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Schwesterlein, komm stirb mit mir

Schwesterlein, komm stirb mit mir

Titel: Schwesterlein, komm stirb mit mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Sander
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hast doch gesagt, dass –»
    «Anweisung von oben. Zivilisten sind aus dem Fall herauszuhalten. Vor allem solche, die persönlich betroffen sind. Wenn du eine psychologische Einschätzung brauchst, wende dich an die OFA .»
    «Aber …» Stadler verschlug es die Sprache.
    Sobotta legte die Hände auf den Schreibtisch. «Es ist mir ernst, Georg. Die Psychologin ist raus. Gib mir dein Wort, dass du dich von ihr fernhältst, bis der Fall abgeschlossen ist!»
    Er sollte sich von ihr fernhalten? Warum so plötzlich? Hatte etwa jemand herausbekommen, dass Liz zweimal bei ihm übernachtet hatte, und falsche Schlüsse gezogen?
    «Georg?», beharrte Sobotta. «Habe ich dein Wort?»
    «Schon gut», sagte Stadler schroff. «Ich hab verstanden.»
    «Das reicht nicht. Versprich es!»
    Entgeistert starrte Stadler ihn an.
    Sobotta hielt seinem Blick stand.
    Stadler rang mit sich. Er war kurz davor, alles hinzuschmeißen. «Ich verspreche, dass ich Elisabeth Montario bei den weiteren Ermittlungen in diesem Fall nicht mehr zu Rate ziehen werde», presste er schließlich hervor. «Aber ich halte das für einen großen Fehler.»

Dienstag, 5. November, 9:42 Uhr
    Es klopfte. Von irgendwoher drangen die Laute an ihr Ohr, so hartnäckig und unausweichlich, dass sie Liz aus dem Schlaf rissen. Verwirrt fuhr sie hoch und öffnete die Augen. Es war hell, fahles Tageslicht schimmerte durch die Vorhänge.
    «Frau Montario, sind Sie wach?», rief eine Stimme hinter der Tür. Nicht die Polizistin, die Liz in der vergangenen Nacht Gesellschaft geleistet hatte, sondern eine Fremde. Vermutlich ihre Ablösung, oder besser gesagt die Freundin, mit der Ruth Kröppke sich die Wohnung teilte. Offenbar teilten sie sich auch Liz’ Bewachung. Es musste ein großer Gefallen sein, den diese Ruth Kröppke Stadler schuldete.
    «Was ist denn?», fragte Liz schlaftrunken zurück.
    Die Tür wurde behutsam geöffnet. Eine junge Polizistin in Uniform schob sich ins Zimmer und wedelte mit einem Umschlag. «Entschuldigen Sie die Störung, Frau Montario. Eine Nachricht von Kriminalhauptkommissar Stadler. Ich dachte, es könnte wichtig sein.» Sie reichte Liz den Umschlag und verschwand.
    Liz gähnte. Ein Blick auf die Uhr verriet ihr, dass sie mehr als zwölf Stunden geschlafen hatte. Das weckte sie endgültig. Bestimmt gab es neue Entwicklungen. Sie sprang aus dem Bett und lief ins Bad. Unter der Dusche versuchte sie sich vorzustellen, wo Hendrik sich verstecken würde. Alles, was er bisher getan hatte, deutete darauf hin, dass er seinen Taten eine symbolische Bedeutung verlieh. Und dass er kein Risiko scheute. Außerdem wollte er Liz anlocken, also musste er irgendwo warten, wo sie ihn finden konnte. Es musste etwas mit ihnen beiden zu tun haben. Mit ihrer Kindheit. Ein Platz, an dem sie häufig gespielt hatten? Oder ein Urlaubsort? Das Haus an der Nordsee, wo sie früher einige Male die Ferien verbracht hatten?
    Liz zermarterte sich das Hirn, doch ihr fiel kein Ort ein, der bedeutsam genug gewesen wäre. Als Kinder hatten sie vor allem im Garten ihres Elternhauses und auf der Straße gespielt. In der ruhigen Wohnsiedlung in Duisburg hatte es kaum Verkehr gegeben, und sie hatten mit ihren Fahrrädern Rennen veranstaltet, ohne von Autos gestört zu werden. Eine Hütte, ein Versteck im Wald – an so etwas konnte sie sich nicht erinnern.
    Liz drehte das Wasser ab und griff nach dem Handtuch. Sie stellte sich vor den Spiegel und betrachtete ihr Gesicht. Die Ähnlichkeit mit ihrem Vater war nicht zu übersehen. Die blasse Haut, das widerspenstige rote Haar, die großen grünen Augen. Hendrik, hatte sie immer angenommen, kam nach ihrer Mutter. Dunkles Haar und noch dunklere Augen, schmale Nase, ausgeprägtes Kinn. In Wahrheit trug er die Züge seines leiblichen Vaters, eines Mannes, von dem er nicht einmal den Namen kannte. Eine Träne lief Liz über die Wange. Von ihrer Mutter war nichts Sichtbares zurückgeblieben, weder in ihr noch in Hendrik. Sie war gestorben, ohne Spuren zu hinterlassen, fast so, als hätte sie nie gelebt.
    Zurück im Schlafzimmer zog Liz Jeans und einen Rollkragenpullover an und band die Haare zu einem Pferdeschwanz zusammen.
    Dann setzte sie sich aufs Bett und öffnete den Umschlag, den Stadler ihr geschickt hatte. Sie zog das Blatt Papier heraus, überflog die wenigen Sätze und stöhnte entsetzt auf.

Dienstag, 5. November, 10:08 Uhr
    Zum wiederholten Mal sah Birgit auf die Uhr. Schon nach zehn. Wo steckte Stadler? Sie nahm ihr Handy und

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