Schwester der Finsternis - 11
kurzes Zucken ihres Handgelenks, und der Strafer einer Mord-Sith war zur Hand. Irgendwie funktionierte er durch die Magie der Bande, über die die Mord-Sith mit Lord Rahl verbunden waren.
Ein einziges Mal hatte Kahlan die unverwechselbare Berührung des Strafers zu spüren bekommen. Blitzartig konnte er das gleiche Maß an Schmerzen erzeugen, das die gesamte Schlägertruppe Kahlan bereitet hatte. Eine Mord-Sith konnte mit der Berührung ihres Strafers jemandem mühelos Knochen brechende Qualen zufügen und, falls sie dies wünschte, ebenso mühelos dessen Tod herbeiführen.
Richard hatte Kahlan jenen Strafer zum Geschenk gemacht, der einst Denna gehört hatte, jener Mord-Sith, die ihn auf Darken Rahls Befehl gefangen gehalten hatte; denn als Einziger hatte er begriffen, welche Schmerzen der Strafer auch der Mord-Sith bereitete, die ihn benutzte, und Mitgefühl gezeigt. Bevor er Denna hatte töten müssen, um fliehen zu können, hatte sie ihm ihren Strafer geschenkt und ihn gebeten, sie schlicht als Denna in Erinnerung zu behalten, als die Frau, die sich hinter der Bezeichnung Mord-Sith verbarg, als die Frau, die niemand außer Richard jemals zu Gesicht bekommen oder verstanden hatte.
Dass Kahlan dies begriff und den Strafer als Zeichen des Respekts für diese Frauen aufbewahrte, die man ihrer Jugend beraubt und für albtraumhafte Ziele und Aufgaben missbraucht hatte, war für die übrigen Mord-Sith von tiefer Bedeutung. Wegen dieses von Mitleid unbeeinträchtigten Mitgefühls, aber auch aus anderen Gründen, hatte Cara Kahlan zur Schwester des Strafers ernannt. Es war keine offizielle Ehrung, kam aber von Herzen.
»Es sind Boten eingetroffen, die Lord Rahl zu sehen wünschen«, sagte Cara. »Ihr habt geschlafen, und Lord Rahl sah keinen Grund, Euch aufzuwecken«, fügte sie als Antwort auf Kahlans fragenden Blick hinzu. Bei den Boten handelte es sich um D’Haraner, die Richard über ihre Bande zu ihm, ihrem Lord Rahl, aufspüren konnten. Kahlan, die dieses Kunststück nicht beherrschte, hatte es stets als etwas verwirrend empfunden.
»Was haben sie zu berichten?«
Cara zuckte mit den Achseln. »Nicht viel. Jagangs Armee der Imperialen Ordnung bleibt fürs Erste weiter in Anderith, während Reibischs Armee sicher im Norden abwartet, um sie im Auge zu behalten und bereitzustehen, sollte die Imperiale Ordnung beschließen, auch den Rest der Midlands zu bedrohen. Über die Lage im Inneren Anderiths, unter der Besatzung der Imperialen Ordnung, wissen wir wenig. Von unseren Männern aus gesehen fließen die Flüsse bergab Richtung Meer, sie können also keine auf Massen von Toten hindeutenden Leichen gesehen haben, einige Menschen konnten allerdings fliehen. Sie berichten, es habe einige Tote wegen des Gifts gegeben, das man freigesetzt hat, über dessen genaue Verbreitung wisse man aber nichts. General Reibisch hat Kundschafter und Spione ausgesandt, um so viele Informationen wie möglich zusammenzutragen.«
»Welche Befehle hat Richard ihnen für den Rückweg mitgegeben?«
»Gar keine.«
»Gar keine? Er hat ihnen keinerlei Befehle mitgegeben?«
Cara schüttelte den Kopf und beugte sich vor, um den Lappen erneut einzutunken. »Allerdings hat er dem General einige Briefe geschrieben.«
Sie nahm die Decke herunter, hob den Verband an Kahlans Seite an und untersuchte dessen blassroten Inhalt, bevor sie ihn auf den Boden warf. Behutsam säuberte sie die Wunde.
Als Kahlan wieder atmen konnte, fragte sie: »Habt Ihr die Briefe gesehen?«
»Ja. Sie enthalten so ziemlich genau das, was er Euch erzählt hat – dass er eine Vision hatte, die ihn dazu brachte, das Wesen dessen zu erkennen, was er tun muss. Er erklärte dem General, er könne keine Befehle erteilen, da er befürchten muss, unsere Chancen damit endgültig zunichte zu machen.«
»Hat General Reibisch geantwortet?«
»Lord Rahl hatte eine Vision. Die D’Haraner wissen, dass Lord Rahl sich mit den beängstigenden Rätseln der Magie herumschlagen muss, sie erwarten nicht, ihren Lord Rahl zu verstehen, und würden sein Verhalten daher nie in Frage stellen; schließlich ist er der Lord Rahl. Der General gab keinen Kommentar ab, ließ jedoch ausrichten, er werde nach eigenem Ermessen handeln.«
Vermutlich hatte Richard ihnen aus ebendiesem Grund erzählt, es sei eine Vision gewesen und nicht einfach nur eine Erkenntnis. Kahlan dachte einen Augenblick darüber nach und wog die Möglichkeiten ab.
»Dann haben wir Glück. General Reibisch ist ein fähiger
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