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Schwesterlein, komm stirb mit mir

Schwesterlein, komm stirb mit mir

Titel: Schwesterlein, komm stirb mit mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Sander
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Hendrik auf und schwenkte ein Tuch. «Komm Liz, ich habe eine Überraschung für dich.»
    Er verband ihr die Augen und führte sie behutsam durch den Garten. Liz platzte fast vor Neugier und Vorfreude, denn Hendrik hatte immer ganz besonders verrückte Ideen. Schließlich zog er ihr das Tuch vom Gesicht.
    Im ersten Augenblick konnte Liz nichts erkennen außer dem großen Holunderbusch, der ganz hinten im Garten stand. Dann sah sie die Barbie. Sie war nackt und hing kopfüber an einem Ast. Um ihr linkes Bein war eine Kordel gewickelt, das andere hielt sie im rechten Winkel vom Körper abgespreizt, was den Unterleib der Puppe auf obszöne Art entblößte. Das lange blonde Haar floss dem Boden entgegen, um den schlanken Hals war das geblümte Kleid gewickelt, so als wäre die Barbie damit stranguliert worden.
    Vor Entsetzen hatte Liz kein Wort herausgebracht. Erst als Hendrik neben ihr zu lachen begann, löste sich ihre Erstarrung. Und sie schrie, wie sie noch nie in ihrem Leben geschrien hatte.

Freitag, 1. November, 12:43 Uhr
    «Was ist eigentlich los, verdammt?», brüllte Stadler und knallte das Telefon zurück in die Halterung. «Warum tun alle Kollegen so, als wollte ich sie aushorchen, wie oft sie mit ihrer Frau schlafen? Ich dachte, wir ziehen alle an einem Strang?»
    Birgit schmunzelte. «Vielleicht liegt es nicht an den Fragen, sondern an der Art, wie du sie stellst.»
    «Ach ja? Wie viel Geduld muss ich denn noch aufbringen? Beim wievielten Mal darf mir endlich der Kragen platzen?» Stadler sprang auf und lief im Büro hin und her.
    «Das kommt darauf an, wie wichtig es dir ist, eine Antwort zu bekommen», antwortete Birgit gelassen. Sie griff nach einer Bonbontüte. «Was ist denn los? Wir haben zwar einen Haufen Mist um die Ohren, aber das setzt dir doch sonst nicht so zu. Vor allem nimmst du es normalerweise nicht so persönlich.»
    Stadler blieb stehen. «Liz Montario war gestern Abend bei mir.»
    Birgit nahm ein Bonbon und legte den Kopf schief.
    «Nein, nicht so, wie du denkst. Sie wollte nicht allein sein.»
    Birgits Blick wurde noch skeptischer.
    «Ja, ich weiß …», nahm Stadler ihren Einwand vorweg. «Normalerweise würde eine Frau, die nicht allein sein will, eher ihre beste Freundin anrufen als einen Polizisten, den sie nur flüchtig kennt. Aber in diesem Fall wollte sie vielleicht einen Profi an ihrer Seite. Ihre Mutter ist gestern von einem Einbrecher getötet worden.»
    «Du lieber Himmel!»
    «Vorhin habe ich die Kollegen in Hannover angerufen, weil ich wissen wollte, wie die Ermittlungen vorangehen, aber niemand wollte mir etwas sagen.»
    «Wie blöd.» Birgit wickelte das Bonbon aus.
    «Und gerade habe ich zum ich weiß nicht wievielten Mal versucht, die Akte von Jan Schneider zu bekommen. Erst haben die Kollegen in Bonn die ganze Zeit behauptet, sie könnten die Akte nicht einfach so herausgeben, und jetzt ist sie angeblich verschwunden.»
    Birgit sah ihn aufmerksam an. «Vielleicht stimmt es. Ist ja nicht so, als würde das hier in Düsseldorf nicht auch hin und wieder passieren. Akten gehen verloren, manchmal einfach so, manchmal hilft jemand nach, aber niemand spricht darüber. Hast du es schon bei der Staatsanwaltschaft versucht? Die müssten doch eine Kopie besitzen.»
    Stadler schnaubte. «Vergiss es. Die mauern total.»
    «Dann würde ich an deiner Stelle nach Bonn fahren und das vor Ort klären.» Sie hielt ihm die Tüte hin.
    Er winkte ab. «Würde ich ja gern. Aber ich kann hier nicht weg. Nicht, solange unser Serienkiller frei herumläuft.»
    Birgit nickte. «Das ist richtig. Apropos Serienkiller: Hast du diesen Herrn Dr. Bootz inzwischen erreicht?»
    Herrmann Bootz war der letzte Besitzer eines Porsche Cayenne mit Sonderlackierung, den sie noch nicht befragt hatten. Alle anderen hatten sie inzwischen ausschließen können, weshalb sie die Suche auf ganz NRW ausgeweitet hatten. Bootz saß im Aufsichtsrat eines großen Konzerns und lebte in einer Villa in Meerbusch. Im Augenblick machte er gemeinsam mit seiner Frau Urlaub in seinem Ferienhaus im Tessin.
    «Mit dem habe ich heute auch schon telefoniert. Und der macht ebenso dicht wie die Kollegen in Bonn und Hannover. Er hat jede meiner Fragen mit einer Gegenfrage beantwortet, er wollte mir nicht mal sagen, ob er mit seinem Wagen in Urlaub gefahren ist oder ob der in Meerbusch in der Garage steht. Arrogantes Arschloch.»
    «Einen Beschluss für eine Durchsuchung der Garage kriegen wir wohl kaum», sagte Birgit resigniert.

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