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Schwester der Finsternis - 11

Schwester der Finsternis - 11

Titel: Schwester der Finsternis - 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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Gebäude, auf das die Frau gedeutet hatte.
    Angesichts von Niccis plötzlichem Zornesausbruch wagte niemand ihr zu folgen. Eine unweit stehende Frau, zweifellos die Mutter des Mädchens, begann laut zeternd zu protestieren, verstummte aber, als Kardeefs Männer auf sie aufmerksam wurden. Mittlerweile hatte Nicci das völlig verblüffte Mädchen um die Hausecke bugsiert.
    Hinter dem Haus flatterten trostlose, von der groben Behandlung auf dem Waschbrett formlos gewordene und zerknitterte, jetzt straff gespannte und an der Leine festgeklammerte Wäschestücke im Wind, als wollten sie sich mit aller Gewalt befreien; über dem Dach des Gebäudes war der Rauch der Feuerstelle zu erkennen. Die nervöse Frau erwartete sie mit einer großen Schere.
    Nicci führte das Mädchen zu einem mit Wasser gefüllten Zuber, zwang sie auf die Knie hinunter und drückte ihren Kopf unter Wasser. Während das Mädchen sich heftig wehrte, riss Nicci der Frau die Schere aus der Hand. Diese verbarg ihr Gesicht hinter ihrer Schürze, damit man ihr Gewimmer nicht so deutlich hörte, als sie in Tränen aufgelöst die Flucht ergriff, weil sie nicht mit ansehen wollte, wie ein Kind ermordet wurde.
    Nicci zog den Kopf des Mädchens aus dem Wasser und machte sich, noch während es spuckte und nach Atem rang, an die Arbeit, ihr das tropfnasse Haar bis knapp über der Kopfhaut zu stutzen. Als Nicci das letzte durchnässte Büschel abgeschnitten hatte, tauchte sie das Mädchen abermals unter, beugte sich über sie und griff sich einen blassgelben Seifenklumpen vom neben dem Zuber auf der Erde liegenden Waschbrett. Nicci riss den Kopf des Mädchens hoch und begann zu schrubben. Das Mädchen kreischte, schlug mit ihren spindeldürren Armen um sich und zerrte am Riemen um ihren Hals, über den Nicci sie in der Gewalt hatte. Nicci ahnte, dass sie ihr vermutlich wehtat, doch sie nahm darauf keine Rücksicht.
    »Was ist los mit dir?« Nicci rüttelte das nach Luft ringende Mädchen. »Weißt du nicht, dass du vor Läusen nur so wimmelst?«
    »Aber … aber…«
    Die Seife war grob und rau wie eine Raspel. Das Mädchen stieß gellende Schreie aus, als Nicci sie vornüber bog und das Schrubben fortsetzte.
    »Gefällt es dir etwa, den ganzen Kopf voller Läuse zu haben?«
    »Nein…«
    »Muss es aber! Warum solltest du sie sonst haben?«
    »Bitte! Ich will versuchen, mich zu bessern. Ich werde mich waschen. Versprochen!«
    Nicci musste daran denken, wie sehr sie es gehasst hatte, sich an den Orten, an die ihre Mutter sie schickte, mit Läusen zu infizieren. Sie wusste noch genau, wie sie sich mit der gröbsten Seife, die sie finden konnte, eigenhändig abgeschrubbt hatte, nur um gleich darauf woandershin geschickt zu werden, wo sie augenblicklich wieder von Kopf bis Fuß von diesen verhassten Biestern befallen wurde.
    Nachdem Nicci sie ein Dutzend Mal abgeschrubbt und eingetaucht hatte, schleppte sie das Mädchen schließlich zu einem Zuber mit klarem Wasser, in dem sie ihren Kopf hin und her schwenkte, um sie abzuspülen. Heftig blinzelnd versuchte das Mädchen die Augen von dem beißenden Seifenwasser zu befreien, das ihr über das Gesicht lief.
    Nicci fasste das Mädchen unters Kinn und schaute ihr in die geröteten Augen. »Bestimmt sind deine Kleider völlig verlaust und voller Nissen. Du musst deine Kleider jeden Tag auswaschen – vor allem deine Unterwäsche –, sonst werden die Läuse einfach wiederkommen.« Nicci kniff das Mädchen in die Wangen, bis ihm Tränen in die Augen traten. »Du bist etwas Besseres und hast es nicht verdient, verlaust herumzulaufen! Weißt du das etwa nicht?«
    Das Mädchen nickte, so gut dies ging, da Niccis kräftige Finger ihr Gesicht weiterhin festhielten. Obschon gerötet vom Wasser und vor Schreck aufgerissen, waren ihre großen, dunklen, intelligenten Augen noch immer erfüllt vom seltenen Gefühl des Staunens. So qualvoll und beängstigend die Erfahrung auch war – dem hatte sie keinen Abbruch tun können.
    »Verbrenn dein Bettzeug. Beschaff dir neues.« Angesichts der Umstände, unter denen diese Menschen lebten und arbeiteten, schien diese Forderung jedoch aussichtslos. »Deine ganze Familie muss ihr Bettzeug verbrennen. Und ihre gesamte Kleidung waschen.«
    Das Mädchen bekräftigte ihr Versprechen mit einem Nicken.
    Ihr Werk vollbracht, führte Nicci das Mädchen zu der versammelten Menschenmenge zurück. Während sie es mit Hilfe des nietenbesetzten und als Halsband dienenden Riemens vor sich herschob, überkam

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