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Schwesterlein, komm stirb mit mir

Schwesterlein, komm stirb mit mir

Titel: Schwesterlein, komm stirb mit mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Sander
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gefunden oder mitgebracht?»
    Sie zuckte die Schultern. «Keine Ahnung. Die Polizei hat mir nicht viel erzählt. Sie wollten mich nicht mal ins Haus lassen, aber ich habe mir das Zimmer trotzdem angesehen.»
    «Und?»
    «Alles voller Blut. Fast wie bei dem Mord an Leonore Talmeier.»
    Stadler rieb sich das Kinn. Die Geschichte wurde immer seltsamer. «Wo wohnen Ihre Eltern?»
    «Am Stadtrand von Hannover.»
    «Ich rufe morgen früh auf dem Präsidium dort an und schaue, was ich in Erfahrung bringen kann.» Er sah sie an. «Wenn Sie möchten.»
    Sie nickte stumm.
    Stadler streckte die Hand nach ihrer Flasche aus. «Auch noch eine?»
    Wieder nickte sie, ohne ein Wort zu sagen.
    Stadler ging in die Küche und nahm zwei weitere Flaschen aus dem Kühlschrank. Bevor er ins Wohnzimmer zurückkehrte, stellte er sich ans Fenster und blickte auf die Straße hinunter. Ein merkwürdiges Gefühl kribbelte in seinem Bauch, eine Ahnung, dass sich etwas zusammenbraute, das so riesig, so ungeheuerlich war, dass es seine Vorstellungskraft überstieg. Blödsinn! Vermutlich war er einfach nur völlig übermüdet und zugleich nervös, weil in seinem Wohnzimmer eine unglaublich attraktive Frau saß und er keine Ahnung hatte, was sie von ihm erwartete.
    Als er zurückkehrte, saß sie mit angewinkelten Beinen da, den Kopf auf die Knie gestützt. Ihre Stiefel standen neben dem Sofa auf dem Boden.
    Er reichte ihr die Flasche.
    Sie nahm einen Schluck, sah ihn an. «Was, wenn das kein gewöhnlicher Einbruch war?», fragte sie leise.
    Wieder dieses Kribbeln im Bauch. «Wie kommen Sie darauf?»
    «Der brutale Angriff. Auf beide. Das viele Blut. Meine Mutter hat bestimmt nicht versucht, ihn aufzuhalten. Es gab keinen Grund, sie niederzustechen.»
    «Solange wir die Details nicht kennen, ist das reine Spekulation», sagte Stadler. «Manchmal verhalten sich Menschen in Extremsituationen völlig anders, als man es von ihnen erwartet.» Er starrte auf den Parkettboden, während er nach einer passenden Formulierung suchte. «Haben Sie – ich meine, wissen die Kollegen in Hannover …»
    «… dass die Opfer dieses Einbruchs die Eltern eines berüchtigten Serienkillers sind?» Sie klang bitter.
    Stadler räusperte sich. «Möglicherweise –»
    «Nein, das wissen Ihre Kollegen nicht», unterbrach Liz ihn schroff. «Und ich habe auch nicht vor, es ihnen zu erzählen.
Sie
hoffentlich auch nicht.» Ihre Augen blitzten. «Die Vergangenheit hat wohl kaum etwas mit dem zu tun, was der Einbrecher meinen Eltern angetan hat. Sie haben genug gelitten. Es fehlte gerade noch, dass sich diese alte Geschichte herumspricht. Ich habe keine Lust, in der Zeitung von der Ironie des Schicksals oder sonst irgendeinem scheinheiligen Scheiß zu lesen.»
    Stadler hob die Hände. «In Ordnung. Von mir wird niemand etwas erfahren.» Zumindest so lange nicht, wie es keinen Hinweis auf einen Zusammenhang zwischen der Vergangenheit und den aktuellen Ereignissen gibt, fügte er in Gedanken hinzu. «Allerdings haben Sie selbst gesagt, dass Sie daran zweifeln, dass es ein gewöhnlicher Einbruch war.»
    Liz starrte ihn an. Doch statt Wut schimmerten erneut Tränen in ihren Augen. Hastig wischte sie sie weg. «Ich weiß doch auch nicht, was ich glauben soll», sagte sie leise. «Es ist so unbegreiflich. Gestern noch war ich erleichtert, weil meine Mutter nicht ans Telefon gegangen ist, und heute würde ich ihr gern stundenlang zuhören, wie sie von ihren Erscheinungen erzählt.»
    «Erscheinungen?»
    Liz nahm einen Schluck Bier. «Sie hat ihn überall gesehen. Hendrik. Alle paar Wochen kam ein Anruf, und sie berichtete mir, wo und wie sie ihm begegnet ist. Mal war es im Einkaufszentrum, mal beim Bäcker, mal bei einem Spaziergang.» Sie fuhr mit dem Finger über den Flaschenrand. «Vielleicht wäre es leichter gewesen, wenn sie ein Grab gehabt hätte, das sie hätte besuchen können.»
    «Es gibt kein Grab?»
    «Natürlich gibt es irgendwo eins. Mein Bruder musste ja beerdigt werden. Mein Vater hat das geregelt, ohne uns einzuweihen. Vermutlich wollte er uns schützen.»
    «Verstehe», murmelte Stadler, obwohl es ihm schwerfiel, das zu verstehen.
    «Jan Schneider», sagte Liz. «Er hat doch den Richter, der ihn verurteilt hat, getötet und –»
    «Liz! Bitte, machen Sie sich nicht verrückt! Das sind vage Vermutungen aufgrund der Recherchen von Ruben Keller. Wir wissen nicht einmal, ob es sich bei Jan Schneider und Jan Hendricks tatsächlich um ein und dieselbe Person handelt. Und

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