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Schwester der Finsternis - 11

Schwester der Finsternis - 11

Titel: Schwester der Finsternis - 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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ihre Haut Blasen geworfen hatte. Stets hatte ihre Mutter sie gezwungen, ein elegantes Kleid anzuziehen – nicht etwa, um bei den anderen, die sich solche Kleidung nicht leisten konnten, Eindruck zu schinden, sondern damit Nicci auffiel und sich unbehaglich fühlte. Die Aufmerksamkeit, die ihr rosa Kleid erregte, hatte mit Bewunderung nichts zu tun. Wenn sie mit dem hölzernen Löffel im brodelnden Kessel rührte, während Lauge zugegeben wurde, versuchten die anderen Kinder, ihr Kleid zu bespritzen und zu ruinieren, und fügten dabei auch ihr Verbrennungen zu. Niccis Mutter hatte dazu bemerkt, die Brandwunden seien die Strafe des Schöpfers.
    Während Nicci vorüberdefilierte und die angetretenen Menschen in Augenschein nahm, waren die einzigen Geräusche die weit entfernt jenseits der Gebäude stehenden Pferde, das gelegentliche Husten der Menschen sowie die züngelnden Flammen der Feuergrube, die in der Brise knisterten und schlugen. Die Soldaten hatten sich bereits an den beiden Schweinen schadlos gehalten, die man an der Stange geröstet hatte, daher war der Duft gebratenen Fleisches längst mit dem Wind verflogen, und zurückgeblieben war nur der säuerliche Schweißgeruch sowie der Gestank menschlicher Behausungen. Ob in einer Krieg führenden Armee oder in einer friedlichen Stadt – der Kot der Menschen roch stets gleich.
    »Ihr alle wisst, weshalb ich hier bin«, verkündete Nicci. »Wieso habt ihr Leute mich gezwungen, die Mühen einer solchen Reise auf mich zu nehmen?« Sie blickte an der Front aus vielleicht zweihundert Menschen entlang, die in Vierer- oder Fünferreihen dort angetreten waren. Die Soldaten, die ihnen befohlen hatten, ihre Häuser und Felder zu verlassen, waren bei weitem in der Überzahl. Sie blieb vor einem Mann stehen, zu dem die Leute, wie ihr aufgefallen war, immer wieder hinüberschauten.
    »Nun?«
    Der Wind wehte ihm sein dünnes, graues Haar über den kahl werdenden gesenkten Schädel, während er den Blick auf den Boden vor ihren Füßen heftete. »Wir besitzen nichts, was wir hergeben könnten, Herrin. Wir sind eine arme Gemeinde. Wir haben nichts.«
    »Du bist ein Lügner. Ihr hattet zwei Schweine. Ihr hieltet es für angebracht, ein Schlemmerfest zu feiern, statt den Bedürftigen zu helfen.«
    »Aber wir müssen doch essen.« Es war weniger ein Argument als eine Entschuldigung.
    »Das müssen andere auch, aber die können sich nicht so glücklich schätzen wie ihr. Sie kennen nichts anderes als jede Nacht den nagenden Schmerz des Hungers in ihrem Bauch. Was ist das für ein widerwärtiges Trauerspiel, dass jeden Tag Tausende Kinder sterben, schlicht weil sie nichts zu essen haben, und Millionen andere den nagenden Schmerz des Hungers kennen – während Kerle wie du, in einem Land des Überflusses, nichts anderes vorzubringen haben als selbstsüchtige Ausflüchte. Zu haben, was man zum Leben braucht, ist ein Menschenrecht, das von denen respektiert werden muss, in deren Macht es steht, anderen zu helfen.
    Unsere Soldaten müssen ebenfalls essen. Glaubst du vielleicht, unser Kampf zum Wohl der Menschen ist einfach? Tag für Tag setzen diese Männer ihr Leben aufs Spiel, damit du deine Kinder in einer anständigen, zivilisierten Gesellschaft großziehen kannst. Wie kannst du diesen Männern in die Augen sehen? Und wie können wir unsere Truppen auch nur mit Nahrungsmitteln versorgen, wenn nicht jeder Einzelne die gute Sache unterstützt?«
    Der bebende Mann blieb stumm.
    »Was kann ich tun, um euch den Ernst eurer Verpflichtung gegenüber dem Leben anderer einzuschärfen? Eure Spende an die Bedürftigen ist eine bindende moralische Pflicht – ein Beitrag zum größeren Wohle aller.«
    Plötzlich wurde Nicci weiß vor Augen. Mit einem Schmerz wie von glühend heißen Nadeln, die ihr in die Ohren getrieben wurden, drang Jagangs Stimme durch ihren Verstand.
    Warum müsst Ihr dieses Spielchen spielen? Bestraft die Menschen exemplarisch! Erteilt ihnen eine Lektion, dass man mich nicht ignorieren darf!
    Nicci begann zu wanken. Der explosionsartige Schmerz in ihrem Kopf hatte sie vollständig blind gemacht. Sie ließ ihn durch ihren Körper fließen, als ob sie dies bei einem Fremden beobachtete. Ihre Unterleibsmuskeln zuckten und krampften sich zusammen. Hätte man sie der Länge nach mit einer rostigen, mit Widerhaken versehenen Lanze durchbohrt, die Schmerzen hätten unmöglich schlimmer sein können. Ihre Arme hingen schlaff herab, während sie darauf wartete, dass entweder

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