Schwesterlein, komm tanz mit mir
sagte er, «Sie wissen, womit wir es zu tun haben. Sie müssen offen zu mir sein. Wie ist Ihre ehrliche Meinung über Dr. Michael Nash?»
«Ich finde es unethisch von ihm, unter Vorspiegelung falscher Tatsachen für ein psychologisches Sachbuch zu recherchieren», sagte Weiss vorsichtig.
«Sie weichen aus», sagte Vince zu ihm. «Wenn Sie im Zeugenstand wären, wie würden Sie ihn dann beschreiben?»
Weiss wandte den Blick ab. «Einzelgänger», sagte er tonlos.
«Er verdrängt. An der Oberfläche nett, aber im Grunde antisozial. Hat vermutlich tief verwurzelte Probleme, die sich schon in der Kindheit bemerkbar machten. Allerdings ist er ein geborener Heuchler und könnte die meisten Kollegen täuschen.»
Chris spürte, wie das Blut in seinen Schläfen pochte.
«Hat Darcy sich mit diesem Mann getroffen?»
«Ja», flüsterte Nona.
«Doktor», fuhr Vince rasch fort, «ich möchte mich sofort mit dieser jungen Frau in Verbindung setzen und feststellen, was für eine Anzeige er aufgegeben hat.»
«Meine Patientin hat sie mitgebracht, um sie mir zu zeigen», sagte Weiss. «Ich habe sie in meiner Praxis.»
«Erinnern Sie sich vielleicht, ob sie mit den Worten
Suche junge Frau, die gerne tanzt
begann?» fragte Vince.
Als Weiss sagte: «Ja, so lautete sie», meldete sich Vinces Piepser. Er griff nach dem Telefon, wählte und bellte seinen Namen. Nona, Chris, Dr. Weiss und Ernie warteten in absoluter Stille, als sie sahen, daß die Falten auf Vince D’Ambrosios Stirn sich vertieften. Während er den Hörer noch in der Hand hielt, sagte er: «Dieser Spinner Len Parker hat gerade angerufen. Er war Darcy gefolgt. Sie kam aus dieser Bar und stieg in den gleichen Kombiwagen, mit dem Erin Kelley in der Nacht wegfuhr, als sie verschwand.» Er hielt inne und sagte dann knapp: «Es ist ein schwarzer Mercedes, zugelassen auf Dr. Michael Nash aus Bridgewater, New Jersey.»
«Sie fahren heute einen anderen Wagen.»
«Diesen benutze ich meist auf dem Land.»
«Sie sind früh von Ihrem Kongreß zurückgekommen.»
«Der Redner, für den ich einspringen sollte, konnte schließlich doch noch kommen.»
«Ach so. Michael, Sie sind reizend, aber ich möchte heute abend eigentlich gleich nach Hause.»
«Was haben Sie gestern abend gegessen?»
Darcy lächelte. «Eine Dose Suppe.»
«Lehnen Sie den Kopf zurück und ruhen Sie sich aus.
Schlafen Sie, wenn Sie können. Mrs. Hughes wird ein gemütliches Feuer und ein fabelhaftes Abendessen machen, und dann können Sie auf dem ganzen Heimweg schlafen.»
Er streckte die Hand aus und streichelte sanft ihr Haar.
«Ärztliche Anordnung, Darcy. Sie wissen, daß ich mich gern um Sie kümmere.»
«Es ist schön, wenn sich jemand um einen kümmert.
Oh!»
Sie griff nach dem Autotelefon. «Darf ich schnell meine Sekretärin anrufen? Ich hatte versprochen, mich bei ihr zu melden.»
Er legte seine Hand auf ihre und drückte sie. «Ich fürchte, das wird warten müssen, bis wir im Haus sind. Das Telefon ist kaputt. Und jetzt entspannen Sie sich einfach.»
Darcy wußte, daß Bev mindestens noch einige Stunden im Büro bleiben würde. Sie schloß die Augen und begann einzuschlummern. Als sie durch den Lincoln-Tunnel fuhren, schlief sie fest.
«Wir lassen Nashs Wohnung überprüfen», sagte Vince.
«Aber er würde sie niemals dorthin oder in seine Praxis bringen. Der Portier würde sie sehen.»
«Darcy sagte mir, sein Anwesen in Bridgewater sei ein Besitz von vierhundert Morgen. Sie ist schon zweimal dort gewesen.» Nona stützte sich auf den Schreibtisch, um nicht zu zittern.
«Wenn er ihr heute abend also vorgeschlagen hätte, mit ihm hinzufahren, würde sie keinen Verdacht schöpfen.»
Vince spürte wachsenden Zorn auf sich selbst.
Ernie kam aus dem Nebenzimmer zurück. «Ich habe mit den Beschattern gesprochen. Doug Fox ist zu Hause in Scarsdale. Jay Stratton ist mit irgendeinem späten Mädchen im ‹Park Lane›.»
«Damit fallen sie aus.» Das ergibt einen Sinn, dachte Vince wütend. Nash hinterließ am selben Abend, an dem er mit ihr wegfuhr, auf Erins Anrufbeantworter die Nachricht, sie solle ihn zu Hause anrufen. Ich habe nie daran gedacht, dem nachzugehen. Jetzt hinterläßt er bei Darcys Sekretärin eine falsche Nachricht und tut vermutlich so, als hätte die Sekretärin ihm gesagt, wo er Darcy finden könne. Wir wissen, daß Darcy ihm vertraut. Natürlich steigt sie in seinen Wagen. Und wenn dieser Spinner Parker sie nicht verfolgt hätte, wäre wohl auch sie spurlos
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