möglicherweise wieder über einem freien Volk erstrahlen, bis dahin jedoch werden Millionen und Abermillionen von Menschen in hoffnungsloses Elend hineingeboren und keine andere Wahl haben, als das Joch der Imperialen Ordnung auf sich zu laden. Wenn wir die Vernunft missachten, werden wir es sein, die sich diese Berge zerschundener Körper, diesen Trümmerhaufen aus erduldeten, aber nicht gelebten Leben, eingehandelt haben.«
    Kahlan merkte, dass sie nicht den Mut aufbrachte, etwas zu erwidern, geschweige denn zu widersprechen; hätte sie es in diesem Augenblick getan, wäre das der Bitte gleichgekommen, sein Urteil um einen Preis zu revidieren, der seiner Ansicht nach aus einem Meer von Blut bestand. Doch wenn sie sich so verhielten, wie er dies als zwingend erachtete, würden sie ihr Volk hilflos in den Rachen des Todes werfen.
    Kahlan, deren Blickfeld unter wässrigen Schlieren verschwamm, sah fort.
    »Cara«, sagte Richard, »spannt die Pferde vor den Wagen. Ich werde einen Rundgang machen und dafür sorgen, dass wir keine Überraschung erleben.«
    »Ich werde einen Erkundungsgang machen, während Ihr die Pferde einspannt. Ich bin Eure Wächterin.«
    »Und Ihr seid meine Freundin. Ich kenne das Land besser als Ihr. Spannt die Pferde ein und macht keine Schwierigkeiten.«
    Cara verdrehte die Augen und tat beleidigt, marschierte aber los, um seiner Bitte nachzukommen.
    Das Zimmer hallte von Stille wider. Richards Schatten glitt von der Decke. Als Kahlan ihm mit leiser Stimme ihre Liebe gestand, hielt er inne und drehte sich um. Seine Schultern schienen das Gewicht zu verraten, das auf ihm lastete.
    »Ich wünschte, ich könnte es, aber ich kann die Menschen nicht zwingen, zu verstehen, was Freiheit heißt. Tut mir Leid.«
    »Vielleicht ist es ja gar nicht so schwer.« Kahlan deutete auf den Vogel, den er in die Wand geschnitzt hatte. »Zeige ihnen einfach dieses Bild, und sie werden verstehen, was Freiheit wirklich bedeutet: Dahingleiten auf den eigenen Schwingen.«
    Richard lächelte, dankbar, wie sie fand, bevor er durch die Tür nach draußen verschwand.

3. Kapitel
    Das Durcheinander der vielen beunruhigenden Gedanken, die ihr durch den Kopf gingen, hinderten Kahlan daran, wieder einzuschlafen. Sie versuchte Richards Vision über die Zukunft aus ihren Gedanken zu verbannen, doch so sehr die Schmerzen sie erschöpft hatten, seine Worte waren zu besorgniserregend, um über sie nachzudenken, zumal sie im Augenblick ohnehin nichts tun konnte. Aber sie war entschlossen, ihm zu helfen, über den Verlust von Anderith hinwegzukommen und sich auf das Aufhalten der Imperialen Ordnung zu konzentrieren.
    Schwieriger war es, ihren Gedanken an die Männer abzuschütteln, die draußen gestanden hatten, Männer, mit denen Richard aufgewachsen war. Die quälende Erinnerung an ihre wütenden Drohungen ging ihr noch immer durch den Kopf. Sie wusste, dass ganz normale Männer, die nie zuvor gewalttätig geworden waren, sich unter entsprechenden Umständen zu äußerster Brutalität hinreißen lassen konnten. Angesichts ihrer Angewohnheit, die Menschen als sündig, niederträchtig und böse zu betrachten, war es nur noch ein kleiner weiterer Schritt, dieses Böse auch tatsächlich in die Tat umzusetzen, schließlich hatten sie für alles Böse, das sie anrichteten, die vernünftige Erklärung parat, es sei durch die unabwendbare Natur des Menschen längst vorbestimmt.
    Die Vorstellung, von solchen Männern überfallen zu werden, war zermürbend, wenn man selbst nur daliegen und darauf warten konnte, umgebracht zu werden. Kahlan malte sich aus, wie ein feixender, zahnloser Tommy Lancaster sich über sie beugte, um ihr die Kehle aufzuschlitzen, während sie nur hilflos zu ihm hinaufstarren konnte. In der Schlacht hatte sie sich oft gefürchtet, aber wenigstens konnte sie da mit ganzer Kraft ums Überleben kämpfen. Das nahm ihr die Angst. Hilflos

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