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Schwesterlein, komm stirb mit mir

Schwesterlein, komm stirb mit mir

Titel: Schwesterlein, komm stirb mit mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Sander
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nicht. Ich bin heute ziemlich kaputt.»
    «Macht nichts. Ich krieg dich schon wach.»
    Daran hatte er keinen Zweifel. Er ignorierte die blinkende rote Warnlampe und nickte. «Also gut.»
    Sie rutschte von seinem Schreibtisch und ging mit wippenden Schritten zur Tür. «Dann bis nachher, Cowboy.»

Mittwoch, 23. Oktober, 11:44 Uhr
    Liz nahm die Kaffeetasse und setzte sich an ihren Schreibtisch. Sie hatte zwei Tabletten genommen, und langsam ließ das Pochen in ihrem Schädel nach. Ihr Blick fiel auf das Handy. Drei Anrufe in Abwesenheit. Stadler war offenbar in die nächste Phase übergegangen, keine SMS mehr, sondern Anrufe. Aber sie hatte nicht vor, sich weichklopfen zu lassen. Was wollte er überhaupt? Sie hatte getan, worum er sie gebeten hatte, ihr Job war beendet. Oder ging es um das Abendessen, das er ihr versprochen hatte? Darauf verzichtete sie gern.
    Sie betrachtete die Telefonnummer, die sie im Internet herausgesucht hatte und die auffordernd auf dem Bildschirm flimmerte. Bevor sie die Ziffern in die Tastatur ihres Handys eintippte, lauschte sie. Doch Deborah schlief offenbar noch tief und fest. Die Glückliche! Vielleicht sollte Liz sich doch etwas von der Lebensphilosophie ihrer Freundin abgucken.
    Sie hob das Telefon ans Ohr und lauschte dem Freizeichen. Schließlich meldete sich eine Frau. « Ja? Burgmüller.»
    «Mein Name ist Elisabeth Montario, ich würde gern mit Herrn Friedrich Burgmüller sprechen.»
    «Der ist nicht da.»
    «Und wann ist er wieder zu Hause?»
    «Was wollen Sie denn von ihm?» Die Frau klang argwöhnisch, fast verängstigt.
    Liz überlegte. «Es geht um seine Arbeit.»
    «Mein Mann ist in Rente.»
    «Ich meine seine frühere Arbeit.»
    «Sie haben immer noch nicht gesagt, was Sie wollen, Frau …?» Sie klang abweisend, Liz spürte, dass sie kurz davor war, aufzulegen.
    «Montario, Dr. Montario.» Sie räusperte sich. «Es geht um einen ehemaligen Schüler Ihres Mannes.»
    «Dazu hat mein Mann nichts zu sagen.»
    «Ich würde ihn trotzdem gern selbst fragen.»
    «Ich sage ihm Bescheid, dass Sie angerufen haben.» Die Frau legte auf, ohne Liz nach einer Telefonnummer zu fragen.
    Liz lehnte sich zurück. «Blöde Kuh.»
    «Ärger?» Deborah stand in der Tür, ihr Haar war zerzaust, in ihrem Gesicht zeichneten sich die Falten der Bettdecke ab.
    Liz winkte ab. «Nichts Wichtiges. Möchtest du Kaffee?»
    «Au ja. Und danach telefonierst du mit diesem Kommissar und hörst dir an, was er zu sagen hat. Ich wünschte, mir würde einer elf Nachrichten schicken, um sich zu entschuldigen.»
    Liz starrte sie ungläubig an.
    «Ich meine es ernst.» Deborah verschränkte die Arme.
    «Woher weißt du …?»
    «Du warst noch sehr gesprächig gestern Nacht, nachdem wir die Flasche Wodka bei der Tanke geholt hatten.»

Mittwoch, 23. Oktober, 20:43 Uhr
    Sie saßen über ihrem dritten Alt, und Linda plauderte unermüdlich. Nachdem ihr klargeworden war, dass sie Stadler nicht aus seiner Schweigsamkeit zerren konnte, hatte sie offenbar beschlossen, für sie beide zu reden. Ihm war das nur recht. Sie schien nicht einmal zu erwarten, dass er zuhörte.
    «Das ist doch echt unverschämt, oder?», sagte sie gerade, und er nickte geflissentlich.
    «Ich rede zu viel, stimmt’s?» Sie legte ihm die Hand auf den Oberschenkel, zu hoch, um als kameradschaftliche Geste durchzugehen.
    Er spürte einen Kloß im Hals.
Scheiße.
    «Das liegt daran, dass ich nervös bin», erklärte Linda.
    «Nervös?», fragte er, die Stimme seltsam belegt.
    Ihre Hand rutschte noch ein Stück höher, ihm brach der Schweiß aus. Wenn er sie jetzt nicht wegschob, war das ein Ja.
    «Ich will es, du willst es, aber es ist trotzdem verdammt schwierig, den Einstieg zu finden. Ich meine, wenn man sich schon so lange kennt und jeden Tag zusammenarbeitet.»
    «Was?»
    «Sex», sagte sie. «Ich rede von Sex. Und hier sitzt mindestens ein anderer am Tisch, der ebenfalls daran denkt.» Ihre Hand war inzwischen angekommen, Stadler stöhnte, als sie sanft zudrückte.
    «Lass uns hier verschwinden», flüsterte sie.
    Er stolperte hinter ihr her auf die Straße. Es regnete noch immer, Tropfen platschten ihm ins Gesicht.
    Linda zerrte ihn am Arm. «Ich wohne gleich da drüben.»
    Doch er hatte plötzlich keine Lust mehr. Er blieb stehen, vergrub die Hände in den Hosentaschen. «Du, sei mir nicht böse, aber ich fahre lieber nach Hause.»
    Sie starrte ihn an.
    «Es hat nichts mit dir zu tun, Linda.»
    «Womit dann?» Sie betonte jede Silbe,

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