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Schwester der Finsternis - 11

Schwester der Finsternis - 11

Titel: Schwester der Finsternis - 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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Jagangs Ungehaltenheit ein Ende nahm oder der Tod sie ereilte.
    Sie vermochte nicht zu sagen, wie lange die Marter dauerte. Wenn er dies tat, verlor sie jedes Zeitgefühl – der Schmerz war zu allumfassend. Aus den Erzählungen anderer, die mitbekamen, was ihr angetan wurde, sowie aus eigener Anschauung, wenn es anderen widerfuhr, wusste sie, dass es manchmal nur einen kurzen Augenblick dauerte. Manchmal zog es sich über Stunden hin.
    Es über Stunden auszudehnen kam einer Energievergeudung Jagangs gleich – sie vermochte keinen Unterschied zu erkennen und hatte ihm das auch gesagt.
    Plötzlich konnte sie nicht mehr einatmen. Es war, als schlösse sich eine riesige Faust um ihr Herz, bis es nicht mehr schlug. Sie glaubte, ihre Lungen müssten bersten. Ihre Knie waren kurz davor, nachzugeben.
    Wagt es nicht noch einmal, mir nicht zu gehorchen!
    Mit einem tiefen Japsen füllten sich ihre Lungen wieder. Wie stets endete Jagangs Züchtigung mit einem unerträglich strengen, säuerlichen Geschmack auf der Zunge, so als hätte man plötzlich den Mund voll frischen, unreifen Zitronensafts, und einem brennenden Schmerz in den Nerven am Kieferansatz unterhalb der Ohrläppchen. Die Folge war ein dröhnender Schädel und Zähneklappern. Als sie die Augen aufschlug, war sie wie immer überrascht, nicht inmitten einer Blutlache zu stehen. Sie fasste sich an den Mundwinkel und betastete dann ein Ohr ganz leicht mit ihren Fingern. Sie konnte kein Blut entdecken.
    Einen kurzen Augenblick fragte sie sich, wieso Jagang ausgerechnet jetzt in ihren Verstand hatte eindringen können, manchmal nämlich konnte er dies nicht. Bei keiner der anderen Schwestern spielte es sich auf diese Weise ab – zu deren Verstand hatte er stets Zugang.
    Als ihr Blick sich wieder klärte, gewahrte sie Menschen, die sie anstarrten. Sie wussten nicht, weshalb sie stehen geblieben war. Die jungen Männer – und auch einige der älteren – riskierten verstohlene Seitenblicke auf ihren Körper. Sie waren es gewohnt, Frauen in eintönigen, formlosen Kleidern zu sehen, Frauen, deren Körpern man ansah, wie sehr die endlose Schufterei und die fast unablässige Schwangerschaft vom Zeitpunkt ihrer Fruchtbarkeit an sie mitgenommen hatte. Eine Frau wie Nicci hatten sie noch nicht zu Gesicht bekommen, eine Frau, aufrecht und hoch gewachsen, die ihnen in die Augen sah, die ein elegantes schwarzes Kleid trug, das sich um ihren nahezu makellosen, weder von harter Arbeit noch den Wehen der Geburt gezeichneten Körper schmiegte. Der tiefschwarze Stoff stand in scharfem Kontrast zum blassen Schwung ihres Dekolletes, das der Schnitt ihres spitzenbesetzten Mieders noch betonte. Nicci war gegen solche Blicke gefeit. Manchmal waren sie ihren Zwecken dienlich, meistens jedoch nicht, daher beachtete sie sie gar nicht.
    Sie setzte ihren Marsch an den Menschen vorbei fort, Jagangs Befehle ignorierend; sie kam seinen Befehlen nur selten nach. In den meisten Fällen war sie gleichgültig gegenüber seinen Züchtigungen. Wenn überhaupt, so ließ sie sie mit Freuden über sich ergehen.
    Vergebt mir, Nicci. Ihr wisst, ich wollte Euch nicht wehtun.
    Auch seine Stimme überhörte sie, während sie die zu ihr aufschauenden Augen musterte. Nicht jeder wagte das. Sie mochte es, denen in die Augen zu sehen, die den Mut hatten, heimlich einen Blick auf sie zu riskieren. Die meisten hatten einfach entsetzliche Angst.
    Eine Befürchtung, die sich schon bald als überaus berechtigt erweisen würde.
    Ihr müsst tun, was ich von Euch verlange, Nicci, sonst zwingt Ihr mich am Ende nur, Euch etwas Grauenhaftes anzutun. Das wollen wir beide nicht. Eines schönen Tages werde ich etwas tun, von dem Ihr Euch nicht mehr erholen werdet.
    Wenn das Euer Wunsch ist, bitte, antwortete sie in Gedanken.
    Es war nicht als Herausforderung gedacht, es war ihr schlicht egal.
    Ihr wisst, das ist nicht mein Wunsch, Nicci.
    Ohne die Schmerzen war seine Stimme kaum störender als eine lästige Fliege; sie achtete nicht auf sie. Stattdessen richtete sie das Wort an die Menge.
    »Habt ihr eigentlich eine Vorstellung, welche Mühen für den Kampf um eure Zukunft aufgewendet werden? Oder erwartet ihr etwa zu profitieren, ohne selbst etwas zu tun? Viele unserer tapferen Soldaten haben im Kampf gegen die Unterdrücker des Volkes, im Kampf für unseren Neuanfang ihr Leben gelassen. Wir kämpfen, damit alle Menschen gleichermaßen am zukünftigen Wohlstand teilhaben können. Ihr seid verpflichtet, uns in unserem Bemühen

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