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Schwester der Finsternis - 11

Schwester der Finsternis - 11

Titel: Schwester der Finsternis - 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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meinte Captain Meiffert. »Wir haben jede Menge Berichte über die Schwestern und ihre Gefährlichkeit erhalten. Sie werden jedoch, wie Ihr ganz richtig sagt, als Werkzeuge der Armee eingesetzt, und zwar hauptsächlich als Waffen, nicht aber als Agenten Jagangs. Er erlaubt ihnen nicht, selbsttätig zu denken oder irgend etwas anzuordnen.
    Diese Frau verhält sich ganz anders als die anderen, zumindest wenn man den Berichten glauben darf. Sie tritt als Agentin Jagangs auf, dennoch macht das Wort die Runde, sie treffe selbstständig Entscheidungen und tue, was immer ihr beliebt. Die zurückgekehrten Soldaten berichteten, sie sei gefürchteter als selbst Jagang.
    Als den Bewohnern einer Ortschaft zu Ohren kam, sie sei auf dem Weg zu ihnen, versammelten sie sich alle auf dem Dorfplatz. Erst zwang man die Kinder, Gift zu trinken, anschließend nahmen die Erwachsenen ihre Dosis ein. Die Bewohner der Ortschaft waren sämtlich tot, als die Frau eintraf – fast fünfhundert Menschen.«
    Richard hatte während des Zuhörens das Schnitzen eingestellt. Wie Kahlan wusste, konnten selbst unbegründete Gerüchte so entsetzlich sein, dass Besorgnis in tödliche Panik umschlug. Das ging so weit, dass Menschen lieber starben, als dem Grund ihrer Angst gegenüberzutreten. Angst war im Krieg ein machtvolles Mittel.
    Richard wandte sich wieder der Schnitzerei in seinem Schoß zu. Das Messer wie eine Schreibfeder in der Nähe der Spitze haltend, verlieh er den Augen mit behutsamen Schnitten Ausdruck. »Den richtigen Namen dieser ›Herrin des Todes‹ haben sie nicht in Erfahrung bringen können, oder?«
    »Tut mir Leid, nein, Lord Rahl. Es heißt, alle nennen sie einfach ›Herrin des Todes‹.«
    »Klingt nach einer hässlichen, alten Hexe«, warf Cara ein.
    »Ganz im Gegenteil. Sie hat blaue Augen und langes, blondes Haar. Angeblich ist sie die schönste Frau, die man sich nur vorstellen kann. Es heißt, sie sieht aus wie das Idealbild einer Gütigen Seele.«
    Kahlan konnte nicht umhin zu bemerken, wie der Captain einen verstohlenen Blick auf Cara warf, ebenfalls blauäugig und blond und eine der schönsten Frauen, die man sich vorstellen konnte. Tödlich war auch sie.
    Richard hatte die Stirn in Falten gelegt. »Blond … blaue Augen … da kamen mehrere in Frage … Wirklich schade, dass sie ihren Namen nicht mitbekommen haben.«
    »Tut mir Leid, aber sie haben keinen anderen Namen angegeben, Lord Rahl, nur diese Beschreibung … ach ja, und dass sie stets schwarze Kleider trägt.«
    »Bei den Gütigen Seelen«, entfuhr es Richard leise, als er sich, seine Schnitzerei im Würgegriff, zu voller Größe aufrichtete.
    »Nach allem, was man mir berichtet hat, Lord Rahl, würden sich sogar die Gütigen Seelen vor ihr fürchten, dabei sieht sie selbst wie eine aus.«
    »Und das aus gutem Grund«, sagte Richard, die Augen starr in die Ferne gerichtet, so als blicke er jenseits der düsteren Nebelwand auf einen Ort, den nur er allein sah.
    »Dann kennt Ihr sie, Lord Rahl?«
    Kahlan lauschte auf das Knistern und Knacken des Feuers, während sie mit den beiden anderen auf seine Antwort wartete. Fast schien es, als müsse Richard erst seine Stimme wiederfinden, als er langsam seinen Blick senkte und der Schnitzerei in seiner Hand in die Augen sah.
    »Ja, ich kenne sie«, sagte er endlich. »Ich kenne sie nur zu gut. Sie war eine meiner Ausbilderinnen im Palast der Propheten.«
    Richard schleuderte die Schnitzerei in die Flammen.
    »Betet, dass Ihr Nicci niemals in die Augen sehen müsst, Captain.«

7. Kapitel
    »Sieh mir in die Augen, Kind«, sagte Nicci mit ihrer sanften, seidenweichen Stimme, ihre Hand unter das Kinn des Mädchens legend.
    Nicci bog das ausgemergelte Gesicht nach oben. Die dunklen, weit auseinander liegenden Augen blinzelten teilnahmslos und wirr; es gab in ihnen nichts zu sehen.
    Nicci straffte sich und empfand ein dumpfes Gefühl der Enttäuschung; es war immer dasselbe. Manchmal ertappte sie sich dabei, wie sie den Menschen in die Augen sah, so wie jetzt, und sich dann fragte, warum eigentlich? Falls sie überhaupt nach etwas suchte, so wusste sie zumindest nicht, wonach.
    Sie setzte ihr gemächliches Defilee entlang der Reihe aus Stadtbewohnern fort, die alle miteinander auf der einen Seite des staubigen Marktplatzes angetreten waren. Zweifellos kamen mehrmals im Monat Leute von den umliegenden Farmen und aus den kleineren Gemeinden an Markttagen in die Stadt, und manche blieben sogar über Nacht, wenn sie von weit her

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