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Schwester der Finsternis - 11

Schwester der Finsternis - 11

Titel: Schwester der Finsternis - 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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Unterschied zwischen Leben und Tod ausmachte und dass sie diesen Mann vernichten musste.
    Jetzt, endlich, wusste sie auch, wie.
    Hätte doch nur jemand, als sie noch klein war, ihrem Vater diese Gnade erwiesen.

12. Kapitel
    Während Nicci zu Fuß die Straße zwischen dem Stadtrand von Fairfield und jenem Anwesen entlang wanderte, wo Jagang, wie ihr die drei Schwestern verraten hatten, seinen Wohnsitz genommen hatte, glitt ihr Blick suchend über das Durcheinander des umliegenden Feldlagers der Imperialen Ordnung. Sie wusste, irgendwo hier in diesem Abschnitt mussten sie sein; Jagang hatte sie gerne in seiner unmittelbaren Nähe. Reguläre Schlafzelte, Karren und Soldaten bedeckten, einer schwarzen Rußschicht gleich, Felder und Hügel, so weit das Auge reichte. Ein schmutziger, trüber Schatten schien sich über Himmel und Land gleichermaßen gelegt zu haben. Überall auf den dunklen Feldern leuchteten Lagerfeuer wie ein Himmel voller Sterne.
    Der Tag war im Begriff, sich auf bedrückende Weise zu verdüstern, nicht nur, weil es langsam Abend wurde, sondern auch wegen der grauen, schwerfälligen Wolken, die sich fast am gesamten Himmel übereinander türmten. Der in kleinen Böen auffrischende Wind versetzte Zelte und Kleidungsstücke in heftiges Flattern, ließ die Flammen der Lagerfeuer flackern und wehte Rauch mal in diese, mal in jene Richtung. Die Windstöße bewirkten, dass sich einem der faulige Gestank menschlichen und tierischen Kots auf die Zunge legte und jeden angenehmen, wenn auch zarten Essensduft erstickte, der in den Himmel aufzusteigen versuchte. Je länger die Armee an einem Ort verweilte, desto schlimmer wurde es.
    Weiter vorne erhoben sich die eleganten Gebäude des Anwesens über dem trostlosen Unrat zu ihren Fundamenten; dort lauerte Jagang. Da er Zugang zu Schwester Georgias, Rochelles und Aubreys Verstand hatte, würde er wissen, dass Nicci zurück war, und sie erwarten.
    Doch der Kaiser musste sich gedulden; sie hatte vorher noch etwas anderes zu erledigen. Da Jagang nicht in ihren Verstand eindringen konnte, stand es ihr frei, dem nachzugehen.
    In einiger Entfernung erspähte Nicci, was sie suchte; weil sie die kleineren Zelte überragten, konnte sie sie gerade eben erkennen. Die Straße verlassend, schlängelte sie sich durch das dichte, wirre Gedränge der Soldaten und konnte schon von weitem die charakteristischen Geräusche ausmachen, die von dieser speziellen Gruppe von Zelten herüberwehten – sie hörte es über dem Gelächter und Gesinge, dem Knacken der Lagerfeuer, dem Brutzeln des Fleisches in den Kesseln, dem kratzenden Scharren von Schleifstein auf Metall, dem Klirren von Hämmern auf Stahl und dem Rhythmus der Sägen.
    Ausgelassen johlende Soldaten packten sie an Armen und Beinen oder versuchten, als sie, sich einen Weg durch das Chaos bahnend, vorüberkam, ihr Kleid zu fassen zu bekommen. Die rüpelhaften Soldaten lohnten kaum einen Gedanken; sie riss sich einfach los und überhörte ihre spöttischen Liebesbeteuerungen, während sie sich durch das Gedränge schob. Packte ein stämmiger Soldat ihr Handgelenk mit kräftigem Griff und riss sie schwungvoll herum, blieb sie gerade lange genug stehen, um ihre Kraft zu entfesseln und das heftig schlagende Herz in seiner Brust zum Platzen zu bringen. Die anderen Soldaten lachten, wenn sie ihn dumpf aufschlagend zu Boden sinken sahen, denn sie wussten noch nichts von seinem Tode, trotzdem versuchte keiner von ihnen, ihm die Beute, auf die er es abgesehen hatte, streitig zu machen. Sie hörte, wie die getuschelten Worte ›Gespielin des Todes‹ unter den Männern die Runde machten.
    Schließlich fand sie ihren Weg durch diese Spießrutengasse. Soldaten würfelten, aßen Bohnen oder lagen schnarchend auf ihrem Bettzeug neben den Zelten, in denen Gefangene unter Folterqualen schrien. Zwei Soldaten zerrten eine ihre eigenen Eingeweide hinter sich herschleifende Leiche aus einem großen Zelt heraus und wuchteten den erschlafften Körper zu einem wirren Knäuel anderer auf einen Karren.
    Mit dem Finger schnippend winkte Nicci einen unrasierten Soldaten zu sich, der sich von einem anderen Zelt her näherte. »Lasst mich einen Blick auf die Liste werfen, Captain.« Am blauen Leinenumschlag des Rapportbuchs, das er bei sich trug, sah sie, dass er der Dienst habende Offizier war.
    Er musterte sie einen Moment mit finsterer Miene, doch als sein Blick an ihrem schwarzen Kleid hinabwanderte, ging ein Ausdruck des Wiedererkennens über sein

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