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Schwesterlein, komm stirb mit mir

Schwesterlein, komm stirb mit mir

Titel: Schwesterlein, komm stirb mit mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Sander
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ihre Augen waren zusammengekniffen, Regentropfen liefen ihr über die blassen Wangen.
    «Mit mir. Ich bin einfach nicht in der Stimmung.»
    «Komisch», sagte sie. «Ich habe gehört, dass du eigentlich immer in Stimmung bist.»
    Er versteifte sich. «Dann hat dich jemand falsch informiert.»
    «Auch gut.» Sie drehte sich abrupt um und marschierte davon.
    Er wandte sich ebenfalls ab und begann, in die andere Richtung zu laufen. Was war nur in ihn gefahren? Mit einer Kollegin zu vögeln wäre schlimm genug gewesen, aber eine Kollegin aufzureißen und ihr dann einen Korb zu geben, war idiotisch. Linda würde ihm von nun an die Arbeit zur Hölle machen. Sie und all ihre Freundinnen bei der Kriminaltechnik. Genau aus diesem Grund waren Kolleginnen tabu. War er von allen guten Geistern verlassen?
    Sein Handy vibrierte. Er wollte es schon ausschalten, als er sah, wer der Anrufer war.
    «Sie haben genau eine Minute», sagte Montario. «Also nutzen Sie sie gut.»

Donnerstag, 24. Oktober, 7:31 Uhr
    Liz schlüpfte gerade in ihren Mantel, als das Telefon auf der Dielenkommode klingelte. Rasch hob sie ab. Deborah schlief noch, und Liz wollte nicht, dass sie wach wurde.
    «Lizzie, Kind, bist du das?»
    Liz schloss kurz die Augen. «Morgen, Mama. Jetzt gerade ist es ganz schlecht, ich bin auf dem Weg zu einem wichtigen Termin.»
    «Ich halte dich nicht lange auf. Es ist doch nur, weil ich mir Sorgen mache.»
    «Sorgen? Ist etwas mit Papa? Sein Herz?»
    «Es geht ihm gut. Ich habe ihm auch nichts von dem Mann erzählt. Um ihn nicht aufzuregen.»
    «Von welchem Mann? Mama, ich bin wirklich in Eile, kann ich dich zurückrufen?»
    «Natürlich, Kind.» Sie klang enttäuscht.
    Liz kämpfte gegen ihre Schuldgefühle an. «Ich melde mich, sobald ich kann. Dann erzählst du mir in Ruhe, was los ist, ja? Versprochen.»
    Als Liz aufgelegt hatte, stand Deborah im Türrahmen. Genau wie am Tag zuvor, als Liz mit Marianne Burgmüller telefoniert hatte. Deborahs Schlaf war anscheinend doch nicht so tief, wie es den Anschein hatte. «Stress mit der Familie?»
    Liz rieb sich die Stirn. «Tut mir leid, ich wollte dich nicht wecken.»
    Deborah winkte ab. «Ich bin topfit.» Sie gähnte. «Ich wollte dir viel Glück wünschen. Soll ich dir dreimal über die Schulter spucken?»
    Liz grinste. «Ich gehe nicht auf die Bühne, sondern zur Polizei, und das voraussichtlich auch nur für ein paar Tage. Bis ich die Akten durchgearbeitet und ein Täterprofil erstellt habe.»
    «Na ja, eine Art Auftritt ist das aber schon», beharrte Deborah. «Eine Premiere sogar, und zwar vor einem sehr kritischen Publikum. Vor allem wenn man bedenkt, dass dich längst nicht jeder Polizist dieses Landes ins Herz geschlossen hat. Die werden dich sicher mit Argusaugen beobachten.»
    Liz stöhnte. «Danke, Deb, das steigert mein Selbstvertrauen ins Unermessliche.»
    «Du lässt dich doch von so ein paar Uniformfuzzis nicht ins Bockshorn jagen, oder?» Sie stemmte die Hände in die Hüften. «Weißt du was? Heute Abend koche ich uns was, und dann machen wir es uns gemütlich und du berichtest mir, wie es war. Dann können wir gemeinsam über die Kerle ablästern.» Sie wurde ernst. «Vielleicht möchtest du mir dann ja auch erzählen, was wirklich los ist.»
    «Was wirklich los ist?»
    «Du und dieser Bulle. Ich möchte schon gern wissen, warum du ein so großes Geheimnis daraus machst, womit er dir zu nahe getreten ist.» Sie sah Liz eindringlich an. «Ich dachte, wir sind Freundinnen.»
    Liz griff nach dem Schlüssel und fuhr mit dem Finger über das blanke Metall. Warum eigentlich nicht? Wenn dieser Stadler die Wahrheit kannte, sollte Deborah auch Bescheid wissen. Vielleicht war es an der Zeit, sich der Vergangenheit zu stellen.
    «Abgemacht», sagte sie. «Heute Abend erzähle ich dir etwas über mich, das sogar die dramatische Lebensgeschichte deiner durchgeknallten Nadine in den Schatten stellt. Also sieh zu, dass genug Wodka im Haus ist.»
    Noch bevor die verdutzte Deborah etwas erwidern konnte, zog Liz die Tür hinter sich zu und eilte die Treppe hinunter. Es goss mal wieder in Strömen, auf den Straßen war die Hölle los, und Liz kam zehn Minuten zu spät im Präsidium an. Stadler erwartete sie im Foyer, die Hände in den Taschen seiner Designerjeans vergraben, das Gesicht unergründlich.
    «Frau Montario, es freut mich, dass Sie bereit sind, uns zu helfen», sagte er förmlich, so als wären sie sich nie zuvor begegnet. «Ich habe Ihnen einen Arbeitsplatz besorgt,

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