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Schwester der Finsternis - 11

Schwester der Finsternis - 11

Titel: Schwester der Finsternis - 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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uneigennützig kümmerte sie sich aufopfernd um mich, um einen ihrer Mitmenschen, genau wie Ihr es den Stadtbewohnern befohlen habt.
    Oh, ich wollte sterben. Nie hatte ich geahnt, dass ein Mensch so viele Schmerzen erleiden und trotzdem weiterleben kann. Aber so sehr ich meinen Tod auch herbeisehnte, ich habe überlebt, weil mein Wunsch nach Eurem Tod noch stärker war. Ihr habt mir das angetan. Ich möchte, dass der Hüter seine Fänge in Eure Seele schlägt.«
    Nicci betrachtete ruhig seine bizarren Narben. »Und deshalb seid Ihr gekommen und sinnt auf Rache.«
    »Nein, nicht deswegen. Sondern dafür, dass Ihr mich habt betteln lassen, als meine Männer es hören konnten. Dafür, dass Ihr zugelassen habt, dass andere Menschen hören, wie ich um mein Leben flehe. Aus diesem Grund haben sie mich gerettet – und aus Hass auf Euch. Dafür trachte ich nach Rache – dafür, dass Ihr mich nicht habt sterben lassen, dass Ihr mich zu diesem Leben als Monster verdammt habt, dem Frauen im Vorübergehen Pfennige in seinen Becher werfen.«
    Nicci sah ihn aalglatt lächelnd an. »Nun, Kadar, falls Ihr sterben wollt, den Wunsch kann ich Euch zweifellos erfüllen.«
    Er ließ ihren Arm los, als hätte er seine Finger daran verbrannt. Seine Fantasie verlieh ihr Kräfte, die sie nicht besaß.
    Er spie sie an.
    »Dann tötet mich doch, dreckige Hure. Schlagt mich tot.«
    Nicci ließ ihr Handgelenk vorschnellen und brachte ihren Dacra zum Vorschein, eine messerähnliche Waffe, die die Schwestern bei sich trugen. Sobald der zugespitzte Stab in den Körper eines Opfers gebohrt wurde, ganz gleich an welcher Stelle, wurde dieses durch die Entfesselung ihrer Kräfte augenblicklich getötet. Kadar Kardeef wusste nicht, dass sie über keinerlei Kräfte verfügte; aber auch ohne ihre Kraft war der Dacra immer noch eine tödliche Waffe.
    Klugerweise wich er einen Schritt zurück; er sehnte sich zwar nach dem Tod, fürchtete sich aber auch vor ihm.
    »Warum geht Ihr nicht zu Jagang? Er hätte niemals zugelassen, dass Ihr zum Bettler werdet. Jagang war früher Euer Freund, er hätte sich um Euch gekümmert. Ihr hättet nicht betteln müssen.«
    Kadar Kardeef lachte. »Das hätte Euch gefallen, was? Zu sehen, wie ich mich von den Resten von Jagangs Tafel ernähre. Wie gerne hättet Ihr an seiner Seite gesessen, die Königin der Sklaven, und hättet dabei zugeschaut, wie er mich so tief gesunken sieht und ich mit ansehen muss, wie Ihr mir Eure Krumen zuwerft.«
    »Tief gesunken? Weil Ihr verwundet wurdet? Ihr seid beide schon früher verwundet worden.«
    Er packte abermals ihr Handgelenk. »Für Jagang bin ich als Held gestorben. Er soll nicht erfahren, dass ich bettle wie einer jener schwächlichen Narren, die wir unter unseren Stiefeln zertreten haben.«
    Nicci presste ihm den Dacra gegen den Bauch und drängte ihn damit zurück.
    »Nur zu, tötet mich, Nicci.« Er breitete die Arme aus. »Bringt es zu Ende, wie Ihr es längst hättet tun sollen. Ihr habt doch noch nie ein Werk unvollendet gelassen. Schlagt mich tot, wie ich es schon lange hätte sein sollen.«
    Wieder lächelte Nicci. »Der Tod ist keine Strafe. Jeder Tag, den Ihr lebt, kommt tausend Toden gleich. Aber das wisst Ihr doch inzwischen selbst, Kadar, oder etwa nicht?«
    »War ich tatsächlich so ekelhaft zu Euch, Nicci? Hab ich mich so grausam gegen Euch benommen?«
    Wie konnte sie ihm nur erklären, dass er genau dies getan hatte und wie sehr sie ihn dafür gehasst hatte, dass sie ihm als Leibeigene für sein Vergnügen zur Verfügung stehen musste? Es diente dem Wohl aller, wenn der Orden sich Männern wie Kadar Kardeef bediente. Wie konnte sie es wagen, sich selbst und ihre eigensüchtigen Interessen über das Wohl der Menschheit zu stellen?
    Nicci machte kehrt und hastete die Gasse hinunter.
    »Danke für den Pfennig!«, rief er ihr spöttisch nach. »Ihr hättet mir meine Bitte erfüllen sollen! Das hättet Ihr wirklich, Nicci!«
    Nicci wollte nichts weiter als nach Hause und sich die Läuse aus den Haaren schrubben, denn sie spürte bereits, wie sie sich in ihre Kopfhaut gruben.

64. Kapitel
    Richard zog die Hand, in der er das Stroh hielt, zurück und klopfte sich die Gräserreste von seiner Lederschürze. Seine Arme schmerzten von der mühseligen Arbeit, das leicht mit feinen Schleifschlämmen versetzte Stroh über den Stein zu reiben.
    Doch als er den Glanz des Steins erblickte, den Charakter der Hochglanzpolitur, die Art, wie der Marmor leuchtete, empfand er nichts als

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