Schwester der Finsternis - 11
des Mannes traten vor, als es Richard schließlich gelang, ihn zu würgen, bis er erschlaffte. Seine knochigen Hände fielen schwer gegen Richards Schultern.
Unvermittelt packten die Hände Richard ungestüm bei den Haaren.
Narev bekam ein Bein frei und rammte sein Knie in Richards Wunde.
Die Welt erlosch in einem weißen Blitz aus Schmerz.
Benommen erwachte Nicci durch das Geräusch eines leisen, boshaften Lachens. Die Stimme kannte sie, ebenso den Geruch. Kadar Kardeef.
Sie vernahm ein leises Knistern, Knacken und Zischen. Eine Fackel, wie sie erkannte. Er schwenkte sie heftig vor ihrem Gesicht hin und her, so nah, dass sie die entsetzliche Hitze auf ihrer Haut spüren konnte. Brennendes Pech troff herunter und landete auf ihrem Bein.
Nicci schrie vor Schmerz, als sich das Pech in die Haut ihres Oberschenkels brannte.
»Was lange währt, wird endlich gut«, sprach Kadar ihr ins Ohr.
»Es ist mir egal, was Ihr mir antut«, schrie Nicci wütend. »Ich bin froh, dass ich Euch verbrannt habe. Ich bin froh, dass Ihr habt betteln müssen.«
»Oh, nicht mehr lange, dann werdet Ihr ebenfalls betteln. Ihr glaubt es vielleicht nicht, aber Ihr werdet überrascht sein, zu was Feuer einen Menschen treiben kann. Ihr werdet noch erfahren, wie es war. Ihr werdet betteln, ganz bestimmt.«
Nicci versuchte sich mit aller Kraft gegen ihn zur Wehr zu setzen. Wäre Kahlan nur näher gewesen, dann hätte sie den Bann aufheben können. So nah, und doch so fern.
Das Feuer vor ihren Augen machte ihr eine Heidenangst. Aber sie brauchte doch bloß das Band zu kappen, das sie mit Kahlan verband; den Bann musste sie nicht aufheben, um ihre Kraft zurückzugewinnen. Dann konnte sie entkommen. Es würde Kahlan das Leben kosten, aber Nicci würde ihre Kraft zurückgewinnen und konnte daraufhin den Flammen entkommen.
Aber dafür würde sie Kahlan töten müssen.
»Soll ich Euch zuerst das Gesicht verbrennen, Nicci? Euer wunderhübsches Gesicht? Oder vielleicht sollte ich bei Euren Beinen beginnen? Was soll’s denn sein? Die Wahl liegt ganz bei Euch.«
Sich windend, keuchend, versuchte Nicci vor der Hitze auf ihrer Haut zurückzuweichen. Die fauchende Fackel wurde vor ihrem Gesicht hin und her geschwenkt. Ihr war bewusst, dass sie dieses Schicksal verdient hatte, trotzdem versetzte sie die Angst davor in wilde Panik.
Weder wollte sie die Verbindung kappen, um Kahlan umzubringen, noch wollte sie auf diese Weise sterben. Sie wollte nicht, dass ihr Fleisch verbrannte.
»Ich schlage vor, wir fangen ganz unten an, damit wir dich schreien hören können.«
Kadar ließ die Fackel sinken und hielt sie an den Saum ihres Kleides. Nicci schrie auf, als der schwarze Stoff ihres Kleides Feuer fing. Eine solche Angst war für sie eine neuartige Empfindung; zum ersten Mal seit ihren frühen Kindertagen besaß sie etwas, das ihr wichtig war und das sie nicht verlieren wollte: ihr Leben.
In einem Moment blanken Entsetzens erkannte Nicci, dass sie, ganz gleich wie sehr es schmerzen würde, ganz gleich, wie beängstigend es sein würde, Kahlan niemals das Leben nehmen würde. Richard hatte ihr die Antwort gegeben, nach der sie gesucht hatte. Sie hatte bereits zu viel genommen; im Tausch für diese Lektion durfte sie ihr jetzt nicht zuwiderhandeln.
Zwar würde Kahlan wegen ihrer Verbindung zu Nicci dasselbe Schicksal erleiden und desselben qualvollen Todes sterben, aber es würde nicht Nicci sein, die ihn verhängte. Kadar würde ihnen den Tod bringen, nicht Nicci. Sie würde Kahlan niemals töten, um sich selbst zu retten.
Lachend verfolgte Kadar Kardeef, wie ihr Kleid in Flammen aufging. Er hielt Nicci in festem Griff gefangen; sie hatte keine Chance zu entkommen.
Genau in diesem Augenblick sprang ein dunkler Schatten die beiden mitten aus der Luft an und prallte krachend gegen sie. Sie taumelten nach hinten, die Luft ringsum eine einzige Flammenhölle. Als Nicci sich über den Boden wälzte, erlosch das brennende Kleid im Wasser.
Die sie angesprungen hatte, rappelte sich soeben wieder auf und schüttelte den Kopf, als ob sie ihn wieder klar bekommen wollte. Nicci erkannte sie wieder; es war die Mord-Sith, Cara.
Kadar fing sich, sah die Frau und ging mit der Fackel auf sie los.
Nicci warf sich auf Kadar, packte die Fackel mit beiden Händen und drückte sie dem kräftigen, großen Mann ins Gesicht. Das Pech spritzte auf seinen Gesichtsverband aus Lumpen. Nicci hatte gehört, dass Hitze auf bereits verbranntem Fleisch weit schlimmer war als die
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