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Schwesterlein, komm stirb mit mir

Schwesterlein, komm stirb mit mir

Titel: Schwesterlein, komm stirb mit mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Sander
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lokalisieren und festnehmen.»
    «Mein Reden seit Beginn der Ermittlungen!», rief jemand dazwischen. Stadler blickte in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war, und erkannte den Kollegen aus dem KK   12 , der gegen Liz stänkerte, seit sie als Expertin zu ihnen gestoßen war. Der Kerl nervte ihn, nicht genug jedoch, um sich mit ihm anzulegen.
    Stadler erhob sich. «Ich schlage vor, dass wir uns alle wieder an die Arbeit machen. Die nächste Besprechung ist morgen früh um sieben. Vielleicht ist es im Moment wirklich nicht so wichtig, die Motivation des Täters zu begreifen. Schließlich kennen wir seinen Namen: Jan Schneider. Wir haben sogar ein Foto von ihm. Er wird uns nicht durch die Lappen gehen.»

Sonntag, 3. November, 20:36 Uhr
    Liz gähnte.
    Der junge Beamte, der ihre Aussage protokollierte, lächelte sie verständnisvoll an. Er war freundlich und rücksichtsvoll, trotzdem wünschte sie sich, er möge sie endlich allein lassen.
    Seit Stunden saß Liz in dem kleinen Vernehmungszimmer und beantwortete Fragen. Birgit Clarenberg war mehrfach zwischendurch hereingekommen, hatte sich erkundigt, wie es ihr ging, und ihr süßen Tee, Kekse und eine warme Decke gebracht.
    Dankbar hatte Liz die Fürsorglichkeit der Kriminalbeamtin über sich ergehen lassen. Sie linderte den Schmerz nicht, doch sie gab ihr das Gefühl, die Verantwortung abgeben zu können, zumindest für eine Weile. Nachdem der erste Schock vorüber war, hatte sich eine Art Lähmung in Liz breitgemacht, die noch immer nachwirkte. Sie fühlte sich, als wäre nicht nur ihr Körper, sondern auch ihre Seele in eine flauschige Decke gehüllt und so gegen die Außenwelt abgeschirmt.
    «Wir haben es gleich geschafft», sagte der Beamte. Er hatte mehrfach seinen Namen genannt, doch Liz hatte ihn sich nicht merken können. «Ich fasse noch einmal zusammen: Sie haben den Mann im Notarztwagen nie zuvor gesehen. Sie haben weder seine Stimme noch sein Gesicht erkannt.»
    «Ich konnte sein Gesicht kaum sehen», unterbrach Liz müde.
    «Gut. Sie konnten sein Gesicht nicht erkennen. Aber er hat Sie geduzt und mit Ihrem Vornamen angeredet. Richtig?»
    «Das habe ich doch schon ein Dutzend Mal erzählt.»
    «Ich möchte sichergehen, dass ich alles korrekt festgehalten habe.» Der junge Mann fuhr mit den Fingern über die Tastatur.
    Liz kam der Gedanke, dass dies hier womöglich sein erster wichtiger Fall war.
    Es klopfte, die Tür wurde geöffnet. Stadler trat ein, gefolgt von Birgit und Miguel.
    «Und? Wie weit seid ihr?», fragte Stadler.
    «Fertig», erwiderte Liz und gähnte erneut.
    Der junge Polizist räusperte sich. «Ich weiß nicht …»
    «Lass gut sein für heute.» Stadler bedeutete ihm, den Raum zu verlassen.
    Als der Beamte fort war, nahm Stadler auf dem Stuhl Platz und wandte sich erneut an Liz. «Bei der Besprechung sind einige Fragen aufgekommen, die ich gern mit dir durchgehen würde. Aber nur, wenn du es dir zutraust.»
    Liz betrachtete ihn. Er wirkte ausgelaugt. Auch wenn er nicht persönlich betroffen war, schien es ihm ähnlich schlecht zu gehen wie ihr. Dabei hatte der Tag so vielversprechend begonnen. Dunkel erinnerte Liz sich an das Glücksgefühl, als sie Linda Franke lebend in dem Kofferraum gefunden hatte. Wie weit weg dieser Augenblick schien! Wie in einem anderen Leben. «Schieß los», sagte sie.
    Stadler beugte sich vor. «Warum hat Jan Schneider unsere Kollegin am Leben gelassen? Warum hat er Linda nicht getötet? Dass er keine Unbeteiligten umbringen will, können wir nun ja wohl ausschließen.»
    Liz schluckte. «Ja, da habe ich mich getäuscht», räumte sie ein. «Vermutlich habe ich mir gewünscht, dass es so ist, und sein Verhalten deshalb falsch interpretiert.»
    «Und was glaubst du jetzt?», fragte Birgit.
    «Dass es ihm Spaß macht, Herr über Leben und Tod zu sein. Er spielt Gott. Jemanden ohne besonderen Grund am Leben zu lassen, bereitet ihm einen ähnlichen Kick wie das Töten. Er gibt und er nimmt, wie es ihm gerade beliebt.»
    Birgit schüttelte den Kopf. «Wie irre.»
    «Irre und gefährlich», ergänzte Miguel.
    «Und die Sache mit dem Krankenwagen? Gilt dafür die gleiche Erklärung?», fragte Stadler. «Hat er auch Gott gespielt, als er den Notarzt niederschlug und seine Stelle einnahm? Er hätte dich töten können, stattdessen hat er mit dir geplaudert.»
    Liz bekam eine Gänsehaut, als sie an den Mann dachte, der ihr so beängstigend nahe gekommen war. «Ich halte es für möglich, dass er mir die Spritze

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